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Chinas Strategie (Teil III)

02.05.2009  |  Dr. Dietmar Siebholz
Ich verrate Ihnen ein persönliches Geheimnis: Als ich für 13 Jahre im Raum Stuttgart wohnte, habe ich mit Heisshunger schwäbische Literatur in der dortigen Mundart gelesen und mich köstlich ergötzt. Sie glauben ja nicht, über welch blumige Ausdrücke dieses sonst so zurückhaltende Völkchen verfügt. Der leider verstorbene Mundartdichter Thaddäus Troll hat dies in seinen Werken so wundervoll bewiesen. Wie oft habe ich laut und buchstabengetreu gelesen, um klangmäßig den Sinn der gelesenen Worte zu verstehen. Oder können Sie glauben, dass "dodrze" schlicht "dazu" heisst? Nur, wenn Sie es schon einmal aus dem Munde eines Schwaben gehört haben, können Sie dies lautmalerisch nachvollziehen.

Der Schwabe liebt dazu deftige und klare Aussagen, das hat mir sehr gut gefallen. Worte wie "Heckebärlesschwätzer", "Lole", "Halbdackel" und "Lumpeseckel" blieben mir in Erinnerung (Schwaben mögen mir meine möglichen Schreibfehler verzeihen).

Diese Vielzahl von meist negativen und aggressiven schwäbischen Bezeichnungen könnte ich den Unternehmern, den Finanzinstituten und den alles besser wissenden Politikern entgegenschleudern, wenn ich nur an die Schwerpunkte einer weltweiten Strukturpolitik denke. Damit ich aber die Deutschen nicht schone, lassen Sie mich nochmals betonen, dass ein Volk (ich meine das deutsche), was zumeist spezielle und extrem teure Waren produziert, diese dann als Exportweltmeister verkauft und darin seine Zukunft sehen will, sich diese Versager nicht leisten kann, die es führen. Aber da wir ja nicht hören wollen, sondern es fühlen müssen, sollten wir uns in der Zukunft auf einiges einstellen.

Warum ich mich so errege? Da schreibe ich seit Jahren, dass unsere Zukunft in der Hochtechnologie und in der technologischen Führerschaft liegt. Da mahnen nicht nur ich, sondern Berufenere, dass wir nicht in den Sozialstaat und dies dann noch europaweit investieren sollten, sondern in Bildung und Hochschulen. Da weiß nun jedes Kind, dass wir außer der extrem teuren Steinkohle und der umwelttechnologisch problematischen Braunkohle über keine Rohstoffe verfügen (die Tatsache, dass Deutschland - wie mir ein Fachmann berichtete - von allen in der Welt derzeit geltenden Steuergesetzen, -Verordnungen, -Erlassen und -Nichtanwendungserlassen - knapp 60%!!! zu vertreten hat, ist zwar weltmeisterlich, hat aber leider nichts mit den Zukunftsaspekten der Rohstoffe, sondern eher mit dem Gegenteil zu tun).

Und so sanieren wir mit unsereren Steuergeldern alle die, die in den vergangenen Jahren sich mit Schrott und Unsinn die Taschen vollgeladen haben - dazu teilweise noch exterritorial, also ohne die deutschen Steuerbehörden mit dem Verständnis komplexer Gestaltungen von Finanzprodukten zu belasten - mit Umsummen von Milliardenbeträgen. Da bleibt für die Zukunftssicherung nichts übrig. Pardon, natürlich gibt es eine Auswirkung im Hinblick auf die Zukunftssicherung: Ich bin mir absolut sicher, dass diese Sanierung die künftigen Generationen mit ihren Abgaben zu finanzieren haben. Das ist leider mehrmals sicherer als Norbert Blüms "sichere Rente". Dazu fällt mir nur noch der witzige Spruch meines alten Lateinlehrers ein, der meine falsche Übersetzung des lateinischen Ausspruches "mors certa, hora incerta" (richtig übersetzt heißt das wohl: "Der Tod ist sicher, seine Stunde ungewiss") noch so verballhornte "totsicher geht diese Uhr falsch..." Ja, unsere Uhren gehen totsicher falsch.

In einer kürzlich veröffentlichten Stellungnahme habe ich auf die von mir seit Jahren beobachtete Politik der chinesischen Regierung hingewiesen, die ihre Kapitalressourcen so eindrucksvoll und nachhaltig in sinnvolle Anlagen umwandelt.

Nein, ich rede nicht als Goldfan von den erhöhten Goldreserven, denn da hat China ja nur den Schrott, den sie so preiswert einschmelzen, dass viele Länder ihren Goldschrott dort bearbeiten lassen, gleich bei sich gelassen und ihre eigene Goldproduktion erst gar nicht mehr der Welt angedient haben (nur zum besseren Verständnis: China ist derzeit der weltgrößte Goldproduzent), nein ich spreche von der chinesischen Politik, den so ungeliebten Dollarbestand in richtige Substanzen umzuwandeln und sich da auf die Rohstoffe zu konzentrieren, die die technologische Zukunft beeinflussen werden. Ja, die Chinesen wissen, was sie behalten und was sie der Welt weitergeben. Nach dem Motto "die guten ins Töpfchen, die schlechten den anderen..."

Heute erhielt ich die Nachricht, dass wieder eines der Unternehmen (und zwar Lynas) bei einem Eigentümer aus dem Reich der Mitte gelandet ist, Lynas, die ich so sehr schätze und der ich eine prächtige Zukunft vorhergesagt habe. Und das zu Konditionen, die mich schlicht zur Weißglut bringen. Warum?

Vor einiger Zeit nahm ich in Hongkong an einer Tagung von Fachleuten zum Thema "Technologie und Seltene Erden" teil. Ein chinesischer Teilnehmer zitierte Deng Xiao Ping mit dem Ausspruch "der Nahe Osten hat sein Öl, wir haben die Seltenen Erden". Ich hielt das damals für vermessen, habe mich aber in die Materie eingearbeitet und weiß heute, dass Deng ein weiser Mann war: Wenn Sie die neuen Technologien und deren Rohstoffbedarf kennen, dann wissen Sie, dass Deng recht hatte. Nicht umsonst beliefert gerade China den Weltmarkt zu mehr als 90% mit Seltenen Erden und raten Sie, was die Wirtschaftsführer aus dem Reich der Mitte seit Jahren tun? Sie trachten danach, sich auch die anderen Lagerstätten weltweit zu sichern. Warum wohl? Aus Altruismus, damit die Welt sicher ihren Bedarf an Seltenen Erden decken kann? Wohl eher nicht.




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