Silber: Fundamental einzigartig?
01.10.2009 | Roland Watson
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Viel schwieriger war es, die Talsohle beim Silber während der folgenden Kreditklemme auszumachen. Technische Standardanalysen verwiesen anfangs auf den 200-Tage-Durchschnitt bei 15 $, hierbei handelte es sich aber nicht um eine Standardkorrektur und Silber fiel einfach durch diese Linie (der 200-Tage-Durchschnitt hatte sich in der Vergangenheit allerdings als zuverlässiger erwiesen als heutzutage). Wahrscheinlich kennen Sie den Spruch "Catch a falling knife", aber nach genaueren Betrachtungen schrieb ich in meinem Newsletter, Silber würde entweder bei 6,60 $ oder bei 8,15 $ seine Talsohle erreichen. Ein paar Wochen später, gegen Ende Oktober, erreichte es dann die Talsohle bei 8,47 $. Bei meinen Preisprognosen vertraue ich auf die technische Analyse, und daher muss ich auch sagen, dass Silber diese Stände theoretisch wieder erreichen könnte. Ich tendiere aber eher zu einem Preisziel bei 13,20 $ (In meinem Newsletter erkläre ich warum.). Also halten Sie in den kommenden Monaten diesen Preis im Auge! Zufälligerweise liegt Silber jetzt ca. 2,50 $ über dem 200-Tage-Durchschnitt (13,50 $) und dass passt ziemlich gut zu einem Preis von 13,20 $.
Kommen wir aber wieder auf die USP für Silber zu sprechen: Was könnte man beim Silber als fundamental einzigartig klassifizieren? An dieser Stelle ein paar reale Beispiele für Rohstoffe mit einzigartigen Fundamentaldaten: Der "Palladium-Bulle" Ende der 90er Jahre galt nur für Palladium, was an Angebotseinschränkungen im Zusammenhang mit russischen Lagervorräten lag. In der Folge verzehnfachte sich der Preis für Palladium innerhalb von drei Jahren. Dann ist da Uran mit seinen Eigenschaften für den Atomenergiesektor, die in diesem Jahrzehnt für steil steigende Preise sorgten.
Aber welche einzigartigen Eigenschaften hat nun Silber? Von Natur aus ist Silber der beste Stromleiter, Reflektor und das beste Biozid. Man könnte die Einzigartigkeit dieser Eigenschaften eigentlich in dieser Reihenfolge stehen lassen - doch sind sie nicht groß genug, um einen echten Bullenmarkt anzutreiben.
Was ist aber mit den fast einzigartigen monetären Eigenschaften dieses Metalls? Ich für meinen Teil glaube, dass Silber Geld ist. Ob der Markt das auch glaubt und Silber vor diesem Hintergrund in die Höhe trieb, steht aber auf einem anderen Blatt. Es lässt sich wirklich nur schwer abschätzen, ob Silber in den letzten Jahren hauptsächlich als "physische Anlage" oder als "Geld" gekauft wurde. Bei beiden Betrachtungsweisen gilt Silber als Wertaufbewahrungsmittel, aber man kann eine Anlage auch als Wertaufbewahrungsmittel erwerben, ohne dass sie an sich als Geld gilt. Platin und Palladium wurden als physische Anlagen gekauft aber nicht als Geld. Beim Gold bin ich mir sicher, dass es als Geld gekauft wurde; wie der Mix aber beim Silber aussieht, da bin ich mir nicht so sicher - Geld oder physische Anlage? Ich denke, da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Als weiterer komparativer Konkurrenzvorteil könnte die Hebelwirkung gelten, die Silber in Bezug auf Gold hat. Oft hebelt Silber Gold; aber das ist keine Eigenschaft, die einzig an allein auf Silber zutrifft. Während des Gold-Bullenmarktes 2001-2008 hebelte Silber Gold mit 1,5:1, Platin aber mit 1,66:1 (beim Palladium waren es nur 1,1:1, es hatte jedoch noch mit den Auswirkungen der 1990er Bullenblase zu kämpfen).
Wo ist also aus fundamentaler Sicht das Einzigartige, nachdem wir suchen? Vielleicht brauchen wir es gar nicht - hängen Sie sich einfach an den Bullenmarkt und nehmen Sie die Gewinne mit! Silber hat allerdings eine Eigenschaft, die man möglicherweise als einzigartig einstufen könnte - und dabei handelt es sich um eine geologische Eigenschaft. Zumindest gingen im Internet zahlreiche Artikel herum, in denen es hieß, Silber würde die erste geologische Ressource sein, die aufgebraucht ist.
Hier beim Silver Analyst schlucken wir aber nicht unhinterfragt jedes bullische Argument für Silber. Wir wollen der Sache immer auch auf den Grund gehen. Genau genommen ging es in einem unserer letzten Newsletters um die Behauptung, der Welt würde in 13 Jahren das Silber "ausgehen". Wir fanden heraus, dass die United States Geological Survey (USGS) eine ökonomisch abbaubare Reservenbasis von 270.000 Tonnen Silber angibt und eine weltweite Produktion von 20.500 Tonnen im Jahr 2007. Dividiert man die beiden Zahlen, bekommt man ein RP-Verhältnis von 13,17 Jahren.
Beschlossene Sache also: Im Jahr 2020 wird es kein Silber mehr geben und diejenigen, die Silber besitzen, werden Millionäre sein? Nicht ganz, wenn wir ein bisschen nachhaken. Bei näherer Betrachtung der vorausgehenden USGS-Veröffentlichungen seit 1993 stellt man mit Erstaunen fest, dass dort immer dasselbe gesagt wird. Seit 1994 werden die Silberressourcen entweder mit 270.000 Tonnen oder aber 280.000 Tonnen beziffert! Es scheint also mit anderen Worten ganz so, als ob die USGS keine Eigeninitiative bei der Aktualisierung ihrer Zahlen zeigt - und können wir ihnen dann trauen? Wir können eines machen: Wir können die besagten RP-Verhältnisse der verschiedenen Berichte seit 2007 berechnen und sie im folgenden Chart unten darstellen.