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Aussichten 2009: Inflation, Deflation, Rezession, Stagflation oder Depression?

10.06.2009  |  Dr. Dietmar Siebholz
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Meine Antwort heisst dennoch: Inflation. Warum? Denken Sie einmal in Ruhe nach. Natürlich ist viel Geld vernichtet worden; wer weiß das besser als ich, der selbst in Edelmetallen und den Rohstoffaktien unendlich viel Geld verloren hat. Aber man muss nüchtern betrachten, dass all die neue Liquidität aus neuen Schulden finanziert wurde. Diese Schulden erhöhen die unglaublich hohen schon vorher bestandenen Schuldbeträge und die für die aufgenommenen Schulden zu zahlenden Zinsen und die Zinseszinsformel sichern die explosive Progression dieser Verschuldung.

Wie können diese Schulden zurückgezahlt oder partiell getilgt werden? Woraus denn tilgen, wenn man schon überschuldet ist? Für die Politik ist die Inflation die einzige Rettung, hat bringt doch für die Politik drei Vorteile: Erstens kann man die Auswirkungen der heute verantwortungslosen Politik der nächsten (Politiker-)Generation auferlegen (Greenspan ist das beste Beispiel: Er vervielfachte die Geldmengen in den USA und nun, nachdem er die Verantwortung an seinen Glaubensgenossen Benjamin S(halom - so ist sein middle name) Bernanke weitergegeben hat, läßt er sich für seine Auftritte mit den Warnungen zum Weltgeldsystem noch fürstlich bezahlen), zweitens läßt sich durch Inflation die indirekte Besteuerung (wir nennen es die "kalte Progression").solange verheimlichen, bis auch der letzte Hartz-IV-Empfänger in die Progression geraten ist und drittens kann man seine Wähler heute mit den aus Schulden finanzierten sozialen Segnungen dazu bringen, diese rücksichtslosen Volksvertreter auch noch zu wählen.

Apropos zum Begriff "Volksvertreter" und anlässlich der Europa-Wahlen - für ein Parlament, das seine Existenzberechtigung aus keiner Verfassung ableiten kann, sondern ein Kunstprodukt - sozusagen ein "politischer Dachfonds" ist - fällt mir folgende Bonmot ein: "Was verkauft ein Versicherungsvertreter? Richtig: Versicherungen! Was verkauft ein Staubsaugervertreter? Richtig: Staubsauger! Und was verkauft ein Volksvertreter?")

Es gibt keine anderen Lösungen, aus der Verschuldung oder aus der Überschuldung herauszukommen als Sparen, Inflation oder Währungsreformen. Die letztgenannte Variante ist aber der Beweis und der offensichtliche Offenbarungseid falscher Politik und daher bei den Volksvertreten extrem unbeliebt, weil ja dann die Auswirkungen noch zu ihrer Amtszeit bekannt werden. Da ist doch die Inflation viel besser, weil sie sich ja - die Politiker - ihre Ansprüche sicherlich inflationssicher gewährt haben werden und die Folge erst nach einem erforderlichen Time-Lag eintreten. Das wäre auch eine gute Erklärung für die Progression der Diäten; hier setzen diese Damen und Herren im Übrigen die reale und nicht die statistisch berichtete Inflation als Maßstab an. Haben Sie das auch schon bemerkt?

Dass die Inflation nicht extrem zur Kenntnis genommen wurde, liegt an subjektiven Fehleinschätzungen der Bürger, an brutalen Manipulationen an den Statistiken (in allen Ländern - darüber könnte man - wenn es nicht so traurig wäre - lächelnd Bücher schreiben, mit wieviel Phantasie diese Zahlen manipuliert werden) und an den zitierten Segnungen der Sozialpoliitk, die die Auswirkungen der Inflation auf den "kleinen Mann" reduziert, also noch keine lebensbedrohlichen Auswirkungen zeitigen. Aber auch hier gilt: "Der Brunnen geht solange zu Wasser, bis er bricht."

Wie ist es mit der Rezession? Die Wirtschaftswissenschafter wollen uns glauben machen, sie hätten das Perpetuum mobile erfunden, allen voran John Mainard Keynes und seine Jünger, allen voran die Politiker, für die er der Heilbote an sich war, denn Keynes propagierte die Verschuldung der Staaten zur Stabilisierung von schwachen Wirtschaftsperioden und forderte die Rücknahme der Liquidität, sobald diese Hilfsmaßnahmen positive Wirkungen zeitigten. Die Politiker seit Wilhelm II´s Zeiten vergessen aber den zweiten Teil der Keynes´schen Vorgaben, nämlich die Rücknahme der zur Konjunktursteuerung ausgereichte Zusatzliquidität. Nein, das menschliche Leben, die Naturgesetze und die Wirtschaft sind zwingend vom Auf und Ab geprägt.

Mehr noch, je älter ein Mensch, je länger ein System oder eine Wirtschaftsperiode dauert, um so größer ist die Gefahr des dann sicheren Rückschlags. Nur der Krebs und die Inflation wachsen im Alter progressiv. Alle Mittelchen, die uns die Politik und die für die Politik arbeitende Wirtschaftswissenschaft andienen wollen, sind gegen dieses Naturgesetz machtlos. Genau gegen dieses Naturgesetz wurde extrem seit den Jahren 1998 bis 2002 verstossen, indem man eine damals vielleicht noch moderate Korrektur mit neuen Schulden und Krediten erfolgreich bekämpfte. Der Bereinigungsbedarf ist heute dadurch ungleich größer, als er im Jahre 2000 war. Diese Rezession ist daher unvermeidlich und muss ausgestanden werden. Wenn wir sie jetzt wieder mit den gleichen Mitteln heilen wie es Greenspan in den USA in dieser Periode tat - und das geschieht mir einer erschreckenden Dynamik, verschlimmern wir die Folgen oder verlängern die Rezession in eine unüberschaubare Zukunft.

Wie vertragen sich nun die Rezession und die Inflation? Bestens, möchte ich zynisch kommentieren; die Inflation verdeckt durch ihre scheinbaren (am nominalen Bruttosozialprodukt gemessenen).Fortschritte die ersten Anzeichen einer Rezession: Die Politik stellt fest, dass ja noch alles in Ordnung ist, längst erforderliche Korrektur-Massnahmen werden aus Bequemlichkeit verschoben. Dann tritt die Rezession ein, die als Wirtschaftsregulativ - wie oben erläutert - unvermeidlich ist und die Politik reagiert durch neue Verschuldung und soziale Massnahmen. Die Neuverschuldung füttert die Inflation und so schaukeln sich beide Tendenzen zu einer unheilvollen Dynamik auf. Die einzige dann noch politisch sinnvolle Massnahme sind immer die gleichen: Manipulationen der Statistiken in der Frühphase, Beschränkung der bürgerlichen Freiheiten, Restriktionen, Suchen nach Schuldigen außerhalb der (Landes- und Kommunal)-Politik und als letztes Mittel dann noch die Auseinandersetzung mit anderen Religionen, Gesellschaftssystemen und Ländern.




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