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Ein Mythos betreffs Goldkonfiszierung

16.06.2009  |  Roland Watson
Erst kürzlich las ich einige Artikel, in denen darüber spekuliert wurde, ob Präsident Obama nicht vielleicht eine staatliche Konfiszierung privater Goldbestände der US-Bürger anordnen könnte. Damit soll einer erwarteten Inflationsschwemme entgegengewirkt werden, von der viele glauben, sie würde über Amerika und die Welt hereinbrechen, da die Kreditklemme riesige Schuldenlasten generiert habe. Ich habe sogar Spekulationen darüber gelesen, dass auch Bergbaugesellschaften verstaatlicht werden könnten - sogar Silberbergbaugesellschaften!

Goldkonfiszierung ist ein Thema, das das Lager der Goldinvestoren spaltet. Manche sagen, es würde nicht noch einmal dazu kommen, andere sagen, dass eben dies passieren werde. Und nur in einer Sache scheinen sie sich relativ einig zu sein; sie wollen nicht, dass es noch einmal dazu kommt. Über dieses Thema habe ich schon vor drei Jahren geschrieben, doch ich will noch einmal über einen Mythos bezüglich der letzten Goldkonfiszierung unter Roosevelt schreiben. Dieser Mythos gehört begraben, denn immer noch glauben einige Leute, sie könnten durch staatliche Beschlagnahmung ihres Goldes komplett beraubt werden.

Im April 1933 gab Präsident Roosevelt die Durchführungsverordnung 6102 heraus, mit der alle Goldmünzen, Barren und Zertifikate eingezogen werden sollten. Einer der Streitpunkte ist die Annahme, die meisten Menschen hätten damals gar nicht daran gedacht, dieser Anordnung Folge zu leisten. Meiner Meinung nach ist die folgende Äußerung Roosevelts nicht nur Getöse, sondern weitestgehend ernst gemeint und wahr:

"Erklärung des Weißen Hauses bezüglich der Rückgabe von Gold an die Federal-Reserve-Banken.

5. April 1933

Das Land hat in den vergangenen Wochen einen bemerkenswerten Vertrauensbeweis erbracht. Im Verlauf der Wiedereröffnung eines Großteils der Banken im Land wurden Zahlungsmittel in Höhe von über 1.200.000.000 $ an die Landeszentralbanken zurückgegeben - davon 600.000.000 $ allein in Form von Gold und Goldzertifikaten.

In den gesamten Vereinigten Staaten haben viele Personen eilig das sich in ihrem Besitz befindliche Gold abgegeben - als Ausdruck ihres tiefen Vertrauens in die Regierung und infolge ihres starken Wunsches, in Zeiten der Not selbst zur Hilfe zu stehen. Aber es gibt auch die anderen, die solange warteten, bis die Regierung ihnen eine verbindliche Aufforderung zur Rückgabe des Goldes, das sie besitzen, zukommen lässt. Eine solche Aufforderung wurde am heutigen Tag herausgegeben."

Die Gegner der Konfiszierung machen geltend, dass diejenigen, die bis zur verbindlichen Aufforderung der Regierung gewartet hatten, ihr Gold auch nicht abgeben wollten. Wie man oben in der öffentlichen Erklärung lesen kann, wurden den Banken - noch bevor es zur staatlichen Aufforderung kam - 600 Millionen $, oder umgerechnet knapp 30 Millionen Unzen, in Goldmünzen oder Zertifikaten übergeben.

An diesem Punkt könnte man jetzt eingestehen, dass diejenigen, die die öffentliche Aufforderung abgewartet hatten, ihr Gold schließlich auch für sich behielten. Aber genaueres Lesen der Anweisung lässt vermuten, dass Gold nur in geringem Umfang illegal gehalten wurde. Den Grund dafür finden wir in folgenden Abschnitt der Durchführungsverordnung 6102:

"Alle hiervon betroffenen Personen müssen bis einschließlich 1. Mai 1933 alle Goldmünzen, Goldbarren und Goldzertifikate, die sich in ihrem Besitz befinden oder bis einschließlich 28. April 1933 in ihren Besitz gelangten, an eine Landeszentralbank bzw. deren Abteilungen und Geschäftsstellen oder aber an jede andere Mitgliedsbank des Federal Reserve Systems abliefern. Ausnahmen sind folgende:

(b) Goldmünzen und Goldzertifikate, deren Wert pro Person 100,00 $ nicht überschreitet; und Goldmünzen, die einen anerkannten Sonderwert für Sammler seltener und ungewöhnlicher Münzen besitzen."

Von Interesse ist hier der Abschnitt (b). Schon viele haben sich zur numismatischen Seite dieses Abschnitts geäußert, bisher habe ich aber nur wenig zur 100 $-Ausnahmeregelung gefunden. Zur damaligen Zeit hatte Gold einen Wert von 20 $ pro Unze. Die 20 $-Double-Eagles, die sich im Umlauf befanden, enthielten knapp eine Unze Gold, und mit fünf dieser Münzen kam man auf 100 $.

Was bedeutet nun diese Ausnahmeregelung in der Durchführungsverordnung 6102? Sie besagt, dass jede Person knapp fünf Goldunzen in Form von Münzen im persönlichen Besitz behalten durfte, ohne dass ihr Strafverfolgung drohte! Zu dieser Zeit lag die Zahl der erwachsenen Bevölkerung in den USA bei 90 Millionen. Theoretisch hätte die Bevölkerung der USA ganze 450 Millionen Unzen Gold behalten können, hätte sie die Mittel und den Wunsch gehabt (praktisch betrachtet, wurden jedoch nie so viele Goldmünzen geprägt).




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