Steht der Showdown an?
04.06.2009 | Theodore Butler
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Ich möchte eine Sache bezüglich dieser Manipulation (ich behaupte, bei Silber und Gold ist sie überdeutlich ausgeprägt) klarstellen. Es ist richtig, dass es nicht nur bei Gold und Silber, sondern bei allen Rohstoffen zum gleichen wechselseitigen Zusammenspiel zwischen Spekulanten und Händler kommt. In allen Märkten ist es für gewöhnlich so, dass Händler verkaufen und leerverkaufen, wenn Spekulanten kaufen - und umgedreht. Alle Märkte sind so strukturiert. Für jede Long-Position muss es eine Short-Position geben; das gilt für jeden Derivatkontrakt, für Futures wie auch für Optionen. Da gibt es auch gar keinen Streit. Und bei Derivaten kommt es auch nicht so sehr darauf an, ob die leer verkaufende Seite "nackt" ist - also, dass sie über den leerverkauften Rohstoff in Wirklichkeit gar nicht verfügt. Und so funktionieren die Märkte nun einmal. Also: Auch hier - kein wirkliches Problem.Streit und Probleme gibt es nur, wenn auf der kaufenden oder der verkaufenden Seite konzentrierte Positionen entstehen, die sich in den Händen weniger befinden. Das ermöglicht dann Manipulation. Wenn viele kaufen oder verkaufen, kann Manipulation gar nicht erst entstehen. Manipulation wird möglich, wenn sehr wenige kaufen oder verkaufen. Und eben deshalb liegt das Hauptaugenmerk der CFTC-Marktaufsicht - wenn es um Manipulation geht - auf den Konzentrationsverhältnissen. All ihre Berichte hinsichtlich Marktüberwachung und all ihre Daten beziehen sich hauptsächlich auf Konzentrationsverhältnisse. Am Ende stellt sich nur die Frage: Wann ist die Konzentration zu hoch?
Die Antwort auf diese Frage: Manipulation besteht zumindest dann, wenn die Konzentrationsverhältnisse Niveaus erreichen, die es so zuvor noch nicht gegeben hat und schließlich Niveaus übersteigen, die von der CFTC, auf Grundlage vergangener Befunde, als manipulativ erachtet werden. Zusätzlich muss von zu hohen Konzentrationsniveaus ausgegangen werden, wenn diese konzentrierte Position aus wirtschaftlicher Sicht nicht gerechtfertigt werden kann. Wie kann jemand, der bei vollem Verstand ist, gerade unter den heutigen Bedingungen im Silbermarkt heftig short sein? Und solche Konzentrationsniveaus gibt es derzeit beim Silber zuhauf. Deswegen muss die CFTC, da sie sich dem Problem der konzentrierten Silber-Short-Position nicht stellt, im günstigsten Fall als nachlässig bezeichnet werden.
Die konzentrierte Short-Position beim Silber ist höher als irgendeine andere Short-Position, die es jemals bei einem Rohstoff gegeben hat. Vier COMEX-Händler halten zusammen eine Short-Position von mehr als 235 Millionen Unzen. Das entspricht 35% der jährlichen Produktion aller Bergbaugesellschaften der Welt. Das entspricht 43% aller sichtbaren physischen Silberbestände auf der Welt. Und das entspricht ebenfalls 70% des gesamten COMEX-Futures-Marktes, rechnet man alle Spread-Positionen vom Open Interest ab. Diese konzentrierte Short-Position stellt klar und deutlich eine Gefahr für die Marktstabilität dar. Sie hat allein aufgrund ihres Bestehens per se manipulative Wirkung auf den Preis. Und dies ist genau das Gegenteil, wofür etablierte und vorausschauende Marktaufsicht eigentlich steht.
Ich lege Ihnen auch weiterhin ans Herz, den neuen Chairman der CFTC, Gary Gensler, zu kontaktieren - wie auch alle im Artikel der letzten Woche aufgelisteten Mitarbeiter. Bei Silber gibt es derzeit kein wichtigeres Problem; und die laufenden Untersuchungen bestätigen dies nur. Diese Ermittlungen würde es nicht geben, hätten sich nicht so viele von Ihnen die Zeit genommen, der CFTC überhaupt zu schreiben. (Für alle jene, deren E-Mail zurückkamen: Ich hatte irrtümlicherweise die Adresse des Chairmans Gensler mit .goc angegeben - richtig ist jedoch ggensler@cftc.gov.)
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 02.06.2009 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.