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Aussichten 2009: Inflation, Deflation, Rezession, Stagflation oder Depression?

10.06.2009  |  Dr. Dietmar Siebholz
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Ist Ihnen dieses Schema bewusst (z.B. Afghanistan, Irak, Iran)? Dieses Aufschaukeln der negativen Trends Inflation und Rezession nennt man Stagflation; unter dieser schlimmen Negativ-Dynamik litten die USA - und mit ihnen die ganze Welt - in den Siebzigern des vorigen Jahrhunderts. Ich habe sie erlebt und ich erinnere mich mit Grauen an deren Auswirkungen in den USA und auch in Deutschland. Sehen Sie sich in Ruhe einmal die Börsenstatistiken aus den Jahren 1974 bis 1981 an und berücksichtigen Sie dann bitte auch die damals durchaus kräftige Inflation, die einen enormen Kaufkraftverlust mit sich brachte. Die Börsenkurse stagnierten in dieser Periode, an der Kaufkraft gemessen verloren jedoch die Aktionäre bis an die 70%.

Wenn es der Politik (und damit meine ich auch die von der Politik gesteuerten Notenbanken - die einzige einigermasen unabhängige Notenbank, nämlich unsere Bundesbank gibt es ja nicht mehr) nicht gelingen sollte, diese Ansätze der sich potenzierenden Stagflation in den Griff zu bekommen, dann werden wir als erste Generation nach 1930 eine richtige Depression kennenlernen. Deren Auswirkungen kennen wir alle und wir wissen, dass die USA und Deutschland als die besonders damals davon betroffenen Ländern nur durch den zweiten Weltkrieg oder dessen Vorbereitungen aus dem tiefen Tal herauskamen, allerdings mit den dann auch unvermeidlichen Folgen, unter denen wir ja noch heute indirekt leiden (Demografie, Besatzungsstatus, fehlende Verfassung).

Was wird nun 2009 geschehen? Ich schätze, dass die Politik alles tun wird, um den Geldumlauf zu beschleunigen, d.h. um nominelles Wirtschaftswachstum zu produzieren. Man wird den Empfängern von staatlichen Hilfsleistungen auferlegen, diese Mittel wieder in den Umlauf zu bringen. Derzeit horten ja die angeschlagenen Spiel-Banken die vom Staat geschenkte Liquidität aus Angst, der Bank-Nachbar könnte fallen. Die Politik, die sich nicht entscheiden kann, die Ausbildung und die Wissenschaft zu fördern und sagen wir einmal mit einen New Deal deutscher Prägung uns aus den PISA-Niederungen mit 50 Mrd € zu befreien, vergibt nun Geld und Bürgschaften bis zu 500 Mrd €. Bald werden alle Branchen kommen - nach den Autoherstellern - und Subventionen fordern, die ohnehin verloren sind, weil keiner die Produkte kaufen kann und will. Vorzieheffekte wie die Verschrottungsprämie machen die Sache noch heikler.

Vorgestern lass ich, dass in den USA die Pornobranche (es ist tatsächlich wahr!) einen Antrag auf staatliche Subventionen in Höhe von mehr als US-$ 4,0 Mrd mit dem Argument stellte, der Branche gehe es schlecht und die Lebensfreude der Amerikaner müsste erheblich verbessert werden. Finde ich logisch und gut.

Dieses Geld ist dann neues Spielkapital; wenn dann noch der Entwurf einer Auflage in den USA zur schnelleren Weitergabe dieser Mittel an die Wirtschaft zum Gesetz wird, dann werden wir bald die Wirkung des Multiplikationseffekts "aufgeblähter Geldumlauf potenziert mit extrem gestiegener Geldumlaufgeschwindigkeit" kennen lernen dürfen. Wir hatten dies schon einmal in den Zwanzigern des vorigen Jahrhundert hier in Deutschland.

In der Schule haben wir zu meiner Zeit heimlich Chlorkalk und roten Phosphor gemischt; beides an sich harmlose Substanzen. Spass hat es dann aber erst gemacht, die Mixtur fallen zu lassen (hätte mir einmal beinahe einen Schulverweis eingebracht, nachdem mir so eine Mischung in der Hand explodiert war; danach habe ich Chemie nicht mehr so arg gern gehabt und sie dann in der 11. Klasse zugunsten der Physik abgewählt). Ja, Fallenlassen, das darf man dann aber nicht; dennoch wette ich: Die Politik wird noch so vieles fallen lassen. Denken Sie daher jetzt schon an mein unrühmliches Beispiel vom Chlorkalk und vom roten Phosphor … oder auch an die unbegrenzte Geldschöpfung und die bislang fruchtlosen Versuche, zur Rettung der Wirtschaft die Geldumlaufsgeschwindigkeit wesentlich zu erhöhen.

Solange die Banken und Notenbanken unkontrolliert Geld schöpfen können ohne Arbeit (ich meine damit nicht den berühmten Mausklick im Computer, sondern richtige Arbeit) wird die Tragödie enden wir bisher immer - quasi den gleichen Gesetzen folgend wie der Schwerkraft - wie bei Friedrich dem Großen (wegen seiner Schlesischen Kriege), wie bei Ludwig XIV (wegen seiner Großmannssucht und seiner Kriege, wie bei Napoleon (wegen seiner Soziallasten und seiner Kriege), wie bei Wilhelm II (wegen seiner Großmannssucht und des ersten Weltkrieges) und bei Adolf I (wegen seiner Wirtschaftsförderung und des unvermeidbaren Krieges) mit der Entwertung des Papiergeldes. Warum sollte des den USA und uns als Verbündeten anders gehen nach Korea, Vietnam, Grenada (sorry, sollte ein Witz sein), Afghanistan und Irak?

Beachten Sie folgende Vorgaben, mit denen die Inflationsbeschleunigung eingeleitet werden wird: Zusätzliche Sanierungsmassnahmen für marode Industrien mit ungeahnter Geldschwemme, unverständliche Ankaufsorgien der Notenbanken von Anleihen oder Pfandbriefen und besonders wichtig, neue Gesetze und Auflagen, die die Subventionsempfänger zwingt, die erhaltenen Geldmittel schneller in Umlauf zu bringen.

Nach meiner Einschätzung ist genug neues und unverbranntes Geld geschaffen worden, nur wird es derzeit von den gleichen ängstlichen Bankiers gehortet, die es noch vor zwei Jahren mit vollen Kellen in die Welt geschaufelt haben.

Denken sie dabei an mein Beispiel von dem Chlorkalk und dem roten Phosphor: Die Notenbanken haben beides im Übermaß geschaffen, frisches Geld in Billionenhöhe und neue Schulden. Es fehlt nur noch der Multiplikator der erhöhten Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, also das "Fallenlassen". Aber die Kleinigkeit werden doch Benjamin S. Bernanke und der Rest der Notenbankiers doch wohl locker schaffen, oder?

Sichern Sie sich selbst, die Politik hilft Ihnen dabei nicht, denn Sie werden doch nur noch für die regelmäßige Stimmabgabe und für die Tilgung der jüngst aufgenommenen Schulden gebraucht.


© Dr. Dietmar Siebholz
Wthlz2@gmx.de



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