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Gold ... mehr als nur ein "sicherer Hafen"

16.08.2009  |  Gabor Vogel
Dass sich Gold in "stürmischen" Kapitalmarkzeiten als Stabilitätsanker im Portfoliokontext erweist, ist für den Investor nichts Neues. Dann, wenn andere Anlageklassen im Zuge von Finanz- und Wirtschaftskrisen ins Wanken geraten, bleibt Gold - der Hafen, in den Investoren einlaufen, wenn sie Stabilität und Werterhaltung suchen - stabil. Nach der Lehman-Pleite im turbulenten Kapitalmarktherbst 2008, zog die Marktunsicherheit dramatisch an. In Folge dessen wurde bereits von einigen Marktteilnehmern die Systemkrise ausgerufen, deren Ausgestaltungsformen von einer Deflation á la "Große Depression" über den Zusammenbruch des Währungssystems bis hin zur Hyperinflation reichten. Ja, es war eine Zeit, Ende des letzten Jahres, da wurde das Kreditrisiko des amerikanischen Suppenherstellers Campbell Soup niedriger bewertet als das der Vereinigten Staaten von Amerika. Bei einer solchen Gemengelage ist es gerade zu verständlich, dass das Interesse an physischem Gold nach oben schnellte.

Nun, keine sechs Monate später, scheint die Finanzmarktwelt wieder eine andere zu sein. Die Aktien- und Rentenmärkte haben sich seit März deutlich erholt. Einige Stimmungsindikatoren, wie der Frachtratenindex, der US-Einkaufsmanagerindex und das amerikanische Konsumentenvertrauen zeigen wieder erste "Wachstums-Keimlinge". Die optimistischen Kapitalmarktstimmen werden lauter, dennoch halten wir einen übertriebenen Optimismus genau so wenig für angebracht wie die "Finanzmarktuntergangspanik" zu Jahresbeginn.

Die These, dass sich der Goldpreis bei einem wieder anziehenden Optimismus negativ entwickeln müsste, da Aktien und Renten wieder an Attraktivität gewinnen, teilen wir nicht. Denn wichtig ist: Worauf führen die Marktteilnehmer den wieder aufflammenden Optimismus zurück? Einerseits ist hier das Öffnen der Liquiditätsschleusen seitens der Zentralbanken zu nennen, aber auch die multiplen fiskalischen Rettungspakete in China, Europa oder den Vereinigten Staaten von Amerika spielen eine übergeordnete Rolle. Sowohl die monetären als auch die fiskalischen Maßnahmen werden zur Finanzkrisenbewältigung beitragen, aber auch - und das ist für den Goldanleger wichtig - die mittelfristig fundamentale Gold-Ausgangslage verbessern. Zwar kann die amerikanische Zentralbank relativ flott die überschüssige Liquidität wieder abbauen, jedoch wird der US-Zentralbankchef, Ben Bernanke, wohl kaum das Wachstum des zarten Konjunkturpflänzchen verfrüht gefährden.

Daher rechnen wir damit, dass die aktuell wegen der geringen US-Produktionsauslastung und der steigenden Arbeitslosigkeit geführte Deflationsdebatte, die eine kurzfristige Goldkonsolidierungen wahrscheinlich macht, mittelfristig von einer Inflationsdiskussion abgelöst wird. Ein steigender Rohölpreis könnte diesen Prozess noch beschleunigen. Es ist auch zu befürchten, dass die zum Teil durch Schulden finanzierten fiskalischen Rettungspakete wieder einen Kapitalmarktdiskurs über die langfristige Zahlungsfähigkeit von Staaten auslösen könnten.

Die oben genannten Faktoren erklären auch, warum ETF-Goldinvestoren oder auch Xetra-Gold-Anleger ihre Positionierung trotz des signifikanten Aktienmarkt-Comebacks seit Mitte März weiterhin stabil halten. Auch die Futures-Investoren bauen ihre Netto-Long-Position an der COMEX, wo Gold via Futures gehandelt wird, deutlich aus! Zwar erhöhen Futures-Investoren die Schwankungsfreudigkeit, jedoch zeigen sie auch auf eindrucksvolle Weise, dass steigende Aktienmärkte nicht zwingend fallende Goldnotierungen implizieren. Gold ist unseres Erachtens nicht nur ein sicherer Hafen, sondern vor allem Investitions- und Diversifikationsvehikel.

Wir sind der Auffassung, dass sich Gold als Portfoliobestandteil etablieren wird. Aktuell ist Gold mit einem durchschnittlichen Beimischungsanteil von weniger als 1% eindeutig unterrepräsentiert. Neben diesem Faktum, das für ein weiter steigendes Investoreninteresse sorgen wird, sollte unseres Erachtens die Gold-Kauflust der asiatischen Zentralbanken, die mittelfristig geführte Inflationsdiskussion und die - nach dem Durchschreiten der konjunkturellen Talsohle - wieder steigende Schmucknachfrage die Goldnotierungen unterstützen. Auf Sicht der nächsten 18 Monate erwarten wir einen bis auf 1.250 USD/Unze kletternden Goldpreis.


© Gabor Vogel, MBA
Senior-Rohstoffanalyst, DZ BANK AG



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