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Wann platzt die Mutter aller Blasen?

23.05.2009  |  Dr. Dietmar Siebholz
- Seite 2 -
Vor drei Jahren schrieb ich einen Kommentar zu der staatlich garantierten Emission einer Anleihe einer französischen Institution, die den einzigen Zweck hatte, die bereits realisierten und verbuchten Verluste der staatlichen Krankenkasse auszugleichen. Anleihen mit dem reinen Zweck, erlittene Verluste auszugleichen? Würden Sie solche Titel kaufen, hinter denen nicht eine sinnvolle Investition steht, sondern nur noch die Finanzierung zum Ausgleich von Verlusten? Was hat eine solche Anleihe für einen Sinn? Doch wohl nur, die Konsequenzen der bisherigen Verschwendung der von der Politik verblendeten konsumorientierten derzeit lebenden Generation auf die nächste zu verlagern.

Wenn es also eine vernünftige und sinnvolle Statistik geben sollte, dann wäre es die, die den Nachweis der Mittelverwendung von Staatsanleihen und öffentlichen Schulden führt. Auf diese werden Sie aber lange warten müssen, denn mit diesen Daten würden uns allen die Augen übergehen, wie unsere finanzielle Zukunft und die unserer Kinder aussehen wird. In der Schuldenbedienung von bereits konsumierten Wohltaten, nicht einmal von Investitionen. Wie diese Schulden bezahlt werden, werden wir sehen, sicherlich nicht über die Erzwingung von Sparhaushalten was ja nichts anderes ist, als die Zurücknahme von Haushaltsansätzen mit vormals weitaus höherer Neuverschuldung (das nennen unsere Volksvertreter dann "Sparen") oder durch allgemeines Sparen, sondern durch das Mittel der Geldentwertung: Die Politik besteht auf der Aufrechterhaltung des Nominalwertprinzips, sonst würde ja die Schuldentilgung der Staaten qua Inflation nicht funktionieren.

Obwohl es solche Zahlen nicht gibt, können wir diese schätzen: Wenn die Diskussion, ob die Haushaltsneuverschuldung noch verfassungskonform ist oder nicht, wieder beginnt, dann wissen Sie, dass unser Grundgesetz vorschreibt, dass die Neuverschuldung nur in Höhe der Investitionen erlaubt ist. Wenn schon vor zwanzig und mehr Jahren mit Investitionen "Schreibtische in der Verwaltung, Ausrüstung von Polizeifahrzeugen" etc. bezeichnet wurden, um die Verfassungstreue der Haushalte zu dokumentieren. denn eines wissen wir doch heute schon sicher, dass die aktuell emittierten Anleihen vielleicht mit maximal 40 Mrd. € pro Jahr für vermeintliche oder als solche deklarierte Investitionen verfassungskonform sind, alle darüber hinausgehenden Anleihen aber zur Ablösung von Altschulden, deren Zinsen und zur Abdeckung von neu eingegangenen Verbindlichkeiten dienen.

Ich nenne diese Entwicklung einen Paradigmenwechsel in der Emission von Staatsanleihen oder umgangsdeutsch: "Löcherstopfen durch neue Schulden", ein einfaches aber leider letales (das ist kein Schreibfehler, ich meine tatsächlich letal = tödlich) Prinzip, das die Leistungsfähgkeit jeder Volkswirtschaft zwangsläufig zerstört. Es ist durch die Zwänge der Zinseszinsberechnung eine finanzielle Zeitbombe. Zweitausend Jahre Menschheitsgeschichte bestätigen dies nachdrücklich.

Die zweite Problemwelle - die ja im Prinzip der eben geschilderten übergeordnet ist, besteht in der grundsätzlichen Fehlinterpretation von Geld und Kapital und der ungebremsten Geldschöpfung durch Politik und Notenbanken. Ich möchte es wie folgt kurz auf einen Nenner bringen; ich habe noch gelernt, dass die (Spar-)Kapitalbildung so vonstatten geht, dass eine Leistung (sei es ein Produkt oder eine Dienstleistung) vollendet, diese Leistung vom Vertragspartner honoriert wird und nach Abzug aller Kosten dem Leistenden als Liquidität für seine Gewinnverwendung oder als Kapital zur Verfügung steht. Kapitalbildung setzt also immer eine vorhergehende Leistung voraus. Die aktuelle Geldschöpfung ist mitnichten als eine solche Kapitalbildung zu verstehen. Die Notenbank ist der Auffassung, der Geldumlauf solle aus konjunkturellen Überlegungen erhöht werden.

Da es bei der Geldschöpfung der Notenbanken ja keiner Leistung bedarf, die ja bei der antiquierten Auffassung, wie Geld und Kapital zu bilden sind, Voraussetzung war, muss also der Staat der Notenbank einen Schuldschein geben, der in der Aktivseite der Bilanz der Notenbank als Forderung der Notenbank (oder Schuld des Staates) ausgewiesen wird, während auf der Passivseite der Notenbank-Bilanz die Verbindlichkeit durch die Ausgabe des neuen Geldes erscheint. Was bedeutet das? Es ist einfach, Kapital entsteht als Folge abgeschlossener Leistungen, Geld durch die Schuldaufnahme des Staates über die Notenbanken. Dabei werden beide mit dem gleichen Wert betrachtet. Das ist niederträchtig, weil der Staat ohne Leistung Geld schaffen kann, der Einzelne aber dafür vorher eine richtige Leistung erbringen muss. Diese Handlungsweise ist ein lächerliches und unfaires Kunstvehikel, das die Individuen benach- und den Staat bevorteilt. Die Politik nennt dies "Vermögen schaffen durch Schuldaufnahme". Welch horrender Unsinn!

Warum sind diese Systemänderungen so bedeutsam, fragen Sie? Der Markt für die Rentenwerte ist weltweit der größte aller Märkte. Das allein zeigt schon, dass sich die Welt über Schulden finanziert und diese werden sich - wenn nicht nach Steuern verdient - durch Zins und Zinseszins weiter erhöhen. Das wäre an sich schon extrem gefährlich, denn irgendwann einmal - und das wissen Sie und ich und jeder Politiker - ist dieser Automatismus an seinem Ende angelangt. Potenziert wird diese Problem aber durch die unbestreitbare Tatsache, dass sich der Preis des Geldes, nämlich der Zins - nicht frei entwickelt. Wer- so frage ich - ist so unbeschreiblich fahrlässig, bei einer realen Geldentwertung von sagen wir einmal 3% und einer entsprechenden steuerlichen Belastung Geld für zehn Jahre mit einem Zinssatz von 3,25% an den Staat oder sonst irgendwen zu verleihen? In der Tat sind in den letzten Jahren die realen Zinsen - also die Zinserträge nach Abzug der Inflation (die auch noch geschönt errechnet wird) unter 0% gelegen.Viele Staaten finanzieren ihre Haushalte inzwischen mit kurzfristigen Titeln. Wehe ihnen, wenn dann der Markt erwacht, und angesichts der Bonitäts - und Inflationsrisiken marktkonforme Zinsen gefordert werden.

Höhere Zinsen und dies im Zusammenhang mit der extremen Verschuldung werden den Sprengsatz liefern, den ich dann als Platzen der "Mutter aller Blasen" bezeichne.

Woher kann der Auslöser für dieses Platzen kommen?
  • 1. Aus der Abrechnung der unendlich großen Zinsderivate, die über lange künftige Perioden zur Sicherstellung von Darlehenszinsen gegeben wurden.

  • 2. Aus der Weigerung der Sparer weltweit, einem oder mehreren Staaten weiteren Kredit zu den "falschen Zinssätzen" gewähren zu wollen. Stichworte: Island, Ukraine etc.

  • 3. Aus der Liquidation von Staatsanleihen, weil die Mittel für andere Verwendungen benötigt werden oder Pensionseinrichtungen aus dem Neuzufluss ihre Verflichtungen nicht mehr erfüllen können oder wegen der Unverkäuflichkeit anderer Titel im Portefeuille Staatsanleihen zwangsläufig veräußert werden müssen.

  • 4. Durch eine Abstufung in der Bonitätsbewertung einzelner Schuldner oder sogar Länder




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