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Inflation oder Deflation - Gold wird König …

25.05.2009  |  Clive Maund
Seitdem sich die Welt im August 2007 über den definitiven Wendepunkt hinausbewegte, befindet sie sich fest im Griff deflationärer Kräfte; bisher haben diese schon Portfolios und Rentenpläne verwüstet, Millionen von Menschen haben sie den Arbeitsplatz gekostet.

Diese deflationäre Implosion war aus struktureller Sicht letztendlich nicht zu vermeiden, fraglich war eher, wann sie eintreten und weniger, ob sie überhaupt eintreten würde. Es musste dazu kommen, weil sich Schulden und schuldenfinanzierte Aktivitäten in unhaltbarem Ausmaß aufgebläht hatten. Die jahrelange und gezielte Umgehung dieser notwenigen, rezessiven Korrekturkräfte und die kontinuierliche Ausweitung dieser riesigen Schuldenblase auf bisher ungekannte Extreme (durch sogenannte Finanzsteuerung, "financial engineering", besonders via Derivate) führten zur kritischen Instabilität des Systems.

Diese Systemblase wurde derart instabil, dass sie, wenn sie erst einmal platzte, einen wasserfallartigen Prozess der Entfremdkapitalisierung in Gang setzen würde. Dieser Vorfall oder diese Krise, welche die Blase platzen ließ, war - wie wir wissen - das Subprime-Hypothekendebakel.

Eine deflationäre Implosion wäre der Preis gewesen, den man für den jahrelangen Exzess hätte zahlen müssen; diese deflationären Kräfte wären zudem essentiell für eventuell folgendes, zukünftiges Wachstum gewesen, das wieder von einer stabilen Basis ausgehen hätte können.

Aber die Politiker und Regierungen dieser Welt - unfähig oder nicht willens, die wirtschaftlichen Verschlechterungen und die eventuell daraus resultierenden politischen Instabilitäten in Kauf zu nehmen - versuchten in vielen Ländern stattdessen immer wieder, diese Kontraktion durch enorme Steigerungen des Geldangebots zu umgehen. Sie erhielten schließlich auch tote Institutionen und Körperschaften aufrecht, die eigentlich nach allen ökonomischen Gesetzen, und ganz allgemein aus einem kapitalistischen Blickwinkel, auf der Strecke hätten bleiben müssen.

Damit wurde eine zutiefst anormale Situation geschaffen: Massive und in keinster Weise zu stoppende Deflationskräfte trafen auf substanzielle und rücksichtslose Maßnahmen, die darauf abzielten, eben diese Kräfte mit Hilfe einer massiven Re-Liquifizierung zurückzuhalten. Da allerdings der Schuldenumfang und das Ausmaß des notwenigen Deleveraging, welches das System zur Reinigung braucht, so enorm ist, können die Gegenmaßnahmen nur verzögern oder die Kontraktionskräfte nur vorübergehend anschwächen. Und das ist möglicherweise auch schon alles, was sie versuchen - mit der Absicht, sich die Taschen auch weiter zu füllen, bevor sie sich aus dem Staub machen.

Ihre kontinuierlichen Versuche, diese Kräfte mittels Verschwendung und finanziellem Missbrauch zu umgehen (eben diese Kräfte führten überhaupt erst zum Entstehen der monströsen Blase), werden zu einem späteren Zeitpunkt einen umso katastrophaleren Einbruch nach sich ziehen. Ihr unmittelbarer Lösungsansatz für diese Krise beschränkt sich auf lawinenartige Geldschöpfung aus dem Nichts. Mit diesem Geld wird die Krise zugeschüttet und die Zinssätze Richtung Null Prozent gesenkt - ein verzweifelter Versuch, die wirtschaftliche Aktivität anzukurbeln und die Aufzinsung bei den ohnehin schon hoffnungslosen Schuldenbergen zu verzögern.

Viele Privatpersonen, Unternehmen und sogar Staaten oder Länder sind nicht fit genug, um billiges Geld anbieten zu können, zudem haben sie keinen Grund dazu, da auch die Nachfrage abgestürzt ist. Deswegen befinden wir uns auch in einer Situation, in der die Anlagewerte weiterhin kollabieren werden, wenngleich auch die Luft mit Konfettigeldwolken gefüllt ist - man könnte dies auch als Super-Stagflation bezeichnen.

Der Wert der meisten Schulden muss kollabieren und Richtung Null fallen: Nur so können Privatpersonen und Unternehmen vom erstickenden und lähmenden Einfluss der Schulden wegkommen - denn dieser Umstand beschneidet ihre Fähigkeit für Nachfrage innerhalb der Wirtschaft zu sorgen. Das heißt wiederum, nahezu alle Besitzer von Schuldeninstrumenten werden zusehen können, wie der Wert ihrer Investitionen mit der Zeit zusammenschrumpft. Dazu werden natürlich auch Besitzer von US-Staatsanleihen und Anlagenvermögen in US-Dollars im Allgemeinen gehören.

Während der letzten zwei Monate sind wir Zeugen einer großen Erholung an den Aktienmärkten dieser Welt geworden. Angetrieben wurde sie von der weitverbreiteten Auffassung, die Weltwirtschaft hätte ihren "Tiefpunkt" erreicht oder wäre zumindest auf dem Weg dahin dabei. Zudem glaubt man, die Regierungen dieser Welt hätten sich im Grunde von den Problemen freigekauft und die deflationären Kräfte mittels massiver Geldschöpfung zurückgeschlagen - was dann sehr freundlich auch quantitative Lockerung bezeichnet wird. Dieses Fantasiebild wurde von den Medien hochgespielt, die in den meisten Fällen als Arm der Regierung agieren.

Aber wie wir gerade festgestellt haben, können die deflationären Kräfte nur dann zur Ruhe kommen, wenn sie die Ungleichgewichte korrigieren durften - also erst dann, wenn der massive Schuldenüberhang beseitigt ist. Wichtig ist also nicht, dass man diese Schulden nach einem bestimmten Model bewertet, sondern dass man sie realistisch, zum laufenden Marktwert bewertet. Was die meisten Schulden betrifft, bedeutet dies eine große, runde NULL. Die Krise wird enden, wenn wir an diesem Punkt angekommen sind, und davon sind wir zurzeit auf jeden Fall noch weit entfernt.

Daher kann es auch als wahrscheinlich gelten, dass wir in nicht allzu langer Zeit einen neuen Deleveraging-Tiefschlag erleben werden. Und möglicherweise bedarf es noch mehrerer solcher Abwärtswellen, vielleicht sogar über den Zeitraum mehrerer Jahre hinweg, bis sich das System letztendlich gereinigt hat - so wie es in der Zeit der Großen Depression der Fall gewesen ist.


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