Das "auf Kredit basierende" Geldsystem
06.10.2009 | Steve Saville
Was folgt ist ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 24. September 2009 auf www.speculative-investor.com erschienen ist.
Ein Argument, das immer wieder von Deflationisten (diejenigen, die eine Deflation prognostizieren) angeführt wird: Das heutige Geldsystem basiert auf Kredit und Hyperinflation ist in einem solchen System nicht möglich. Mit "auf Kredit basierend" meinen sie, dass das neue Geld ins Dasein geliehen wird. Dahinter steckt folgende Annahme: Um einen Nettozuwachs von 1 $ im Gesamtgeldangebot zu bekommen, muss es einen Nettozuwachs von mindestens 1 $ in der gesamtwirtschaftlichen Schuldenlast geben. Daraus folgt also (so ihre Argumentation): Je stärker das Geldangebot aufgebläht wird, desto stärker wird die Wirtschaft von Schulden nach unten gezogen - was wiederum die Wahrscheinlichkeit eines deflationären Endergebnisses steigen lässt.
Um die ein oder zwei Hauptfehler des oben ausgeführten Arguments zu erklären, werden wir den hypothetischen Fall eines Geldfälschers heranziehen, der den Namen Fred trägt. Die meisten Geldfälscher drucken Geld und geben es dann aus. Fred aber geht ein wenig anders vor, denn er druckt neues Geld und leiht es dann seinen Kunden. Darüberhinaus betreibt er doppelte Buchführung - jeder von ihm vergebene Kredit wird ganz brav als Aktivposten in seinen Bilanzen festgehalten. Das von ihm neu geschaffene Geld fällt in seinen Bilanzen unter Passiva - "Verbindlichkeiten".
Da sich Freds Dienstleistungen großer Nachfrage erfreuen (seine Zinssätze sind sehr konkurrenzfähig!), steigt das gesamtwirtschaftliche Angebot an Geld aber auch Schulden rapide an. Nach einer Weile können einige der Kunden Freds ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen. Das neue Geld, das Fred geschöpft hatte, als er diese schlechten Kredite vergab, befindet sich immer noch in der Wirtschaft und wird in seinen Bilanzen weiterhin als Passiva geführt, aber bestimmte Einträge auf der Aktiva-Seite der Bilanz sind jetzt wertlos geworden. Fred muss daher eine Verminderung seines Kapitals ausweisen, aber das stört ihn nicht weiter, denn er hatte von Anfang an nie über Kapital verfügt - und das Konzept von Kapitalabschreibung ist ohne Bedeutung für jemanden, der Geld aus dem Nichts schöpfen kann. Freds Geschäft stützt sich also im Grundé darauf, anderen das Kapital zu stehlen, indem er ihnen die Kaufkraft stiehlt.
Viele unserer Leser werden sofort erkannt haben, dass die Vorgehensweise Freds sehr ähnlich der einer Zentralbank ist. Die Zentralbank leiht im Allgemeinen neues Geld ins Dasein - doch das wird niemals ihre Möglichkeiten begrenzen, das Geldangebot auszuweiten, denn anders als legitime Unternehmungen, ist die Stärke ihrer Bilanzen kein Hauptgesichtspunkt (jeder, der glaubt, die Fed wäre in irgendeiner Weise durch eine Notwendigkeit/ ein Verlangen nach soliden Bilanzen gebunden oder eingeschränkt, hat im hinter uns liegenden Jahr nicht aufgepasst). Es ist durchaus richtig zu sagen, dass willige Kreditgeber auch willige Kreditnehmer brauchen, dann muss aber auch gesagt werden, dass sich der Staat in den nächsten Jahren der Rolle der Letzteren annehmen wird - bis an die Grenzen des Möglichen .
Der andere entscheidende Fehler des im einführenden Paragraph zusammengefassten Arguments liegt darin begründet, dass das Geldsystem nicht voll und ganz "auf Kredit gründet". Das liegt daran, dass sich die Möglichkeiten der Zentralbank hinsichtlich der Ausweitung des Geldangebots nicht in der Vergabe neuer Kredite erschöpfen. Die Zentralbank (die Fed in den USA) hat in Wirklichkeit die Macht, alles, was sie möchte, zu monetisieren. Und einige Zentralbanken, einschließlich der Fed, sind schon längst über die Grenzen des traditionellen Prozesses hinausgegangen, mit dem neues Geld ins Dasein geliehen wird.
Nehmen wir ein bestimmtes Beispiel: Über die letzten 12 Monate hat die Fed hypothekarisch besicherte Wertpapiere (MBS) in Höhe 650 Milliarden $ monetisiert (Aufkauf durch aus dem Nichts geschöpftem Geld). Das heißt nichts anderes, als dass die Fed in den letzten 12 Monaten in den Markt eingriff und einen bestimmte Typ von Vermögensanlagen im Umfang von 650 Milliarden $ aufkaufte, was dazu führt, dass diese 650 Milliarden $ zum US-Geldangebot hinzugerechnet werden müssen - ohne das damit eine entsprechende Zunahme der Schulden einherginge. Zudem haben diese Mortgage-Backed Securities grundsätzlich nichts Heiliges an sich (die Fed hätte zum Beispiel auch irgendetwas anderes - quasi alles - monetisieren können).
Zusammenfassend kann man sagen, dass das Geldsystem bis zu einem gewissen Punkt "ausschließlich auf Kredit basiert"; selbst wenn es komplett "auf Kredit basieren" würde, so bleiben der Zentralbank praktisch immer noch unzählige Möglichkeiten, das Geldangebot auszuweiten. Bedeutet das, dass Deflation im aktuellen Geldsystem unmöglich ist, solange die Zentralbank nicht die Absicht hat, eine Deflation des Systems zuzulassen? Ja.
Die Zentralbank kann das Geldangebot immer aufblähen, sie versucht dies aber so zu gestalten, dass keine Inflationsprobleme offensichtlich werden (aus Sicht der Zentralbank wird Inflation dann zu einem Problem, wenn die allgemeinen Preisniveaus und die staatliche Anleiherendite schnell zu steigen beginnen). Daher verläuft der Weg zur Hyperinflation nicht schnurgerade und diejenigen, die eine Hyperinflation schon in naher Zukunft prognostizieren, werden damit möglicherweise falsch liegen.
© Steve Saville
www.speculative-investor.com
Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite zur Verfügung www.speculative-investor.com. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com einsehen.
Ein Argument, das immer wieder von Deflationisten (diejenigen, die eine Deflation prognostizieren) angeführt wird: Das heutige Geldsystem basiert auf Kredit und Hyperinflation ist in einem solchen System nicht möglich. Mit "auf Kredit basierend" meinen sie, dass das neue Geld ins Dasein geliehen wird. Dahinter steckt folgende Annahme: Um einen Nettozuwachs von 1 $ im Gesamtgeldangebot zu bekommen, muss es einen Nettozuwachs von mindestens 1 $ in der gesamtwirtschaftlichen Schuldenlast geben. Daraus folgt also (so ihre Argumentation): Je stärker das Geldangebot aufgebläht wird, desto stärker wird die Wirtschaft von Schulden nach unten gezogen - was wiederum die Wahrscheinlichkeit eines deflationären Endergebnisses steigen lässt.
Um die ein oder zwei Hauptfehler des oben ausgeführten Arguments zu erklären, werden wir den hypothetischen Fall eines Geldfälschers heranziehen, der den Namen Fred trägt. Die meisten Geldfälscher drucken Geld und geben es dann aus. Fred aber geht ein wenig anders vor, denn er druckt neues Geld und leiht es dann seinen Kunden. Darüberhinaus betreibt er doppelte Buchführung - jeder von ihm vergebene Kredit wird ganz brav als Aktivposten in seinen Bilanzen festgehalten. Das von ihm neu geschaffene Geld fällt in seinen Bilanzen unter Passiva - "Verbindlichkeiten".
Da sich Freds Dienstleistungen großer Nachfrage erfreuen (seine Zinssätze sind sehr konkurrenzfähig!), steigt das gesamtwirtschaftliche Angebot an Geld aber auch Schulden rapide an. Nach einer Weile können einige der Kunden Freds ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen. Das neue Geld, das Fred geschöpft hatte, als er diese schlechten Kredite vergab, befindet sich immer noch in der Wirtschaft und wird in seinen Bilanzen weiterhin als Passiva geführt, aber bestimmte Einträge auf der Aktiva-Seite der Bilanz sind jetzt wertlos geworden. Fred muss daher eine Verminderung seines Kapitals ausweisen, aber das stört ihn nicht weiter, denn er hatte von Anfang an nie über Kapital verfügt - und das Konzept von Kapitalabschreibung ist ohne Bedeutung für jemanden, der Geld aus dem Nichts schöpfen kann. Freds Geschäft stützt sich also im Grundé darauf, anderen das Kapital zu stehlen, indem er ihnen die Kaufkraft stiehlt.
Viele unserer Leser werden sofort erkannt haben, dass die Vorgehensweise Freds sehr ähnlich der einer Zentralbank ist. Die Zentralbank leiht im Allgemeinen neues Geld ins Dasein - doch das wird niemals ihre Möglichkeiten begrenzen, das Geldangebot auszuweiten, denn anders als legitime Unternehmungen, ist die Stärke ihrer Bilanzen kein Hauptgesichtspunkt (jeder, der glaubt, die Fed wäre in irgendeiner Weise durch eine Notwendigkeit/ ein Verlangen nach soliden Bilanzen gebunden oder eingeschränkt, hat im hinter uns liegenden Jahr nicht aufgepasst). Es ist durchaus richtig zu sagen, dass willige Kreditgeber auch willige Kreditnehmer brauchen, dann muss aber auch gesagt werden, dass sich der Staat in den nächsten Jahren der Rolle der Letzteren annehmen wird - bis an die Grenzen des Möglichen .
Der andere entscheidende Fehler des im einführenden Paragraph zusammengefassten Arguments liegt darin begründet, dass das Geldsystem nicht voll und ganz "auf Kredit gründet". Das liegt daran, dass sich die Möglichkeiten der Zentralbank hinsichtlich der Ausweitung des Geldangebots nicht in der Vergabe neuer Kredite erschöpfen. Die Zentralbank (die Fed in den USA) hat in Wirklichkeit die Macht, alles, was sie möchte, zu monetisieren. Und einige Zentralbanken, einschließlich der Fed, sind schon längst über die Grenzen des traditionellen Prozesses hinausgegangen, mit dem neues Geld ins Dasein geliehen wird.
Nehmen wir ein bestimmtes Beispiel: Über die letzten 12 Monate hat die Fed hypothekarisch besicherte Wertpapiere (MBS) in Höhe 650 Milliarden $ monetisiert (Aufkauf durch aus dem Nichts geschöpftem Geld). Das heißt nichts anderes, als dass die Fed in den letzten 12 Monaten in den Markt eingriff und einen bestimmte Typ von Vermögensanlagen im Umfang von 650 Milliarden $ aufkaufte, was dazu führt, dass diese 650 Milliarden $ zum US-Geldangebot hinzugerechnet werden müssen - ohne das damit eine entsprechende Zunahme der Schulden einherginge. Zudem haben diese Mortgage-Backed Securities grundsätzlich nichts Heiliges an sich (die Fed hätte zum Beispiel auch irgendetwas anderes - quasi alles - monetisieren können).
Zusammenfassend kann man sagen, dass das Geldsystem bis zu einem gewissen Punkt "ausschließlich auf Kredit basiert"; selbst wenn es komplett "auf Kredit basieren" würde, so bleiben der Zentralbank praktisch immer noch unzählige Möglichkeiten, das Geldangebot auszuweiten. Bedeutet das, dass Deflation im aktuellen Geldsystem unmöglich ist, solange die Zentralbank nicht die Absicht hat, eine Deflation des Systems zuzulassen? Ja.
Die Zentralbank kann das Geldangebot immer aufblähen, sie versucht dies aber so zu gestalten, dass keine Inflationsprobleme offensichtlich werden (aus Sicht der Zentralbank wird Inflation dann zu einem Problem, wenn die allgemeinen Preisniveaus und die staatliche Anleiherendite schnell zu steigen beginnen). Daher verläuft der Weg zur Hyperinflation nicht schnurgerade und diejenigen, die eine Hyperinflation schon in naher Zukunft prognostizieren, werden damit möglicherweise falsch liegen.
© Steve Saville
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