Die große Wende?
16.07.2009 | Theodore Butler
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Die Mitglieder der Aufsichtsbehörden haben ihre Aufgaben zum überwiegenden Teil auch gut erledigt; sie haben das Grenzniveau für Spekulativpositionen bei fast allen gehandelten Rohstoffen nach einer konsequenten Methode festgesetzt. Offen gestanden, sehe ich bei den meisten Rohstoffen auch kein Problem mit den Obergrenzen für spekulative Positionen. Tatsächlich gibt es nur einen Rohstoff, bei dem die Höhe der Positionsobergrenzen radikal von allen anderen Rohstoffen abweicht. Sie ahnen es schon - COMEX-Silber. [Um es so einfach wie möglich zu halten, stelle ich mir Folgendes vor: Die accountability limits der NYMEX/COMEX (Positionsgrenzen, deren Überschreitung eine Rechenschaftspflicht nach sich zieht) sollten gleich den CFTC-Positionsgrenzen für Agrarrohstoffe sein. Bei den meisten Rohstoffen gibt es im Allgemeinen eine Positionsgrenze, die sich auf weniger als 1% der jährlichen Weltproduktion beläuft. Das gilt sogar für die accountability limits an der NYMEX/COMEX für Gold, Kupfer und Rohöl. Aber nicht für Silber. Wie die folgenden Diagramme zeigen (mit freundlicher Erlaubnis von Carl Loeb), fällt Silber im Vergleich zu allen anderen Rohstoffen deutlich aus dem Rahmen, stellt man deren Positionsobergrenzen der jeweiligen Weltproduktion gegenüber - selbst im Vergleich zu Gold. Das accountability limit für Silber liegt bei 4,5% der jährlichen Weltproduktion (30 Millionen oz vs. 672 Millionen oz). Beim Gold liegt die Grenze bei 0,8% (600.000 oz vs. 75 Millionen oz), während die Grenze für Rohöl bei 0,07% der jährlichen Weltproduktion gesetzt wurde (20 Millionen Barrel vs. 30 Milliarden Barrel). Das accountability limit für Silber ist also, prozentual zur Weltproduktion, 5,6-mal höher angesetzt als beim Gold und 64-mal höher als beim Rohöl.
Nun kommt eine ganze simple Frage: Warum fällt das Silber-Limit, verglichen mit jedem anderen Rohstoff, so aus dem Rahmen? Die Antwort ist ebenfalls simpel: Es gibt keine vernünftigen Gründe; und die Grenze müsste so weit gesenkt werden, bis sie mit denen anderer Rohstoffe (einschließlich Gold) übereinstimmt.
Einige mögen jetzt sagen, Silber könne man mit Rohstoffen wie Getreide und selbst auch Rohöl und Kupfer nicht vergleichen; da es sich hier um ein Edelmetall handelt, werden auch große oberirdische Lagerbestände existieren. Dieses Argument würde ja offensichtlich auf Gold zutreffen, denn hier existieren große oberirdische Lagerbestände. Wenn man aber, hinsichtlich der bestehenden accountability limits für Silber und Gold, Gleiches mit Gleichem vergleicht und die jeweils oberirdisch existierenden, physischen Lagerbestände hinzuzieht, so ergibt sich ein schockierendes Bild.
Gehen wir von den folgenden Lagerbestandszahlen aus: Eine Milliarde Unzen physisches Silber und zwei Milliarden Unzen physisches Gold (sehr hohe Menge für Silber, beim Gold zurückhaltend niedrig). Betrachtet man diese Zahlen im Verhältnis zu einem Positionslimit von 30 Millionen oz beim Silber und 600.000 oz beim Gold, so hat Silber eine Positionsgrenze von 3% der Weltlagerbestände. Für Gold liegt die Grenze bei 0,03% Das heißt also, dass die Positionsgrenze beim Silber - im Verhältnis zu den oberirdischen, physischen Lagerbeständen - 100-mal höher liegt als beim Gold. Ich stelle also noch einmal die Frage: Warum gibt es beim Silber eine solch hohe Positionsobergrenze? Und wiederum gibt es hierauf keine legitime Antwort. Die Grenze muss beim Silber herabgesetzt werden.