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Der Ochsenbestand im IMF

02.10.2009  |  Prof. Antal E. Fekete
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Die Frage ist nun, ob nun der IWF - ganz wie das Kind, das den Holzfällern im Wald einen Streich spielt und wiederholt falschen Alarm wegen eines Wolfes schlägt - nicht schon viel zu oft "der Wolf kommt" geschrieen hat. Der Wolf um die Ecke könnte diesmal echt sein, bereit den Schelm zu verschlingen. Sicher, der Goldpreis wird fallen, erfährt man, dass die Goldauktion tatsächlich begonnen hat. Der Markt wird bereitwillig die Preise fallen lassen und es dem IWF erleichtern, sich seiner Last zu entledigen. Aber nachdem sich der IWF erleichtert hat, werden die Preise wieder zurückklettern und das in Richtung neuer Rekordstände. Es ist unvermeidlich. Das lässt sich mit wissenschaftlicher Sicherheit prognostizieren.

Warum wird der Goldpreis nach Abschluss der IWF-Goldauktionen neue Höchststände erreichen? Der Grund ist sehr einfach: Die Anlagen, durch die der Dollar gedeckt ist, wurden verwässert - und Gold wird gegen diesen Dollar verkauft. Der IWF tauscht seine harten Vermögensanlagen, gegen die keine Forderungen bestehen, gegen die weichen: Verbindlichkeiten der Fed, die Geld druckt, als gäbe es keinen Morgen. Unter diesen Umständen ist es aber selbstmörderisch, harte Anlagen zu verkaufen. Trotz alledem: Das IWF-Gold kommt unter den Hammer.

Um die Goldverkäufe zu rechtfertigen, bedient sich der IWF der Ausrede, man benötige Kapital für die Bailouts der überschuldeten Länder. Das ist eine wirklich lahme Ausrede. Eine Bank wird sich, sofern sie rational gemanagt wird, zuerst um die eigene Kapitalstruktur kümmern, bevor sie umfangreiche Kredite vergibt - gerade wenn diese an bankrotte Staaten gehen. Man verwässert nie seine Kapitaldecke.

Das bedeutet allerdings nicht, dass die Goldbugs nicht (erneut) ins Bockshorn gejagt werden. Einigen, vielleicht vielen, wird es wieder passieren. Sie werden ihr Gold in einen schwachen Markt verkaufen, was schließlich den Anschein macht, die Blütezeit der goldenen Rose wäre vorüber. Doch dieses große Tamtam bedeutet am Ende nur, dass Gold von schwächeren Händen in stärkere übergeht. Die schwachen Parteien verblassen und geraten in Vergessenheit - es kommt so, wie es kommen muss.

Um den Goldmarkt und seine wahre Stärke wirklich verstehen zu können, muss man begreifen, dass es sich dabei nicht um jenes spekulativ gehebelte Marktsegment handelt, von dem er angetrieben wird. Natürlich werden Spekulanten immer bereit sein, einen Ausverkauf zu starten, wenn der IWF in die Trillerpfeife bläst. Aber die Zeit wird kommen, in der es ihnen nicht mehr möglich ist, die eigenen Vorräte erneut aufzustocken.

Der IWF sagt ihnen, sie sollen ihr bares Gold verkaufen, er wird ihnen allerdings nicht sagen, wie sie es zurückkaufen können. Das ist der springende Punkt. Die nüchternen Goldbesitzer folgen eher der Goldbasis als dem Goldpreis. Nur anhand der Goldbasis erfährt man, ob vernünftigerweise davon ausgegangen werden kann, dass auch noch morgen und übermorgen physisches Gold erhältlich ist. Oder inwieweit es wahrscheinlich ist, dass man eines Tages (schon bald) feststellen muss, dass "Gold für keinen Preis mehr verkauft wird".

Die Goldminen werden folgendes Schild draußen anschlagen: "Dollarbesitzer brauchen nicht anzufragen." Dabei wird es sich um eine exakte Neuausgabe dessen handeln, was die Besitzer von Assignaten, Mandaten, Reichsmark und jüngst auch Zimbabwischen Dollars ereilte. Diese schön verzierten Banknoten waren einmal zu variablen Kursen gegen Gold eintauschbar - eine Weile lang. Die Menschen nahmen es als gegeben hin, dass dies auch immer so bleiben würde. Dann eines schönen Tages, als es keiner erwartete, trocknete das Goldangebot, das sich mit Papier erwerben ließ, aus. Und eben bei dieser "Reise nach Jerusalem" hörte die Musik auf zu spielen.

Diejenigen, die Papier in den Händen hielten, gehörten nicht zu den Glücklichen. Die Geldwissenschaft verfügt über nichts, das den Blick auf die Zukunft des Dollar rosiger gestalten könnte, als einen Blick auf die Zukunft des Zimbabwischen Dollars. Natürlich kann die Fed noch ein paar Tricks mehr aus dem Hut zaubern, als die Managern der Papierwerke in Harare parat haben. Aber ein Papierwerk bleibt halt nur ein Papierwerk. Die Tatsache, dass sich dieses am Fluss Potomac befindet, wird das Endprodukt nicht immun gegen Zersetzungsprozesse machen - diese angeborene Krankheit aller Papierwährungen.

Den IWF gibt es jetzt seit knapp 65 Jahren. Laut seiner ursprünglichen Charta sollte er eigentlich die Wechselkurse zwischen den Währungen konstant und die Währungen goldgedeckt halten - wenn auch indirekt. Er sollte der Dreh- und Angelpunkt des internationalen Währungssystems sein. In weniger als 25 Jahren hatte er die ihm gestiftete Gunst verspielt. Einer nach dem anderen entledigte sich der Obligationen des IWF, welcher schließlich zu einer Institution ohne Mission und Zweck verkam. Der IWF hätte verschrottet werden müssen und sein Gold hätte an die ursprünglichen Mitgliedern komplett zurückgehen sollen - damals, als korrupte Politiker 1971 auf Ratschlag korrupter Ökonomen das System fester Wechselkurse aufgaben. Aber der IWF behielt seinen Platz und wirkte wie ein ausgebombter Luftschutzbunker. Er wurde weiterhin als Schikanekanzel genutzt, von der aus auch heute noch der Gospel der monetären Rechtschaffenheit heruntergebetet wird - weshalb er heute auch die Witzfigur der Welt ist.

Das soll jedoch nicht heißen, dieser Clown des US-Finanzministeriums hätten unter den Wirtschaften der sowjetisch besetzten Staaten keine enormen Schäden angerichtet, als sie ihre Unabhängigkeit mit dem Bröckeln der Berliner Mauer zurückgewannen. Der IWF hat sich ewige Schande als Hauptvertreter jener verdient, die die "Welt für das Fiat-Geld sicher machen" wollten. Falls die Mission nicht erfolgreich war, so lag es zumindest nicht daran, dass man es nicht versucht hatte.

Nach dem unehrenhaften Zusammenbruch der Sowjetunion in Jahr 1990 unternahm der IWF als Vertreter des US-Finanzministeriums unter anderem Folgendes: Er zwang jene Länder, die zuvor unter sowjetischer Besetzung standen, zur Abgabe ihrer Goldreserven, um im Gegenzug die Mitgliedschaft im IWF zu erhalten. Stellen Sie sich einmal das enorme Ausmaß dieses Verbrechens vor: Selbst unter der härtesten militärischen Besatzung durch die Sowjets durften diese bedauernswerten Ländern ihre Goldreserven behalten - und damit eine zaghaftes Versprechen auf eine bessere Zukunft. Dann kam die Freiheit, nach amerikanischem Vorbild, nach der sich diese Länder seit einem halben Jahrhundert gesehnt hatten. Und siehe da, das erste, worauf sie verzichten müssen, sind die eigenen Goldreserven - zur Verteidigung des Dollar-Systems, das zwanzig Jahre zuvor Bankrott gegangen war! Der IWF wird niemals ungeschehen machen können, was man auch als monetäre Vergewaltigung Osteuropas und der sogenannten "captive nations" bezeichnen darf. Der IWF war der Hirtenhund, der diese Völker unter die amerikanische Schirmherrschaft führte - von einem Sklavenarbeitslager ins nächste.




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