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Silber für Anfänger

08.09.2009  |  Frank Meyer
- Seite 4 -
Oma als Ratgeber

Ich bekenne mich als Freund alter Formeln von alten Leuten. Diese Altersweisheiten in Bezug auf Finanzen lassen sich in kurzen Sätzen zusammenfassen: Gib weniger aus, als Du einnimmst. Spare den Rest in unterschiedlichen Töpfen. Ein Topf sollte golden oder silbern sein, als natürliches Abwehrmittel gegen Geldfraß, Inflation und Verrücktheiten wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Natur. Nicht zu vergessen: Man würze seine Finanzanlagen mit einer gewissen Art von Sturheit gegenüber den modernen und gut bezahlten Anlagepropheten. Wie bei Gold geht es beim Silber um einen Wertspeicher. Man könnte neben Gold und Silber auch Palladium, Platin, Edelsteine und Raviolibüchsen in seine eigene Wahrscheinlichkeitsrechnung in punkto Altersvorsorge einbauen. Es sind die eigenen Gedanken und Hausaufgaben, die einem niemand abnehmen kann, selbst wenn Verkäufer vorgeben, das für Sie tun zu wollen.


Silberzehner

Wenn man es etwas genau nimmt, sind Silbermünzen eine hoch komplizierte Wissenschaft, wenn man es vor allem hoch kompliziert anstellt. Über die Komplexität der Komplexität im Münzbereich gibt es viele Fachbücher. Dabei sind oft nur ein paar Kleinigkeiten zu beachten. Und wir wollen die Dinge hier doch einfach halten. Münzen egal welcher Währung sind durch den Aufdruck eines Nennwertes gekennzeichnet, nicht durch den inneren Wert. Wird das niedliche Sparschweins geschlachtet, spuckt es vielleicht 200 Euro auf den Tisch, wobei der Materialwert des Klimpergeldes im Cent-Bereich liegen dürfte. Ohne einen staatlich verordneten Nennwert auf den Münzen aus Kupfer, Messing oder Nickel könnte man die Stücke getrost einer Mülltonne überlassen. Solange Währungen einigermaßen stabil funktionieren, zirkuliert auch das Münzgeld, bis zum Tag, an dem es Schwierigkeiten gibt.

Manchmal landen im Postkasten Werbesendungen, die den Dummköpfen empfehlen, sich ganz schnell von ihrem Geld zu trennen. "Kaufen Sie diese ganz seltene Münze aus Blech für nur 500 Euro. Ganz toll! Ganz selten! Hohes Wertsteigerungspotential!" Naja, Sie kennen das bestimmt. Es gibt auch Ausnahmen. Ab und zu bekommt man das Angebot, einen 10-Euro-Schein gegen eine 10-Euro-Silbermünze zu tauschen. Ich vermute, die Anbieter wollen nur an Ihre Adresse ran, um sie weiter zu verkaufen. Das ist aber eine andere Geschichte. Zumindest sind die Münzen ehrlich, beinhalten sie doch eine halbe Unze Silber.

Der 10-Euro-Schein dagegen beinhaltet eine ganze Menge Vertrauen, jede Menge Tinte und einen Hauch Heizwert. Passierte dem 10-Euro-Schein etwas (was auch immer ...), bliebe mit der Silbermünze eine halbe, schlecht brennbare Unze Silber übrig. Die Bundesbank gibt regelmäßig Silberzehner aus, mit wechselnden Motiven, die als offizielles Zahlungsmittel gelten. Wundern Sie sich beim Bezahlen mit Silberzehnern aber nicht, wenn der Verkäufer finster dreinschaut oder die Polizei rufen möchte. Die wenigsten Leute hinter den Ladentheken kennen dieses Zahlungsmittel, deshalb wird es auch nur selten akzeptiert. Der Händler muss es zudem auch nicht akzeptieren und darf einen Papierschein fordern. Ärgern Sie sich dann nicht. Man kann die Münzen bei einer Bank jederzeit gegen einen 10 Euro-Schein zurück tauschen.

Vor einem Jahr holten mehr und mehr Leute wegen der Schwierigkeiten im Finanzsystem ihr Geld von der Bank, bis unsere Kanzlerin in Kameras sagte, das Geld wäre sicher. Viel Geld wurde zuvor nach Hause geschleppt und verschwand dort unter Dielen, in Sofas oder Safes oder in Matratzen. Wäre die Sache mit dem Finanzsystem schief gelaufen, hätte man ein Häufchen wertloses Papier gehortet. Aber es ging ja noch mal gut, nachdem wir alle für unsere Einlagen mit unseren Steuergeldern garantieren.

Nähmen wir an, jemand hätte 20.000 Euro gespart und diese in Silberzehner getauscht, so lägen auf dem Küchentisch jetzt 2.000 dieser Münzen, bzw. 31,1 Kilogramm reines Silber. Man könnte jetzt meinen, 31 Kilo Silber wären besser als ein Kilo Papier. Oder? Von 1871 bis 1914 wurden in Deutschland 2-Reichsmark, 3-Reichsmark und 5-Reichsmark-Stücke ausgegeben. Sie enthielten je nach Nennwert eine bestimmte Menge Silber. Mit dem Untergang des Deutschen Reiches ging auch das Geldsystem in die Binsen. Sollte man heute in alten Betten noch Papierscheine aus der damaligen Zeit finden, tja, hübsch sind sie, aber wertlos. Findet man aber solche Reichsmarkmünzen (2, 3, 5 RM), so wohnt in ihnen immer noch das Silber. Je nach Erhaltungsgrad kosten Sie im Schnitt 15 Euro, manche ein Vielfaches davon.


Deflation - Inflation

Nun, die Nachrichten senden verwirrende Botschaften. Die Rede ist von Deflation und kommender Inflation. Fragt man fünf Experten, geben sie zehn verschiedene Meinungen von sich. Was bedeutet das für diese Silberzehner auf dem Küchentisch? Erst mal gar nichts. In einer Deflation, die meistens mit einer Rezession oder Schlimmeren einher geht, und die Kaufkraft von Bargeldes ständig wächst, sind 10er-Silbermünzen ein nettes Ruhekissen, selbst wenn der Silberpreis drastisch einbrechen sollte. Diese Münzen sind sozusagen eine Put-Option auf den Silberpreis, während man immer 10 Euro Kaufkraft behält.

In Inflationszeiten aber steigt meist der Silberpreis. Dann spielen 10 Euro Nennwert vielleicht gar keine große Rolle mehr, jedoch aber der innere Wert des Silbers. Auch hier bieten diese Münzen Sicherheit. Warum sollte man aber 10 Euro für eine halbe Unze Silber bezahlen, wenn man für 13 Euro eine ganze Unze (31,1 Gramm) bekommt? Im Falle einer Inflation, ist man mit 10er-Münzen etwas gekniffen. Auch wenn das innewohnende Silber preislich steigt, ist man nur mit einer halben Unze dabei. Besser sind dann die sogenannten Standardprodukte wie Barren oder 1oz-Stücke. Der Nachteil von Silberzehnern liegt im vergleichsweise geringen Silberanteil im Vergleich zu reinen 1-Unzen-Silbermünzen. (Philharmoniker, Maple Leaf, Kookaburra, American Eagle, Libertad) 31,1 Gramm Silber kosten zurzeit ca. 13-14 Euro. Der Silberzehner für 10 Euro enthält dagegen nur einen Materialwert von jetzt 6,50 Euro. Eine kleine Hausaufgabe für Sie: Ist man mit 10-EUR-Münzen besser aufgestellt als mit 10-Euro-Scheinen?

Silberzehner verkauft die Bundesbank oder eine ihrer Außenfilialen für 10 Euro. Beziehen kann man die Münzen auch bei Händlern, jedoch zu oft höheren Preisen. Manchmal gibt es auch Lockangebote, wo man beim Kauf einer anderen Münze ein paar Silberzehner für den Nennwert einsammeln kann. Noch eine Idee: Seien Sie doch ausnahmsweise mal freundlich zu Ihrem Bankberater. Oft bekommt er sogenannte "Rückläufer", also Münzen, die zurückgegeben werden, weil der Verkäufer Geld braucht oder mit den "Dingern" nichts anzufangen weiß. Vielleicht hat ja die Oma so etwas "für schlechte Zeiten" zum Geburtstag verschenkt und der Beschenkte schaut komisch, da er Papierscheinchen bevorzugt? Wenn Sie dann einen netten Typen aus der Bank kennen, vielleicht ruft er Sie auch an, wenn sich ein paar Rückläufer angesammelt haben. Oh weh! Vielleicht sammelt der Banker auch selbst diese Münzen? Manchmal arbeiten da richtige Füchse ...

Viele Leute sammeln Silberzehner, denn sie sind mit ihren wechselnden Motiven recht hübsch und manche davon auch selten. Verschiedene Münzen haben inzwischen einen recht stattlichen Sammlerwert erreicht. Kurzum - es gibt nicht genügend Münzen für alle. Bei Ausgabe einer neuen Serie beginnt die große Schlacht um deren Verteilung. Sollte man welche bekommen oder Beziehungen zu einem Händler haben - warum nicht? Für die meisten bleibt nur das Ausweichen auf Standardmünzen.


Silbermünzen

Die Vielfalt der Silbermünzen ist atemberaubend. Als Anleger findet man ein Füllhorn an Prägungen unterschiedlicher Größe und Seltenheit, mit verschiedenen Motiven und Nennwerten. Doch keine Sorge, man muss das Thema nicht studiert haben, um Silber als Investment zu verstehen. Ein paar Grundkenntnisse reichen völlig aus. Auch wenn Silbermünzen ihre Funktion als Zahlungsmittel im Alltag längst verloren haben, ihre Eigenschaft als Wertspeicher besitzen sie weiterhin.

Unser heutiges Geld ist auf Schulden aufgebaut und dem Vertrauen, dass die Schulden irgendwann auch beglichen werden. Da das aber ein Ding der Unmöglichkeit ist und man heute umbucht statt ausbucht, redet man so oft von Vertrauen. Die Geldmengen sind in den letzten Jahrzehnten weit schneller wachsen als die Summe aller Waren und Dienstleitungen. Hier liegt die Ursache für das, was Otto Normalbürger als Inflation bezeichnet. Man muss mehr Papiergeld auf den Tisch legen, um eine Einheit einer Ware kaufen zu können. Die Geschichte ist voller Kapitel, in denen derjenige, der edle Münzen in schweren Zeiten besaß, einen unschätzbaren Vorteil hatte, denn man konnte Münzen gegen Nahrung, Sicherheit oder auch Schutz eintauschen. Nach einer Währungsreform konnte die gespeicherte Arbeitskraft in die dann neue Währung fast verlustfrei umgetauscht werden. Papiergeld verlor seinen Wert und hat nie einen inneren Wert besessen, außer es war an Edelmetall gekoppelt.

Die gängigsten Münzen sind der American Eagle, der kanadische Maple Leaf, der österreichische Philharmoniker und der mexikanische Libertad. Hier bekommt man am meisten Silber für sein Geld. Eine Münze kostet zurzeit um die 12,50 Euro. Man muss schon schauen, wo man kauft, denn die Preise liegen bei einzelnen Händlern sehr weit auseinander. Vergleichen kann man die Angebote unter www.silber-investor.de. Es gibt auch seltenere Münzen, die dafür oft durch ihre Schönheit bestechen (Britannia, Kookaburra, Panda, Koala, Kiwi). Hier muss man schon deutlich mehr ausgeben.

Der normale Silberanleger greift eher zu Standardprodukten, wo der Aufschlag auf den Spotpreis ca. 25-35 Prozent beträgt. Das erklärt sich durch die auf Münzen fällige Mehrwertsteuer von 7 Prozent, Prägekosten der Münzprägestätten und die Marge, von der die Händler leben. Eine sich beruhigende Nachfrage nach Silbermünzen, wachsende Konkurrenz der Münzhändler untereinander und die Ausweitung der Produktionskapazitäten haben die Aufschläge von einst bis zu 60 Prozent beim American Eagle nun wieder deutlich reduziert, was nicht heißen muss, dass die Aufschläge nie wieder steigen, vor allem, wenn die Nachfrage anziehen sollte.




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