Edelmetallmärkte: Kurz- & langfristige Aspekte, die Sie beachten sollten
11.08.2009 | Dr. Dietmar Siebholz
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In der Zwischenzeit gibt es einige Hinweise (Thema: "Seismograph"), dass der Edelmetallhandel eingeschränkt werden soll. Hierzu zählen so unverständliche Veröffentlichungen wie z.B. die über die Möglichkeit, über den Erwerb von österreichischen Silbermünzen mit geringem Nominalwert heimliche Kapitaltransaktionen legitim abzuwickeln: Ein Blick in die deutschen Vorschriften hätte den Verfassern des Artikels klar machen müssen, dass dies so wie beschrieben nicht gehen kann. Aber: Der Artikel hat sicherlich Emotionen bei den Lesern hervorgerufen. Edelmetallanleger sollten sich ja fast wie Kinderschänder fühlen. War dies beabsichtigt? Früher war die Verunglimpfung der Edelmetallanleger, die sich ja die Freiheit verschaffen, über ihr Metall ohne Staatskontrolle zu verfügen, einfacher. Wer dem Aufruf Wilhelms des Zweiten: "Gold gebe ich für Eisen" oder Adolf des Schrecklichen "wer dem Volke Gold vorenthält, ist ein Volksschädling" nicht folgte, war dem Dolchstoß-Potential oder ab 1939 der Gruppe der Volksverräter zuzuordnen. Heute wird dies anders vorbereitet. Wenn die Nachricht, die mich vorgestern erreichte, dass die Grünen-Fraktion von den Reichen eine Ausgleichsabgebe zur Sanierung der Staatsbilanzen nach dem Muster des Lastenausgleichs in den Jahren 1948/1949 überlegt, so stimmen sollte, sind tatsächlich die Edelmetallsparer und -Anleger die Glücklichen:
Alle anderen Anlage-Assets sind schon bei den Behörden erfasst, seien es Immobilien (Grundbücher), Lebensversicherungen (Meldepflicht), Anleihen (Depoterfassung bei den Banken, keine Emission von Rentenwerten mit lieferbaren Stücken) und Sparguthaben sowie Festgelder (vollständige Meldepflicht der Banken für Konten und Neueröffnungen).
Dass auch bei den Edelmetallen die bisherige Grenze für den nachweislosen Erwerb von 15.000 € fallen soll, ist ein offenes Geheimnis; nur setzen noch nicht alle Banken und Edelmetallhändler diese neue Direktive, die aus Brüssel kommen soll, derzeit vollständig um. Na, bewegt sich Ihr Seismograph schon mehr?
Um aus den "schwarzen" Liste der OECD herauszukommen, so hörte ich, haben einige Staaten schon angefangen, im (der USA geschuldeten) vorauseilenden Gehorsam die Kontoeröffnung für US-Bürger entweder erheblich zu erschweren (das erinnert ich an einen Berliner Kneipenspruch "Kredit bekommt hier nur derjenige, der sich in Gegenwart seiner vier Urgroßeltern einfindet...") oder gar zu verweigern. Man hat in einigen Ländern sogar begonnen, die US-Bürger aufzufordern, bis zum 31.12.2009 ihre Schließfächer aufzuheben. Sagt Ihr Seismograph etwas zu diesen Tendenzen? Meiner schlägt heftig aus.
Unter diesen Vorzeichen stellt sich immer wieder die Frage: Gold oder Silber? Ich meine: Silber ist das bessere Gold. Es ist wesentlich billiger als Gold, obwohl die Anteile der beiden Edelmetalle in der Erdrinde so im Verhältnis zwischen 1 (Gold) zu 17 bis 18 (Silber) liegt, ist Gold ca. 65 mal so teuer wie Gold. Dazu gilt: Die Staaten und die Notenbanken halten nur geringe Mengen an Silber, aber vergleichsweise riesige Mengen an Gold, dass sie auch zur Preisdrückung einsetzen werden und wollen.
Ferner sind die Silber-Short-Kontrakte nicht für alle Ewigkeit zu halten: Irgendwann einmal schlägt der Markt und die Nachfrage durch und dann müssen die Papier-Short-Verkäufe gedeckt werden. Vor Jahren habe ich einmal in Horb (im Schwäbischen) mit einem Freund eine Woche auf einem Gutshof verbracht; im riesigen Hühnerstall - ich schätze, der hatte so an die 200 qm Grundfläche - kamen nachts, wenn die Hühner auf ihren Stangen saßen, die Ratten und fraßen, was auf dem Boden an Futter übrig geblieben war. Die Ratten bedeckten fast den ganzen Boden. Der Gutshof-Knecht machte sich ein Spaß daraus, mit einem Schrotgewehr auf den Boden zu schießen. Das Bild, wie sich diese Hunderte vielleicht sogar Tausende von Ratten danach bemühten, durch ein großes Loch an der Rückwand aus dem Stall zu kommen, werde ich mein Leben nicht vergessen. Vielleicht erlebe ich das gleiche Gefühl auch noch einmal bei der Deckungsaktion der Silber-Shorts...
Warum Silber? Ich meine, das "Gold des kleinen Mannes" hat sich vom Währungs-, Schmuck- und Kunstmetall zu einem Industriemetall entwickelt. Ein Besitzverbot würde hier kaum greifen, denn die Industrie würde darauf bestehen, regelmäßig versorgt zu sein. Und in der Krise wird keiner fragen, ob es sich um industrielle Lagerhaltung oder eine Dis-Investition handelt, wenn er nur das rare Metall erhalten könnte.
Und vergessen Sie nicht: Jeden Monat werden mehrere Patente angemeldet, bei denen Silber als Metall gefragt ist. Und beachten Sie, dass ein großes neues Verbrauchspotential für Silber dadurch entstanden ist, dass die EU Blei in Lötzinn verboten hat (das bestand bisher aus Blei und Zinn) und sich die USA und Japan (und damit auch China) den EU-Vorgaben anschließen wollen und werden. Blei wird hier durch Silber ersetzt. Jährlich werden mehr als 30.000 Tonnen weltweit für Lötprozesse eingesetzt, und Silber wird davon den wenn auch kleineren Anteil von Blei ersetzen.
Sie wissen, dass ich mit eigenen technischen Entwicklungen in meiner Firma ECO-ENERGY ENGINES KG versucht habe, alternative Energieerzeugungssysteme durchzusetzen; die Technologie ist faszinierend, aber - da ich über keine adäquaten und leistungsstarken Speichermodule verfügt habe - konnte ich die Technologie nicht am Markt umsetzen. Daher halte ich für die wichtigste Technologie-Entwicklung der Zukunft die der neuen Batterie-, Akkumulatoren- und Kondensatoren-Technologien. Und da tut sich derzeit Vieles.: