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WIWF: Die Bankenkrise ist noch nicht vorbei - Alles short?

05.10.2009  |  Klaus Singer
Der IWF erwartet in seinem jetzt vorgelegten Financial Stability Report bis Ende 2010 durch die Finanzkrise entstandene und noch entstehende Verluste von 3,4 Bill. Dollar. Wegen der jüngst positiven Entwicklungen der Wertpapierkurse fällt die Schätzung um rund 600 Mrd. Dollar geringer aus als im vorherigen Report. "Die globale Finanzstabilität hat sich verbessert, doch bleiben die Risiken hoch", heißt es.

Bei den Banken habe die Krise von Mitte 2007 bis Mitte 2009 1,3 Bill. Dollar Abschreibungen auf Kredite und Wertpapiere nötig gemacht. Darüber hinaus seien bis Ende 2010 noch einmal 1,5 Bill. Dollar an Abschreibungsvolumen möglich.

Bezogen auf die noch nicht verarbeiteten Abschreibungssummen sei die Lage der europäischen Banken schlechter als die der US-Institute. US-Banken haben bereits etwa 60% der Verluste abgeschrieben, die europäischen hingegen erst rund 40%.

Bei einer Eigenkapitaldecke von 4% der Aktiva, der Mindestanforderung der Bankenaufsicht, müssen die Banken der Eurozone 310 Mrd. Dollar, die amerikanischen 130 Mrd. Dollar an frischem Kapital auftreiben. Der IWF bezweifelt, dass die Erträge aus dem laufenden Geschäft ausreichen, auch wenn sich Kapitalposition und Aussichten für die Banken signifikant verbessert haben.

Die Verfügbarkeit von Krediten für die private Wirtschaft werde vermutlich weiterhin ein Problem bleiben, sagt der IWF weiter. Die Kreditkanäle seien verstopft und der sich anbahnende Aufschwung dürfte schwach bleiben. Deshalb dürfte es nötig sein, dass die Zentralbanken weiter dabei helfen, diese Situation zu entspannen. Damit warnt der IWF vor einer vorzeitigen Exit-Strategie.

Der IWF zeigt sich wegen des im Zuge der Krisenbekämpfung erfolgten Transfers von Risiken aus der Privatwirtschaft in die Staatshaushalte besorgt, dass die langfristigen Zinsen unter Aufwärtsdruck kommen. Auch wenn die staatliche Kreditaufnahme in den Jahren 2010 bis 2012 gemessen an den Erwartungen für 2009 wieder zurückgehen sollte, werde sie immer noch deutlich über dem Durchschnitt zwischen 2002 und 2007 bleiben. Aus der Analyse historischer Daten ergebe sich, dass eine anhaltende Erhöhung des Staats-Defizits um 1% zu einer Erhöhung der Langfrist-Zinsen von 10 bis 60 Basispunkten führt.

Im Gegensatz zum IWF sehen die EU-Finanzminister und Notenbankchefs die europäischen Großbanken gegen einen erneuten schweren wirtschaftlichen Einbruch gut gewappnet. Ein Belastungstest bei insgesamt 22 großen Instituten hat ergeben, dass sie selbst bei einem wie erwartet geringfügigen Wachstum im kommenden Jahr reichlich mit Eigenkapital ausgestattet sind. Die Kernkapitalquote läge deutlich über 9% und damit über der Mindestanforderung der Bankenaufsicht von 4%. Was für die Großbanken gilt, ist allerdings nach Aussage der Finanzminister und Notenbankchefs nicht auf das gesamte Bankensystem in der EU übertragbar.

Bundesbankpräsident Weber sagte, das Ergebnis der Stresstests sei eine gute Nachricht und signalisiere eine gewisse Entspannung im Bankensystem. Um jedoch künftigen Krisen vorzubeugen, müssten die Gewinne der Banken in erster Linie dazu genutzt werden, das die haftende Kapitalbasis zu stärken. Ach, nicht zum Spekulieren? Schade.

Zurück zum Stabilitätsbericht des IWF: Die Organisation warnt darin vor einer Kreditblase, die von China ausgehen könnte. Die Geldpolitik sei dort zu locker und das Kreditwachstum sei zu groß. Die Regierung dränge die Banken zu stärkerer Kreditvergabe, davon profitierten gegenwärtig besonders die Projekte mit einer geringen Rentabilität.

Die Erwartungen des IWF hinsichtlich des Aufwärtsdrucks bei den langen Zinsen laufen für die USA auf eine Steigerung um bis zu 6 von aktuell 4 auf dann 10% hinaus. Die charttechnische Demarkationsline bei den Zinsen der 30-jährigen TBonds liegt oben bei 5,3%, unten lag der langfristige Boden seit 1965 bis Januar bei 4,2%. Damals waren die Zinsen kurzzeitig auf 2,5% abgestürzt.

Willem Buiter ist sich in seinem Maverecon-Blog sicher, dass ein starker Dollar und eine starke Erholung nicht zusammenpassen. Es erscheint ihm einerseits unwahrscheinlich, dass sich der Dollar substantiell gegen Euro, Yen und Pfund abschwächt, da insbesondere Euro und Yen gegen Dollar überbewertet sind (und die Lage in GB sehr der in USA gleicht). Andererseits aber werde es zu einer deutlichen Abwertung des Dollar gegen Währungen der Emerging Markets (China eingerechnet) kommen, wenn die USA eine lange Periode von Überkapazität, hoher Arbeitslosigkeit und geringem Wachstum vermeiden will, bzw. kann. Selbst dann werde die Erholung der US-Wirtschaft nur langsam vonstatten gehen und schwach ausfallen.

Eingedenk der Tatsache, dass China zu den größten amerikanischen Gläubigern gehört, würde ein sinkender Außenwert des Dollar auch von dieser Seite her Aufwärtsdruck auf die langen Zinsen bestätigen. Ansonsten könnte sich China beschleunigt von seiner Politik, die US-Wirtschaft zu finanzieren, verabschieden. Verwerfungen sind zudem vorprogrammiert, weil der schwache Dollar zu nachlassender Nachfrage nach in China produzierten Waren führt. Das wiederum müsste China veranlassen, den Dollar durch Käufe von US-Treasuries und anderen Assets zu stützen.





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