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Generalprobe für den letzten Kontango

10.09.2009  |  Prof. Antal E. Fekete
Ich habe schon zuvor über den "letzten Kontango in Washington" geschrieben. Mit dieser Formulierung ist die Goldkrise gemeint, die sich seit 60 Jahren weltweit unter der Oberfläche zusammenbraut und sich auf die irrsinnige Goldpolitik des US-Finanzministeriums zurückführen lässt. Eine Folge davon ist, dass das gesamte neu abgebaute Gold (eine Menge, die größer ist, als die in der Zeit vor 1947 weltweit abgebaute Goldmenge) in große Privatbestände überging und -geht. Und es ist nahezu unmöglich diese Mengen wieder herauszulocken. Dieses Verschwinden des Goldes findet seinen Ausdruck im Schwund der Basis - oder aber im letzten Kontango.

Im technischen Jargon der Futures-Märkte ist mit ’Basis’ die Differenz (Spread) zwischen dem Preis des zeitlich nächsten Futures und dem Kassapreis - am selben Ort - gemeint. Der Goldmarkt ist schon immer ein Markt gewesen, an dem zusätzliche Kosten (carrying charges) anfielen - sprich ein Kontango-Markt - da Gold den Status eines monetären Metalls besitzt. Das bedeutet, dass der Gold-Spread immer auch die carrying charge, oder aber die Opportunitätskosten für die Haltung des Goldes, widerspiegelt - was zum allergrößten Teil Zinsverzicht ausmacht. Aber in den letzten 35 Jahren, seit der Einführung des Terminmarktes für Gold, ist es zu einem sehr eigenartigen Phänomen gekommen. Die Basis, als ein prozentualer Anteil des Zinssatzes, blieb nicht etwa konstant, sondern nahm immer mehr ab und ist jetzt auf Null gesunken. In der gleichen Zeit lichteten sich die Goldbestände, die in den von der COMEX zertifizierten Lagerhäusern gehalten werden. Beide Indikatoren verweisen darauf, dass sich beim monetären Gold eine Knappheit entwickelt, die unumkehrbar zu sein scheint. Die Stütze des Papiergoldmarktes steht auf dem Spiel. Ohne bares Gold als Deckung ist der Handel mit Papiergold nicht lebensfähig.

Wenn die Goldbasis negativ wird, bedeutet das nicht nur das Ende des Kontangos, sondern auch das Ende des Handels mit Gold-Futures, so wie wir ihn kennen. Beim Gold ist es noch nie zu einer permanenten Backwardation gekommen - es sei denn, wir stellen uns vor, es gäbe einen Gold-Futures-Markt in Harare. Zu keinem Preis könnte man Gold in zimbabwischen Dollars bekommen. Zum letzten Kontango ist es also eigentlich zuerst in Zimbabwe gekommen. Der Papiergoldhandel in den Vereinigten Staaten mag zwar immer noch laufen - aber bestenfalls findet hier die Generalprobe für den letzten Kontango in Washington statt, danach wird die permanente Backwardation herrschen. Das bedeutet dann Folgendes: Physisches Gold wird zu keinem Preis - die betreffende Währung lautet diesmal, ja, US-Dollar - erhältlich sein. Wird der US-Dollar Schulter an Schulter mit dem zimbabwischen Dollar stehen?

Mainstream-Ökonomen und Finanzjournalisten zucken nur mit den Schultern: "Na und? Wir schauen doch auch nicht auf die Basis gefrorener Schweinebäuche, wenn wir Geldpolitik machen." Diese Herren verraten ihr völlig fehlendes Verständnis vom eigentlichen Wesen der aktuellen Finanz- und Kreditkrise. Lassen Sie sich nicht davon täuschen, was die Krise sonst noch alles sein könnte - an erster Stelle ist sie eine Goldkrise, deren Inkubationszeit in vielen Jahren gemessen wird. Und sie steht kurz davor, ihren Höhepunkt zu erreichen. Die Welt scheint darauf völlig unvorbereitet zu sein, was die absolute Stille bezeugt, die um Gold in seinen größeren Zusammenhängen herrscht. Sogar die sogenannten Sound-Money-Webseiten verkennen die Situation. Sie reden über einen unmittelbar anstehenden Ausbruch des Dollarpreises von Gold aus dem Haltemuster unterhalb von 1.000 $ pro Unze. Seit 2001 ist es immer wieder einmal zu solchen Ausbrüchen gekommen, damals als Gold die "Widerstandsniveaus" bei 300 $, 400 $, etc. durchbrach.

Der kommende Ausbruch unterscheidet sich nicht durch die Tatsache, dass die 1.000 eine noch rundere Ziffer ist als die vorhergehenden Ziffern, die erfolgreich überstiegen wurden. Er unterscheidet sich durch die Tatsache, dass wir mit einem Ereignis von weltweiter Tragweite konfrontiert sind, zu dem es in der Geschichte noch nie zuvor gekommen ist. Es ist noch nie dazu gekommen, dass Gold, zu gleich welchem Preis, nicht erhältlich war. Es ist noch nie dazu gekommen, dass alle Staaten aufgrund ihrer Schuldverpflichtungen gleichzeitig gescheitert sind.

Die Erheblichkeit dieser aktuellen Kreditkrise muss an dieser Stelle jedoch noch geklärt werden. Es ist kein Geheimnis, dass die Bonds, Notes, Bills und die anderen Formen staatlicher Schuldverschreibungen der Vereinigten Staaten - oder auch jedes anderen Staates - nicht einlösbar sind. Sprich, sie sind in nichts anderes einlösbar als in nur noch "mehr vom Gleichen". US-Staatanleihen sind zum Beispiel in Guthaben bei der US-Notenbank einlösbar, welches an und für sich uneinlösbar und durch die selbstgemachten Bonds des US-Finanzministeriums gedeckt ist. Warum werden dann aber diese staatlichen Schuldversschreibungen überhaupt nachgefragt, da man ja eigentlich denken möchte, die Einlösbarkeit wäre unabdingbare Voraussetzung für deren Herausgabe? Was bringt die Menschen dazu, bei diesem Hütchenspiel mitzumachen? Wie kann ein solch kruder Scheckbetrug die gesamte Bevölkerung unseres Planeten hypnotisch in seinen Bann ziehen? Wenn man es genau bedenkt, würden die Gründungsväter unserer großen Republik beim Anblick dieses Pyramidensystems erschaudern.

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Gehen wir aber der Reihe nach durch all die alternativen Erklärungen, kommen wir zu dem Schluss, dass die Staatsschulden der USA in gewissem Sinne immer noch einlösbar sind - so eingeschränkt und restriktiv dies auch funktionieren mag. Für die Staatsschulden der USA gibt es einen liquiden Markt, in welchem diese gegen Guthaben bei der US-Notenbank eingelöst werden können. Das Guthaben bei der US-Notenbank kann wiederum an liquiden Märkten für physisches Gold - der ultimative Schuldenlöscher - eingetauscht werden, wenn auch zu einem veränderlichen Preis. Sollte aber diese letzte Verbindung unterbrochen werden (Gold wäre dann zu keinem Preis in US-Dollar mehr verkäuflich), so würde der Tisch, auf dem das Kartenhaus steht, weggetreten werden und das internationale Geldsystem wird in sich zusammenfallen wie die Twin Towers des World Trade Centers. Und mit eben dieser Situation sind wir jetzt konfrontiert.




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