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Inflation: Welche Wege geht sie?

04.09.2009  |  Steve Saville
Was folgt ist ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 30. August 2009 auf www.speculative-investor.com erschienen ist.

In unserem Kommentar vom 5. August hatten wir erklärt, die Zentralbank könne den monetären Stimulus nicht einfach zurückziehen, um damit ein Inflationsproblem abzuwenden. Denn wenn man neues Geld in Umlauf bringt, wird damit nicht nur das allgemeine Preisniveau verändert - auch die STRUKTUR der Wirtschaft ändert sich. In der Wirtschaftswelt gibt es nur wenige Sachen, die mehr von Bedeutung sind als das Funktionskonzept echter monetärer Inflation, und trotzdem versteht es kaum jemand. Dahingehend ist es sehr bemerkenswert, dass der aktuelle Chairman der US-Notenbank keinen blassen Schimmer davon zu haben scheint, inwieweit monetäre Inflation die Wirtschaft beeinflusst. Deswegen versuchen wir, es noch einmal zu erklären; dieses Mal klar und kurz - auf den Punkt gebracht.
    1. Wenn das Geldangebot, sagen wir, um 10% erhöht wird, kommt es im Endergebnis NICHT zu einem 10%igen Anstieg der Preise. Das liegt daran, dass das neue Geld in bestimmten Bereichen und für bestimmte Projekte ausgegeben und nicht gleichmäßig über die Wirtschaft verteilt wird.
  • 2. Die Ressourcen zieht es in jene Gebiete, in denen das neue Geld ausgegeben wird, aber mit diesem neuen Geld werden keine NEUEN Ressourcen einfach aus dem Nichts herbeigezaubert. Folglich werden die existierenden Ressourcen bestimmten Wirtschaftsteilen entzogen und fließen nun zu den ursprünglichen Empfängern der monetären Spritze.

    Nehmen wie zum Beispiel an, die Regierung beschließt, eine große Menge Geld für den Aufbau von Brücken auszugeben. Wenn sie das macht, konkurriert sie um Ressourcen (unter anderem Bauingenieure und Materialien, die zum Brückenbau notwendig sind) und zieht diese somit aus anderen Wirtschaftsteilen ab. Dies hat den Effekt, dass die Betriebskosten jener Unternehmen steigen, die zwar nicht im Brückenbau tätig sind, aber ebenfalls Bauingenieure anstellen und ähnliche Materialien nutzen. Diese Unternehmen werden möglicherweise finanzielle Schwierigkeiten bekommen, da von staatlicher Seite beschlossen wurde, die Ressourcen für den Brückenbau abzuzweigen; und einige dieser Unternehmen werden wahrscheinlich eingehen.

    Ein anderes Beispiel: Nehmen wir an, man schüttet neues Geld in ein Wirtschaftssegment. Die hier tätigen Unternehmen müssen daraufhin mehr Öl verbrauchen, was den Ölpreis steigen lässt. Dies erlegt allen anderen Ölkonsumenten zusätzliche finanzielle Lasten auf, was wiederum zu Lasten etwaiger Erweiterungspläne geht und dazu führt, dass einige Unternehmungen, die andernfalls tragfähig gewesen wären, untergehen.

  • 3. Die Vorstellung, der Staat könnte den Ausgabefluss des neu geschöpften Geldes so gezielt lenken, dass damit "träge/ inaktive" Ressourcen erreicht würden, ist Wunschdenken. Aber angenommen, es würde gehen, so könnte auch damit nicht vermieden werden, dass monetäre Spritzen die Struktur der Wirtschaft in gegenteiliger und nicht haltbarer Weise verändern. Denn mit der Vergabe von Geld, das aus dem Nichts geschaffen wurde, wird die bestehende Kaufkraft von der Gesamtwirtschaft auf die ersten Empfänger dieses neuen Geldes transferiert.

  • 4. Zusammenfassend: Wenn die Zentralbank oder eine Privatbank neues Geld in die Wirtschaft bringt, wird unterm Strich einigen Unternehmungen geholfen, andere Unternehmungen haben das Nachsehen, Ressourcen werden transferiert, es kommt zu Vergeudung aufgrund der weniger effizienten Verwendung der Ressourcen und der staatlichen Herangehensweise. Und es entsteht eine neue Wirtschaftsstruktur, die auf einer monetären Illusion aufbaut.

  • 5. Die Verzerrungen und die Verschwendung, verursacht durch monetäre Inflation, werden sich erst dann wirklich zeigen, wenn der Fluss neuen Geldes eingeschränkt wird. Wenn es dazu kommt, werden viele der Aktivitäten zusammenbrechen, die auf dem Rücken der Geldmengenausweitung gewachsen waren; und die Wirtschaft wird gezwungen sein, die Ressourcen auf Grundlage tragfähiger Verbrauchertrends umzuverteilen (im Gegensatz zu den Verbrauchertrends, die mit der monetären Illusion entstanden waren). Sollte der Fluss aus neuem Geld allerdings nicht eingeschränkt werden (sollte sich die Zentralbank also entschließen, die monetäre Inflation aufrechtzuerhalten), so wird es im Endeffekt zu einer Hyperinflation kommen.

  • 6. Eine nähere Betrachtung des Zeitraums 1936-1939 erweist sich als aufschlussreich. Viele Menschen glauben, die US-Notenbank hatte falsch daran getan, als sie in den Jahren 1936-1937 auf die monetäre Bremse trat; hätten die politischen Entscheidungsträger das Geld einfach weiter fließen lassen, wäre der Zusammenbruch der US-Wirtschaft in den Jahren 1937-1939 zu verhindern gewesen (die Depression innerhalb der Depression). Der Zusammenbruch der Jahre 1937-1939 ist jedoch eine UNVERMEIDLICHE Folge der Tatsache gewesen, dass der vorhergehende wirtschaftliche Aufschwung kein reales Fundament hatte.

    Der Aufschwung basierte viel eher auf monetärer Inflation und der Erhöhung von staatlichen Ausgaben als auf steigenden Privatinvestitionen in ökonomisch sinnvolle Projekte. Es war also schon ausgemachte Sache, dass jegliche Einschränkung der monetären und/ oder fiskalen Stimuli schon bald zu einem Zusammenbruch führen würde. Die einzige Frage war nur, wann dies geschehen würde. Hätte man den Stimulus für weitere ein, zwei Jahre aufrechterhalten, so wäre der darauf folgende Zusammenbruch noch verheerender ausgefallen; und hätten die politischen Entscheidungsträger versucht, den Stimulus ohne zeitliche Begrenzung auszudehnen, dann wäre der Dollar zerstört worden.

  • 7. Sollten die heutigen politischen Entscheidungsträger das Ausmaß und das Tempo der wirtschaftlichen "Stimulierung" durch neues Geld und erhöhte staatliche Ausgaben drosseln, so würde sich die wirtschaftliche Neubelebung mit erstaunlicher Geschwindigkeit auflösen. Sollten die politischen Entscheidungsträger den Stimulus aber aufrechterhalten, dann werden sie Hyperinflation schaffen.


Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite zur Verfügung www.speculative-investor.com/new/index.html.

Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com einsehen.



© Steve Saville
www.speculative-investor.com

Dieser Artikel wurde am 01.09.09 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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