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Kommt nun der Crash ?

02.12.1999  |  Christian Fürst
- Seite 2 -
All diese Auslöser von Verkaufsentscheidungen betreffen demnach nicht den durchschnittlichen Kleinanleger. Denn diesem wird immer und immer wieder gesagt, dass es keinen Grund zur Besorgnis gäbe und dass es langfristig eh nur darauf ankäme investiert zu sein.

Es ist deshalb ausgeschlossen, dass sich aus den kommenden - mehr oder weniger intensiven - Kursverlusten ein panischer Eintages-Crash entwickeln wird, der bereits wenige Wochen später wieder von neuen Rekordständen gefolgt wird... jedenfalls im jetzigen Stadium der Abwärtsbewegung. Vielmehr möchte ich Sie auf eine langjährige Baisse vorbereiten, die durchaus mit jener von Japan seit Januar 1990 vergleichbar ist.

Diese äussert sich mit zunehmender Börsenschwäche durch nachlassendes Konsumentenvertrauen und somit sparsamerem Ausgabeverhalten in allen Bereichen des Lebens, die Wohlstand und Luxus verkörpern. Daraus wiederum entwickeln sich immer stärkere negative Einflüsse auf die Umsatzentwicklung der global führenden Konzerne, die, kombiniert mit steigendem Kostendruck, zu zunehmend beschleunigten Desinvestitions- und Restrukturierungsmassnahmen führen werden. Leider werden in solchen Zeiten auch kostenintensive Arbeitsplätze in den Budgetreduzierungen Platz finden müssen.

Unglücklicherweise betrifft dies im beschriebenen Fall die USA, der Motor und Blutspender des kompletten globalen Wirtschaftsystems. Es ist keine Auffangmacht vorhanden wie im Beispiel Japans. Eine Wirtschaftskrise in den Staaten hat eine Weltwirtschaftskrise zur Folge. Völlig unabhängig davon ob Europa und Japan für sich gesehen möglicherweise vor einem Konjunkturaufschwung stehen. Solche junge Pflänzchen wären einer derartigen Entwicklung schlichtweg schutzlos ausgeliefert.

Dazu kommt, dass - im Gegensatz zu vorgängigen Krisen - die Amerikanische Notenbank keine hinreichenden Spielräume besitzt um den Markt mit stützender Liquidität zu versorgen. Dies deshalb weil vordergründig die Inflationsgefahren immer noch zu gross sind um genügend rasch vorbeugende Zinssenkungen einzuleiten. Zu solchen Massnahmen wird es schon kommen - allerdings erst viel später, wenn die Deflationsspirale bereits in vollem Tempo am rotieren ist...


Wie äussern sich diese Umstände in der mittelfristigen Entwicklung der Finanzmärkte?

Die momentanen Kursverluste im S&P500 dürften meiner Meinung nach spätestens in der Region um 1200 ein erstes Mal auf Unterstützung stossen. Denn vergessen wir nicht... das Umfeld präsentiert sich alles andere als schlecht. Deshalb wird es kurz- bis mittelfristig immer wieder zu Erholungsschüben kommen, die im besten Fall durchaus in Regionen über 1300 vorstossen könnten. Hoffnung wird auch in Zukunft ein beständiger Begleiter der CNBC- und NTV-Zuschauer bleiben.

Interessant dürfte die Volumenentwicklung der nächsten Wochen ausfallen. Ich gehe weiterhin davon aus, dass mehrheitlich kapitalstarke Marktteilnehmer für die kommenden Kursverluste verantwortlich sein werden - wohingegen quantitativ weit stärker vorhandene Zweckoptimisten in jedes Strohfeuer investieren werden. In der Hoffnung erlittene Buchverluste nun doch nicht realisieren zu müssen, werden fleissig Einstiegskurse gesenkt.

Diese temporären Aufwärtsbewegungen sollten jedoch mit Vorsicht genossen werden - wenn überhaupt. Sehr kurzfristig engagierte Anleger sind in dieser Hinsicht besser mit der Rubrik "Trading" bedient. Generell wird es darum gehen ruhige Phasen im Umfeld abzuwarten, in denen Verkäuferstreik herrscht - diese umsatzschwachen Tage werden den Kleinanlegern die Möglichkeit bieten mit wenig Kapitaleinsatz beachtliche Kurssteigerungen zu erzwingen. Geschenke, die bei geringsten externen negativen Einflüssen von der Grosskapitalfront dankbar entgegen genommen werden.

Etwas unsicherer ist hingegen die Zinssituation...

Einerseits befindet sich die Amerikanische Wirtschaft weiterhin in einem Zustand, der Überhitzungspotential bietet. In diesem Kontext werden es stärker als erwartete Wirtschaftszahlen leicht haben den Anleihemarkt zu verunsichern.

Zusätzlich wird - auch verursacht durch die schwächliche Amerikanische Börse - der Yen weiterhin relativ zum Dollar zulegen. Dies dürfte Interventionsphantasien beflügeln... besonders in der Region der letzten Tiefstkurse. Dem gegenüber stehen die Sicherheitssuchenden, die bei stark fallenden Aktienkursen immer stärker von den Vorzügen festverzinslicher Papiere überzeugt würden. Die Nachfrage nach Anleihen dürfte also immer stärker überwiegend sein.

Dieser SaveHaven-Effekt wird sich ausserdem weiterhin in einem schwächeren Dollar relativ zu europäischen Währungen äussern.

An den Grundzügen der oben stehenden Beschreibungen wird sich meiner Meinung nach bis auf weiteres nicht allzu viel ändern. Diese erwähnten Entwicklungen dürften sich mindestens noch bis Jahresende hinziehen...

Viel Erfolg!


© Christian Fürst




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