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Das Goldkartell: Eine Kurzchronik

16.05.2009  |  James Turk
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Wie also steuert die Regierung den Goldpreis? Sie rekrutieren Goldman Sachs, JP Morgan Chase und die Deutsche Bank, die es an ihrer Stelle richten: Sie machen die Geschäfte, die den Zwecken der Regierung dienen. Diese Banken sind das Goldkartell. Ich glaube nicht, dass es noch irgendwelche anderen Kartellmitglieder gibt, vielleicht mit Ausnahme der Citibank als Junior-Mitglied. Das Kartell agiert mit stillschweigender Deckung durch die US-Regierung, welche die Verantwortung für alle Verluste trägt, die den Kartellmitgliedern beim Goldpreis-Management entstehen. Zudem wird das physische Metall bereitgestellt, das für die Durchführung der Handelsstrategien des Kartells erforderlich ist. Wie kam es zur Entstehung des Goldkartells?

Etwa um 1990 kam es zu einem abrupten Wechsel der Regierungspolitik. Diese Politik wurde von damaligen Chairman der US-Notenbank, Alan Greenspan, umgesetzt und zielte darauf ab, die Banken zu retten, die damals, wie auch heute wieder, insolvent waren. Die Steuerzahler ließ man schon wegen der dreistelligen Milliardenbeträge zappeln, die für den Bailout des kollabierten Saving&Loan-Sektors gebraucht wurden - weitere Steuerlasten waren daher nicht haltbar. Er hatte dafür eine Alternative parat.

Greenspan sah im freien Markt eine Gans, die goldene Eier legt und unendlich tiefe Taschen hatte; und mehr noch: Die US-Regierung selbst konnte in diese Taschen greifen, einfach indem sie ihr kolossales Gewicht - nämlich ihre finanziellen Ressourcen - spielen ließ. Diese Ressourcen konnten für zeitlich abgepasste Interventionen im freien Markt verwendet werden - zusammen mit ihrer propagandistischen Macht, wenn die Medien eingeschaltet würden. Kurz: Damals war es einfacher, insolvente Banken mit Gewinnen, die den freien Märkten abgezockt wurden, zu retten, als Steuern zu erhöhen.

Die Banken kamen an diese Profite, indem die US-Notenbank die Ertragskurve steiler zulaufen ließ: Die langfristigen Zinssätze blieben relativ hoch, während die kurzfristigen niedriger lagen. Um an diesen weiten Spread zu kommen, setzten die Banken Hebel ein: Sie nahmen kurzfristige Kredite auf, um mit dem eingehenden Kapital langfristige Papiere zu kaufen. Dieses Ungleichgewicht zwischen Aktiva und Passiva wurde unter dem Namen Carry-Trade bekannt.

Der Japanische Yen bot sich für die Kreditaufnahme besonders an. Am japanischen Aktienmarkt war es 1990 zu einem Crash gekommen; die Bank von Japan verfolgte eine Null-Prozent-Zinspolitik, um die japanische Wirtschaft wieder anzukurbeln. US-Banken konnten Japanische Yen zu einem Zinssatz von 0,2% aufnehmen und US-Treasury-Notes mit einer 8%igen Verzinsung ankaufen. Die Differenz steckten sie ein; eine Praxis die mit Blick auf die Gewinne der Banken und den Wiederaufbaus der Kapitalgrundlagen Wunder wirkte.

Gold wurde aufgrund der niedrigen Verzinsung ebenfalls zu einem bevorzugten Vehikel für Kapitalaufnahmen. Das Gold kam aus den Tresoren der Zentralbanken. Diese lehnten allerdings die Offenlegung der verliehenen Mengen ab, was den Goldmarkt undurchsichtig werden ließ. Jetzt war er auch reif für Interventionen durch Zentralbanker, die ihre Entscheidungen hinter verschlossenen Türen trafen. Die von den Zentralbanken verliehenen Mengen wurden auf Grundlage zahlreicher, von der GATA veröffentlichter Analysen zuverlässig geschätzt - es handelt sich um 12.000 bis 15.000 Tonnen. Das entspricht fast der Hälfte der gesamten Bestände aller Zentralbanken und dem vier- bis sechsfachen der jährlichen Produktionsmenge von 2500 Tonnen. Die Banken stürzten sich förmlich auf den Gold-Carry-Trade.

Der Carry-Trade war ein Geschenk an die Banken, das ihnen von der US-Notenbank beschert wurde. Obendrein hatte es den Effekt, dass Yen und Gold gegenüber dem Dollar nicht stiegen, weil dieses Ungleichgewicht zwischen US-Anlagevermögen auf der einen Seite und den Verpflichtungen in Yen oder Gold auf der anderen nicht abgesichert wurde. Doch dann zogen leider Gottes Gold und Yen an. Hätte man sie jedoch zu weit steigen lassen, wäre es bei diesen Carry-Trade-Positionen der Banken zwangsläufig zu laufenden Verlusten gekommen. Das war ein wirklich großes Problem, denn angesichts des Umfangs der Carry-Trades wären die Verluste der Banken durchaus beträchtlich gewesen.




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