Diamanten und Rubine - oder besser Gold?
06.06.2009 | Hans Jörg Müllenmeister
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Es ist wahrscheinlich, dass sich wieder so eine Blase nach dem gleichen Muster ausbildet, vielleicht einen Tick anders. Demnächst wird es nicht um Anlagediamanten gehen, zu tief sitzt heute noch bei gutgläubigen Vermögenden ihr erlittener Verlust in den Knochen, denn sie verloren bis zu 90% bei diesem Diamantendeal. Was könnte trotzdem ein rechtzeitiges Engagement in Diamanten und Edelsteinen attraktiv machen? Das ist die hohe anonyme Wertkonzentration bei Sondersteinen. Fancy Coloured Diamonds, die Diamant-Sonderlinge
Farbdiamanten sind wegen ihres fehlerhaften Kristallaufbaus die "Gestörten" unter den begehrten Kohlenstoff-Gebilden. Von dem Makel bemerkt der Betrachter nur eins: die prächtige Naturfarbe. Nur etwa 2 Karat (1 ct = 0,2 Gramm) von 1 Million Karat der Schmuckdiamanten gehören dazu. Ausschlaggebend für die Höhe des Preises ist die Farbe selbst, deren Intensität, wie auch die relative Reinheit des Diamanten. Vor allem bestimmt die Steingröße den Wert.
Ein naturblauer Einkaräter kann sage und schreibe 50.000 Euro kosten. Ein Dreikaräter gleicher Farbqualität kostet nicht etwa dreimal soviel, sondern vielleicht 500.000 Euro. Die Seltenheit der Fancy Coloured Diamonds ist im Vergleich zu "normalen" farblosen Diamanten sensationell. Sie bilden ein eigenes Universum neben dem Diamantenmarkt. Von hochseltenen, blauen Diamanten schürft man jährlich weltweit sogar nur einige Karat; für die natürliche Blaufärbung ist das Element Bor im Diamantenkristall verantwortlich.
Die Farbpalette
Je seltener ein Diamant ist, um so besser eignet er sich als Anlageobjekt. Hier entwickelt sich ein Preis ausschließlich durch Angebot und Nachfrage. In den zurückliegenden Baissejahren sind die Diamantenpreise stark gefallen, dagegen haben sich die Preise für Farbdiamanten stetig flott nach oben bewegt. Farbdiamanten sind Tropfen im weltweit produzierten Diamantenmeer. Die Schwierigkeit für den Anleger liegt im Beschaffen dieser seltenen Liebhaberobjekte; dafür gibt es keinen offenen Markt, also auch keine Referenzpreise.
Die Natur hat die Nuancen der Farbpalette unterschiedlich selten verteilt. Gelb- und Brauntöne kommen relativ häufig vor; das sind etwa 95% aller naturfarbenen Diamanten. Dagegen ist ein blauer oder purpurroter Diamant eine Rarität sondergleichen. Die Preise, die man dafür auf Auktionen bereit war zu zahlen, sind utopisch und steigern sich von Jahr zu Jahr. Vor ein paar Jahren wurde ein tropfenförmiger, blauer 15-ct-Diamant verauktioniert, der fünf Millionen Euro erbrachte. Das sind pro Karat über 270.000 Euro. Diese "Geldbombe" paßt bequem auf einen Teelöffel. Der äquivalente Geldwert in 500-Euro-Scheinen ist 5.000mal schwerer und paßt mit Not auf eine Schubkarre.
Rubine, die Mini-Geldbomben inkognito
Von den weltweit vorkommenden 2.400 Edelsteinarten erfüllen nur einige die strengen Kriterien einer Wertsicherung. Nur wenige genießen als Werterhalter und Wertkonzentrat hohes Ansehen. Ein Kleinod, das in den letzten Jahren signifikant immer weniger in größeren Exemplaren und hohen Qualitätsstufen gefunden wurde ist der Rubin, und zwar in sogenannter Burma-Qualität. Damit ist die Top-Farbe gemeint, die dem Rot des Taubenblutes nahe kommt. Als beständige, diskrete und vor allem leichtmobile Wertsicherung wird sich ein kluger Investor kaum Berge von Geldscheinen in den Tresor legen.
Indes würde ein feiner Burma-Rubin von nur wenigen Gramm genügen, um leicht das Wertäquivalent von 100 kg Gold zu stellen. Wahrlich eine inflationsfeste Geldbomben inkognito. Ein kluger Investor legt sich aber kaum einen Spitzen-Rubin ins Depot, der ihm im Einzelhandel unzertifiziert angeboten wird. Ein solches Investment wäre bereits mit großen Handelsspannen beaufschlagt.
Einen "Burma" sollte man möglichst am Anfang der Handelskette preiswert erwerben. Größerer Steine von absoluter Spitzenqualität sind im internationalen Handel in Bangkok/Thailand oder in Genf/Schweiz an der "Quelle" zu bekommen, denn kaum eine Schleiferei würde eine millionenschwere "Geldbombe" über Jahre im Tresor halten.
"Alte" Burma-Rubine der Maharadschas
Ob Sie es glauben oder nicht: Ein hochwertiger Rubin ist weitaus seltener als vergleichsweise ein kommerziell gehandelter Diamant. Warum? In den letzten Jahren zeigte sich, dass kaum noch neue Rubin-Fundstellen auf der Welt erschlossen werden. In den Lagerstätten in Mogog in Myanmar - früher Burma - macht sich eine gewisse Endstimmung breit, denn der Rohstoff Rubin geht zur Neige.
Neue Fundstellen in Mongschu im goldenen Dreieck liefern meist fleckige, kaum durchsichtige Rubine, die man samt und sonder in Thailand künstlich thermisch farbverbessert. So gehören große, hochwertige Exemplare von mehr als fünf Karat immer seltener zu den "Findlingen". Taucht wirklich mal ein großer prächtiger Rubin auf, dann ist es eher wahrscheinlich, dass diese "Altware" aus der Schmucktruhe eines Maharadschas stammt.