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Wann platzt die Mutter aller Blasen?

23.05.2009  |  Dr. Dietmar Siebholz
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Als den einen und zwar den wichtigsten Kandidaten für die Auslösung dieser Systemzerstörung sehe ich die USA an, die Kriege führt, den Konsum finanziert und die Spareinlagen reduziert, also ihr Kapital fast zur Hälfte aus dem Ausland bezieht. Daher verfolge ich die Zu- und Abfluss-Statistiken (solange man sie noch bekommen wird) der US-Verwaltung. Die aktuellste Erkenntnis ist, dass man im Jahre 2008 eine Unterdeckung bei den Kapitalab- und Zuflüssen von mehr als 250 Mrd. US$ erlitten hat und die Unterdeckung im Jahre 2009 bis Ende März allein schon den Betrag von fast 350 Mrd. US$ erreicht hat.

Niemand sagt uns übrigens, wie die ganzen Hilfsprogramme für die notleidenden Finanzinstitute finanziert werden; na klar, über Anleihen und staatliche Sonderemissionen - also durch zusätzliche Schuldaufnahme - Aber gekauft werden müssen diese Titel von den Sparern, Vermögensverwaltern und Währungsreservenbesitzer dieser Welt. Aus den Statistiken der US-Verwaltung kann man aber deutlich entnehmen, dass diese potentiellen Käufer inzwischen streiken und die US-Notenbank die Anleihen nun selbst kaufen muss, was nichts weiter bedeutet, als "Gelddrucken ohne Gegenleistung". Sie und ihre Medien nennen dies euphemistisch "quantitative easing" (mengenmäßige Erleichterungen). Achtung bei solchen neuen Begriffen; man will uns einlullen. Wie nennt man den Todesschuss gegenüber einem Kriminellen, der andere bedroht? Nicht "Todesschuss", sondern "finaler Rettungsschuss". Soviel zur sprachlichen Klarheit unserer Politiker...

Die Schönfärber sehen diese Gefahr auf uns zukommen und argumentieren gerade im Hinblick auf die Besitzer der größten Währungsreserven wie folgt: "China und Japan müssen weiterhin US-Staatstitel kaufen, sonst würden sie den inneren Wert ihrer mehr als 3.000 Mrd US-Dollar-Reserven gefährden". Das nenne ich nach den oben beschriebenen Wortspielen "politisches Pfeifen im dunklen Walde". Erstens sind die Handelsüberschüsse der beiden als Muster genannten Exporteure bereits tief in den Keller gefahren, so dass diese kaum noch Überschüsse zum Anlegen in US-Titeln erzielen; zum zweiten beginnt China mit der stillen Umwandlung ihrer Reserven in andere Anlagemedien (Gold, Rohstoffe, Rohstoff-Produzenten, Währungskredite an Handelspartner etc.) und vor allem in Infrastrukturmassnahmen. Diese vormals treuen Abnehmer werden kurz über lang ausbleiben und was dann? Wer finanziert die (in deutscher Sprache) Billionen oder (in englischer Sprache schon inflationierend "Trillions") für die staatlichen Sicherungsprogramme? Mir fällt niemand ein, vielleicht Ihnen?

Was dürfte die Folge einer derartigen Verweigerungshaltung für den Rentenmarkt sein? Wer diese erheblichen Risiken kennt und sie trägt, erwartet einen Risikozuschlag beim Zins. Die schwache Verfassung der Weltwirtschaft verbietet aber die Erhöhung eines der größten Kostenpositionen, nämlich des Zinses. Wer gibt nach? Ich vermute, es wird der Schwächere, also der Schuldner sein. Es sei denn, er setzt seine militärische Stärke ein.

Ich weiß es nicht genau, was passieren wird. möchte aber zu dem Zeitpunkt, an dem die Welt erkennt, dass unsere Kaiser allesamt nackt sind, mich der Empfehlung eines Freundes anschließen, der da sagte, dass er zu diesem Zeitpunkt gern als Muschelsammler auf Nauru leben würde. Recht hat er: Wenn die größte Blase aller Zeiten, nämlich die Schuldtitelblase platzen wird, muss man total umdenken..

Achten Sie auf die Vorzeichen, auf also langsame Zinserhöhungen, auf nicht platzierte Neuemissionen z.B. von Großbritannien oder den USA, auf verstärkte Ausgabe von inflationsgesicherten Anleihen, schlicht auf die Veröffentlichungen über die Auflösung der chinesischen vormals in US$ nominierten Reserven und oder auf Bonitätsabstufungen von großen Schuldnerländern wie Großbritannien, die USA, Japan usw.

Ach ja, da lese ich gestern in einem führenden Wirtschaftsblatt, "China kauft weiterhin US-Staatstitel", was ja heissen soll, es ist ja gar nicht so schlimm mit diesem Risiko. Dieser tiefgründige Journalist übersieht bei seiner Analyse (die mich arg an den deutschen Kriegsfilm "Kolberg" aus den letzten Monaten des 2. Weltkrieges erinnert), dass es für die USA schon ausreicht, dass man ihnen die neuen Anleihen nicht mehr oder nur teilweise abnimmt. Man muss die alten im Besitz befindlichen Titel gar nicht auf den Markt werfen und damit der Schuldige am Debakel sein. Wer schon einmal geschäftlich mit Chinesen zu tun hatte, wird wissen, dass sie eine geschickte Strategie verfolgen; natürlich werden sie zur Beruhigung der Märkte zwar weniger aber immerhin noch neue Anleihen zeichnen, dies lauthals verkünden, denn sonst würden ja ihre alten Bestände durch Kursverluste dezimiert, aber im weitaus größerem Masse werden die vorhandenen Reserven still umgeschichtet (nein, sie sind nicht so stupide, die US-Titel am Markt zu veräußern, sondern sie verwerten sie anders:

Als Kollateral für die Finanzierung von Firmenkäufen und Rohstoffkäufen, als Gegenwert für Kreditlinien in anderen Währungen z.B. in brasilianische Real, südafrikanische Rand, als Gegenwert für den Ankauf des in China in den letzten Jahren geschürften Goldes, das gar nicht mehr auf den Markt kommt, sondern gleich zur Notenbank wandert etc). Ich wette, die Chinesen werden die Dollarreserven schon bei den anderen Nationen loswerden.

Mir fehlt jedwede Phantasie, um mir für das Szenario, das beim Platzen der Anleihenblase einsetzt, Einzelheiten vorzustellen. Ich habe als Kind in den letzten Tagen in der von Adolf, dem Bärtigen als solche erklärten "Festung Breslau" schon einiges erlebt, und das, was mit dem Platzen der Bondsblase geschehen wird, dürfte an Intensität dem damals Erlebten sicherlich in nichts nachstehen.

Um auf meine Einleitung zurückzukommen: Es fehlen schon so viele Sektgläser in der Weltrentenmarkt-Pyramide, dass irgendeiner der Akteure am Weltrentenmarkt in nächster Zeit genau DAS EINE GLAS herausnehmen wird, ja sogar muss, das dann zum sprichwörtlichen Ausscheiden fast aller aus dem Wettbewerb führen wird.

Nur die Mutigsten sind also aufgefordert, Rentenwerte zu erwerben um die implodierenden Staatsfinanzierungen zu retten.


© Dr. Dietmar Siebholz
Wthlz2@gmx.de



Nachsatz: Soeben kommt die Meldung herein, dass Moody´s Japan gleich um zwei Stufen in der Bonitätsbewertung herabgesetzt hat. Warum nicht die USA, die ohne wesentliche Spareinlagen sind?



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