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Kommt nun der Crash ?

02.12.1999  |  Christian Fürst
Folgende Zeilen basieren auf den längerfristig angelegten Strategischen Überlegungen des letzten Monats. Unter "Strategie" geht es um ein möglichst ganzheitliches - vielleicht sogar abstraktes - Darstellen der massgeblichen Zusammenhänge. Dieser Text hingegen soll Ihnen so logisch wie möglich die wahrscheinlichen Auswirkungen der kommenden Umwälzungen konkretisieren.

Nun ist es also soweit. Der S&P 500 Index notiert klar unterhalb von 1260 Punkten. Es stellt sich nun die Frage, ob Phase 1 wirklich in jeder Hinsicht abgeschlossen ist... Prinzipiell darf man davon ausgehen. Allerdings ist nicht auszuschliessen, dass gewisse marktbestimmende Aspekte - im letzten Taktischen Kommentar besprochen - auch in den nächsten Monaten noch zum Zuge kommen werden.

Es ist jedoch anzunehmen, dass diesen immer weniger Gewicht zugestanden werden kann, da die markttreibenden Kräfte mehr und mehr anders gepolt sein werden. Fest steht, dass diese Übergangszeit zwischen Phase 1 und Phase 2 bei zahlreichen Anlegern Frustration heraufbeschwören dürfte, da es schwierig sein wird die Kursverläufe im S&P500 mit Argumenten zu begründen, die auch einen Tag später noch gültig sind. Weshalb?...

Stellen wir uns die Frage, woran sich der Durchschnittsanleger orientiert... Es sind dies meist oberflächliche Tendenzen und Symptome, die sich in leichte und bekömmliche Pressemitteilungen verpacken lassen. Zur Zeit beherrschen im grossen und ganzen folgende Themen die Medienlandschaft:

  • Wachsendes Gefahrenpotential in Bezug auf Inflation
  • Entwicklung der Unternehmensergebnisse im 3. Quartal
  • Entwicklung im USD/JPY-Verhältnis
  • Jahr 2000 "Problem"

Diese "Aufhänger" müssen zur Zeit in der Regel reichen, um der leicht zu verunsichernden (Amerikanischen) Anlegerschar die Geschehnisse schonend beizubringen... Fällt der Dow bei steigenden Zinsen sind es natürlich die Zinsängstlichen, die nun wieder von einer möglichen Zinsanhebung der Fed sprechen. Sinkt die Leitbörse bei fallenden Zinsen ist's natürlich der schwächliche Dollar, der die Gelder in sicherere Anlagen abziehen lässt.

Es ist nun nicht so, dass die oben erwähnten Punkte bedeutungslos wären - ganz im Gegenteil. Aber die Aussagekraft dieser Entwicklung wird häufig nur unter dem Aspekt des Einflusses auf das Tages- und Wochengeschehen betrachtet. Die Wechselwirkung von Währungsentwicklungen, Zinstrends, Massentrieb-Verhalten der Marktteilnehmer und anderer massgeblichen Indikatoren, wird aber oftmals nur ungenügend im Zusammenhang dargestellt.

Daher kommt in den populären Informationsquellen die strategische Komponente oft zu kurz. Erst mit beträchtlicher Verspätung - wenn die Trends schon lange gemacht sind - kommt es dann zu den "aufklärenden" Mitteilungen... meistens nur noch als gut gemeintes Trostpflaster für die gestresste Anlegerschaft, und in der Regel völlig isoliert vom ganzheitlichen Geschehen betrachtet.

Umso wichtiger ist es deshalb schon im Anfangsstadium der anstehenden Kapitalumschichtungen auf die taktischen Möglichkeiten hinzuweisen die dem Anleger gegeben sind. Bereiten Sie sich vor auf...


Phase 2: Die Deflation

Bereits im Strategischen Bericht habe ich darauf hingewiesen, dass nur nachhaltig sinkende Aktienkurse die Deflationsspirale entgültig in Gang bringen können. Nochmals kurz zur Auffrischung... Die Gefahr DIESER Spekulativen Blase besteht darin, dass der Fortbestand der scheinbar endlosen Prospherität die Grundvoraussetzung für das Konsumentenvertrauen der US-Amerikaner darstellt. Kombiniert mit den in den Kursen enthaltenen immensen Produktivitätserwartungen entpuppt sich dieser Optimismus bei der geringsten Erschütterung als haltlos.

Nun sind die Aktienkurse tatsächlich wie erwartet gesunken in den Staaten. Diese Kursrückgänge sind jedoch noch nicht nachhaltig genug, um den Teufelskreis der Deflation in Gang zu setzen. Momentan befinden wir uns damnach faktisch immer noch in einer normalen Konsolidierungsphase, die es scheinbar verdient von zahlreichen Analysten als gesundes Durchatmen bezeichnet zu werden - zu unrecht, wie Sie in kürze feststellen werden...

Das Problem liegt darin, dass die Amerikanische Notenbank zwischen der Börsenentwicklung der letzten Jahre und dem Konsumentenvertrauen eine enge Wechselwirkung sieht, die nach jeder Finanzkrise der letzten zweieinhalb Jahre intensiver wurde. Halten wir dazu fest, dass während dieses Jahrzehnts die Sparquote der Amerikanischen Haushalte in rasantem Tempo in negatives Terrain vorstosste.

Mittlerweile ist ausserdem fast jeder zweite Amerikaner in Aktien investiert. Es fällt nun deshalb leicht zu verstehen, weshalb Alan Greenspan immer wieder vor der Möglichkeit und den Gefahren kommender Kursverluste warnt. Der Zweck solcher Anspielungen liegt eindeutig darin, die Aktienmärkte auf sanftem aber bestimmtem Wege in massvollere Regionen zu befördern.

Mit absoluter Sicherheit wird dies Alan Greenspan gelingen. Etwas weniger sicher ist hingegen, auf welchem Wege er dies bewerkstelligen will... Persönlich gehe ich davon aus, dass dazu - infolge der letzten Kursverluste - keine Zinsanhebung mehr nötig sein wird. Mit seinen Äusserungen am letzten Donnerstag dürfte er seinen entscheidenden und auslösenden Teil für die kommenden Kursanpassungen vorgenommen haben.


Was passiert nun weiter?...

Nochmals wichtig zu sehen ist, dass der Anteil verschuldeter Aktienhalter in den USA enorm gross ist. Diese - in der Regel durchschnittlich denkenden, 20 bis 40 jährigen - Kleinanleger haben durchaus langfristige Anlageziele. Doch ist es schnell ersichtlich, dass die zeitweise auftretenden Kursverluste diese "vernünftige" Einstellung mehr oder weniger stark in Frage stellen. Halten wir auch fest, dass das Vertrauen in die langfristige Börsenentwicklung in den letzten zweieinhalb Jahren enorm gestiegen ist, denn... auf jede noch so intensive Abwärtsbewegung erklomm der Aktienmarkt - unter gütiger Beihilfe einer liquiditätspumpenden Notenbank - neue schwindelerregende Höhen. Daraus folgt nun, dass es extrem viel braucht bis die zittrigen Hände auch tatsächlich ihre Aktiendepots reduzieren.

Die Privatanlegerschaft wird erst dann die Aktienpositionen reduzieren, wenn die Altervorsorge ernsthaft in Gefahr gesehen wird, oder aber die Kreditrückzahlungen ohne das Liquidieren von Wertschriften nicht mehr möglich ist. Sie stellen nun fest, dass dieser Prozess ein sehr langwieriger Prozess sein wird, da nicht jeder Anleger zum selben Zeitpunkt in selbem Masse die persönliche Zukunft in Frage gestellt sieht.

Gefährlich in diesem Zusammenhang ist, dass die momentan Verkaufenden ganz andere Beweggründe zu ihrer Handlungsweise veranlasst. Es sind dies...

  • 1. kurzfristige (zum Teil technische) Entwicklungen auf den globalen Finanzmärkten, die häufig wenig mit dem tatsächlichen fundamentalen Umfeld zu tun haben müssen, sondern schlichtweg zur Absicherung kurzfristiger Kursverluste gedacht sind.

  • 2. Veränderungen im gesamtwirtschaftlichen Umfeld allgemein, die zunehmend zu einer Neubeurteilung der längerfristigen Chancen/Risiko-Verhältnisse führen und die relative Attraktivität von Aktien im Vergleich zu Anleihen stark in Frage stellen.

  • 3. mehr oder weniger zufällige externe Einflüsse wie zum Beispiel: akute Zahlungsschwierigkeiten stark verschuldeter Staaten, Kriege, Naturkatastrophen, etc.



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