Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Soziale Unruhen, die Folgen - und das Finanztest-Glücksspiel

26.04.2009  |  Manfred Gburek
Nachdem der Goldpreis erwartungsgemäß wieder über 900 Dollar je Unze gestiegen ist, wende ich mich heute ausnahmsweise dem aktuellen Thema Nummer eins der Deutschen zu: soziale Unruhen. Denn es hängt indirekt mit dem Thema Inflation zusammen und dieses wiederum mit dem Thema Gold. Dem Edelmetall werde ich heute zum Schluss noch einige Worte widmen, und zwar aus einem weiteren aktuellen Anlass: Die Zeitschrift Finanztest hat dazu gleich mehrere Böcke geschossen.

Wie ernst soll man die Warnungen vor sozialen Unruhen nehmen? Sehr ernst, auf jeden Fall viel ernster, als nach den jüngsten Äußerungen von Präsidentschaftsbewerberin Schwan und DGB-Chef Sommer (incl. den daraufhin lawinenartigen, extrem gereizten Reaktionen zahlreicher Politiker) zu befürchten wäre. Denn die Konflikte sind schon längst ein internationales Phänomen (was unter anderem die Mittelmeer-Anrainer unter den EU-Ländern und die Kanaren von Seiten der afrikanischen Bootsflüchtlinge deutlich zu spüren bekommen). Sie werden in Deutschland von Politikern durch die Neiddiskussion geschürt ("zu hohe" Managergehälter, "böse" Steuerhinterzieher, bald womöglich auch "unsoziale" Vermieter), die wirkliche Zahl der Arbeitslosen (nicht nur die laut Statistik) wird noch vor der Bundestagswahl dramatisch steigen, und später droht die Inflation.

Macht der Mob erst einmal die Straßen unsicher, werden Politiker zu den - bisher nur scheinbar bewährten - üblichen Mitteln und Methoden greifen: mehr soziale Leistungen (möglichst finanziert durch die "Reichen"), Steuererhöhungen, zusätzliche Staatsschulden sowie weitere Konjunkturprogramme, dann anstelle der problematischen Abwrackprämie solche von der Sorte "Infrastruktur" und "Klimaschutz" (am besten beide kombiniert), das Ganze begleitet von ständigen Aufrufen zur Solidarität. Was am Ende dabei herauskommt, steht in den Sternen. Als sicher kann auf jeden Fall gelten, dass weder Politiker noch Zentralbanker noch internationale Institutionen (IWF, Weltbank, BIZ u.a.) wirklich wissen, was von wem in welcher Reihenfolge jetzt zu tun sei, nur um die größten Probleme zu bewältigen. Und was den Mob betrifft: In Großbritannien ist er längst auf Banker losgegangen, hat ihre Autos und Villen beschädigt; in Frankreich sind wilde Streiks und Geiselnahmen en vogue. Deutschland kann wahrlich keine Insel der Seligen bleiben.

Dass in Anbetracht solcher Zustände Sicherheit groß geschrieben wird, kann da nicht verwundern. Nur sollten Sie gerade jetzt aufpassen, dass Sie als Anleger nicht auf die eine oder andere Schein-Sicherheit hereinfallen. Dazu braucht man nicht unbedingt zum x-ten Mal die isländische Kaupthing Bank mit ihren gelackmeierten deutschen Kunden zu erwähnen, Schein-Sicherheit gibt es z.B. auch bei Anleihen, Lebensversicherungen, Fonds, Zertifikaten und Immobilien.

Warum wohl rentieren Anleihen von Konzernen wie Daimler oder Metro zu mehr als 6%, dem Doppelten der um 3% pendelnden Umsatzrendite von Bundesanleihen? Weil Anleger mit ihnen ein größeres Risiko eingehen. Da Kapitallebensversicherungen zum größten Teil in Anleihen investiert sind, werden ihre Kunden in späteren Jahren ein blaues Wunder nach dem anderen erleben. Denn die Kombination von aktuell niedrigen Zinsen und potenziell fallenden Anleihenkursen wird die Ablaufleistungen zwangsläufig sinken lassen. Fonds, ursprünglich zur Risikostreuung gedacht, sind zum größten Teil längst so spezialisiert, dass die sich bestenfalls zur Spekulation eignen. Wie Zertifikate funktionieren, wissen nur noch wenige Spezialisten. Und Immobilien bergen nicht allein die üblichen Standort- und Vermietungs-, sondern auch erhebliche Liquiditätsrisiken, die sogar bis zu den eigentlich zur Risikostreuung gedachten, zwischenzeitlich zum Teil eingefrorenen und damit illiquiden offenen Immobilienfonds reichen.

Schön wär´s, wenn Sie sich auf die Sicherheit nur bei Ihren Geldanlagen konzentrieren müssten. Doch leider bringt die Krise auch eine ganze Reihe weiterer Risiken mit sich. Vom Mob war schon die Rede. Greifen wir die Arbeitslosigkeit als einen seiner Auslöser heraus. Hier gibt es jenseits aller Statistiken, so schrecklich sie sein mögen, ein viel gravierenderes Problem: In Deutschland dominieren unter den Arbeitnehmern die Angestellten und Arbeiter, nicht die Selbständigen. Das ist im Prinzip jahrzehntelang gut gegangen. Die Selbständigen haben sich größtenteils von allein daran gewöhnt, mit dem Auf und Ab von Konjunktur und Krise fertig zu werden. Die Arbeitnehmer hatten das in geringerem Maß nötig, konnten sie sich doch weitgehend auf das soziale Netz verlassen.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"