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Ist die Krise der Finanzmärkte vorbei? - Interview mit Ralf Borgsmüller

20.06.2009  |  Rohstoff-Spiegel
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Rohstoff-Spiegel: Im Zuge der massiven Ankurbelungsmaßnahmen in China konnten sich viele Rohstoffe seit Anfang des Jahres deutlich erholen. Für Investoren stellt sich nun natürlich die Frage, ob der "Megatrend Rohstoffe", welcher primär vom Aufstieg der Schwellenländern abhängt, nun weitergeht. Sollte man bereits wieder strategisch auf konjunkturabhängige Rohstoffe wie Öl und Kupfer setzten oder drohen uns hier noch böse Überraschungen?

R. Borgsmüller: Es ist eindeutig zu früh auf einen nachhaltigen Aufschwung konjunkturabhängiger Rohstoffe zu setzen. Wie weiter oben beschrieben, wird die Weltwirt schaft noch einige Zeit von eher schwachem bis rückläufigen Wachstum geprägt sein, was sich negativ auf die Nachfrage nach Öl und Kupfer und anderen konjunktursensiblen Rohstoffen auswirkt.


Rohstoff-Spiegel: Nach der großen Inflationspanik im Zuge der gestiegenen Milch- und Rohölpreise verzeichnen wir derzeit bereits rückläufige Preise in vielen Teilen Europas. Kehrt das Inflationsgespenst bald wieder zurück?

R. Borgsmüller: Wie oben bei der Frage zu den Anleihen ausführlich beschrieben wird für mindestens die nächsten zwei Jahre Deflation und Wirtschaftskrise und nicht Inflation das bestimmende Thema an den Märkten sein. Langfristig führt aber kein Weg an einer massiven Inflationierung mittels Notenpressen und weltweit deutlichen fiskalpolitischen Maßnahmen der Regierungen vorbei, wenn wir nicht eine Systemkrise in der westlichen Welt mit allen sozialen Folgen riskieren wollen.


Rohstoff-Spiegel: Gold als klassische Anlageform für Krisen und Zeiten hoher Inflation erfreut sich seit Monaten reger Beliebtheit. Ist Gold jetzt immer noch die richtige Anlageform?

R. Borgsmüller: Kurzfristig ist Gold stark überkauft und die im Regelfall richtig liegenden Commercials an den Terminbörsen haben große Short-Positionen aufgebaut. Einer möglichen Abschwächung in nächster Zeit dürfte aber langfristig bis 2013 ein enormes Kurspotential für den Goldpreis von weit über 2.000 USD/Feinunze bestehen. Als der wahre Großvater aller Währungen wird Gold als Währungsersatz von dem zu erwartenden massiven Vertrauensverlust der Anleger in alle wichtigen Währungen im Zuge der weiteren Inflationierungsmaßnahmen seitens der Regierungen und Notenbanken profitieren. Die derzeit sehr niedrigen Zinsen für Festgeld und die Tatsache, dass Gold in den Depots der vermögenden Anleger weltweit immer noch nahezu keine Rolle spielt, werden den langfristig seit 2001 begonnenen Aufwärtstrend des Goldpreises ebenfalls unterstützen. Ebenso der im Trend weitere USD-Verfall.


Rohstoff-Spiegel: Kommen wir zur weiteren Entwicklung des US-Dollars. Sieht es nach der kurzfristigen Erholung im Zuge der Kreditkrise nun nach einer erneuten Dollar-Talfahrt aus?

R. Borgsmüller: Die USA müssen zur Finanzierung aller bereits beschlossenen Rettungsmaßnahmen in diesem Jahr ca. 2.500 Mrd. neue Staatsanleihen begeben. Da die US-Sparquote mit derzeit ca. 4% bei weitem nicht ausreicht, um diese neuen Schulden zu finanzieren, ist die USA auf Auslandsgelder angewiesen. Wenn die Ausländer wie bisher in 2009 netto aber nahezu keine neuen US-Staatsanleihen mehr kaufen, kann nur die FED mit Käufen durch frisch gedruckte USD einspringen. Sonst steigen - wie aktuell gerade zu sehen - die Zinsen, was jegliche Erholung der US-Wirtschaft verunmöglicht. Die gewaltige Menge an neu zu druckenden USD durch die FED dürfte den USD-Kurs im Trend und unter Schwankungen weiter unter Druck setzen. Zum Abschluss möchte ich Ihren geschätzten Lesern für die nächsten Jahre noch den dringenden Rat geben, das Hauptaugenmerk in der Anlagepolitik auf Vermögenserhalt zu legen. Die Risiken und damit die Gefahr von Vermögensverlusten bleiben in 2009/2010 wie oben beschrieben weiter sehr hoch.



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