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Generalprobe für den letzten Kontango

10.09.2009  |  Prof. Antal E. Fekete
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Sie könnten es auch so betrachten: Es gibt ein Casino, in dem die glücklichen Glücksspieler risikofrei zocken. Ihre Wetteinsätze gehen "auf´s Haus". Das Casino ist der Markt für US-Staatsanleihen. Es gibt nur einen Haken. Der Stapel der gewonnenen Chips vor jedem Spieler könnte sich beim Verlassen des Casinos eventuell nicht mehr einlösen lasen, sollte der bärtige Gottvater seinen Zauberstab schwingen.

Wenn der Goldmarkt in seine Phase der permanenten Backwardation übergeht, verliert der Besitz von US-Staatschulden wie auch jeder anderen Schuldenform jegliche rationale Grundlage. Dann wird es einen wahnsinnigen Ansturm auf die Ausgänge geben und die Halter von Schulden werden sich gegenseitig zu Tode trampeln beim Versuch, ihre Gewinne einzulösen.

Im Juli nahm ich an der Santa Colomba Conference 2009 im Palazzo Mundell in der Nähe von Siena, Italien, teil. 50 Teilnehmer kamen auf Einladung von Robert Mundell von der Columbia University zusammen (vor 10 Jahren erhielt er den Nobelpreisträger für Wirtschaft). Anwesend waren größtenteils Funktionäre der verschiedenen Finanzministerien und Zentralbanken, Botschafter, Professoren für Geld- und Währungspolitik, wissenschaftliche Autoren und Redakteure von Finanzzeitschriften. Paul Volcker, ein ehemaliger Funktionär des US-Finanzministeriums und Chairman des US-Notenbankenvorstands, war ebenfalls anwesend. Vor der Konferenz hatte ich verschiedene Schriftstücke an die Teilnehmer verteilt. In diesen Schriftstücken versuchte ich, auf das zerstörerische Wesen der aktuellen Kreditkrise aufmerksam zu machen, welches ohne Gold - den ultimativen Schuldenlöscher - nicht zu verstehen sei. Wir sind Fahrgäste eines außer Kontrolle geratenen Zuges auf abschüssiger Strecke; die Bremsen (Gold) wurden auf dem Gipfel des Berges abmontiert. Der Zug fährt gefährlich weit jenseits der zulässigen Höchstgeschwindigkeit und ein Crash scheint unausweichlich.

Unser freundlicher Gastgeber und Vorsitzender, Professor Mundell, machte während der zweitägigen Konferenz zwei Anspielungen auf Gold, er stellte fest, dass der Goldstandard, außer in Kriegszeiten, das krisenfreiste Geldsystem der Geschichte gewesen sei. (Natürlich haben alle Geldsysteme die Angewohnheit, während Kriegszeiten zusammenzubrechen.) Nicht ein Teilnehmer nahm die von Mundell aufgeworfene Frage auf und entwickelte sie weiter. Man redetet weiter über green shoots, die Erholung der Aktienmärkte, die kommenden Bailouts und Rettungspakete. Bezüglich meiner Schriftstücke, in denen von einer Goldkrise die Rede war, bekam ich nur eine Rückmeldung - privat. Offenbar schaltete der Rest der Teilnehmer schon bei den vier Buchstaben "Gold" in der Überschrift ab. Ihnen war die Zeit zu schade, die Ausschweifungen dieses Eigenbrötlers zum Problem "Alte Zahnpasta zurück in die Tube bringen" zu lesen.

Eines meiner Schriftstücke war ein offener Brief an Paul Volcker. Im Brief fragte ich ihn, ob Notfallpläne im Finanzministerium oder in der Notenbank existierten, mit denen auf die anstehende Krise einer permanenten Gold-Backwardation reagiert werden könnte. Volcker sah davon ab, meine Frage zu beantworten, weder öffentlich noch privat. Ich bin geneigt zu denken, dass es keinen anderen Notfallplan gibt als "Durchwurschteln", was auch in allen vorhergehenden monetären Krisen so gehandhabt wurde. Keiner der politischen Entscheidungsträger sieht die Einzigartigkeit der anstehenden, vorhersehbaren Krise oder aber die Notwendigkeit, ihr mit einem umfassenden Plan entgegenzutreten. Es herrscht eine überwältigende Nichtbereitschaft, zuzugeben, dass das internationale monetäre System, so wie es aktuell beschaffen ist, auf Treibsand gebaut ist. Es ist eine reine Notlösung, die ihre Wurzeln in der letzten Goldkrise des Jahres 1971 hat. Als Risse entstanden, wie sie sich nach jeder Krise zeigen, wurden diese einfach mit Papier gestopft und übertapeziert. Jede Gelegenheit, sich hinzusetzen und eine dauerhafte Lösung auszuarbeiten, ließ man verstreichen. Dies schien in der Vergangenheit auch gut funktioniert zu haben. Politische Entscheidungsträger sehen keinen Grund, warum dies nicht auch in Zukunft weiter funktionieren sollte.

Doch der Letzte Kontango in Washington wird anders sein als alle vorherigen Krisen.

Er wird elementar, zerstörerisch und apokalyptisch sein.

Er wird buchstäblich das gesamte Papiervermögen zerstören und buchstäblich das gesamte physische Kapital unproduktiv werden lassen. Dazu werden auch Horden von arbeitlosen Menschen kommen, die durch die Straßen der Städte ziehen. Sie werden sich wenig um Recht und Ordnung kümmern und Häuser und Institutionen plündern. Das wird unsere Freiheit zerstören. Vielleicht könnte es auch unsere Zivilisation zerstören, wenn wir nichts zu ihrem Schutz unternehmen.

Auf der positiven Seite wird es die Selbstgefälligkeit der Manager des Systems der uneinlösbaren Währung hinwegfegen und die Macht der keynesianischen und friedmanschen Ökonomen grundlegend schwächen, welche die globale Wirtschaftslehre fest umklammert halten.

Der Letzte Kontango in Washington wird die Große Depression der 30er Jahre in den Schatten stellen. Bereiten Sie sich darauf vor!


Referenzen
  • The Last Contango in Washington, 25. Juni 2006
  • The vanishing of the gold basis, and its implications for the international monetary system, 23. Juni 2009
  • Remobilize gold to save the world economy! Ein offener Brief an Paul Volcker, Chairman des US-Notenbankenvorstands, 1979-1987; Chairman des von Präsident Obama in Leben gerufenen, beratenden Gremiums für wirtschaftliche Erholung, 6. Juli 2009
  • Siehe auch: www.professorfekete.com, Email: aefekete@hotmail.com



© Antal E. Fekete



Dieser Artikel wurde am 24. August 2009 auf www.gata.org veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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