Wechselkurse und Zinsspread - Europa schlägt USA
22.05.2005 | Robert Rethfeld
Wie verhält sich das internationale Kapital? Legt es sein Geld dort an, wo es die höchsten Zinsen erhält? Nachfolgend gehen wir anhand der Korrelation Europa/ USA der Frage nach, ob Wechselkurse und Zinsspread zueinander in Beziehung stehen.
Der "Zinsspread" ist die fachliche Bezeichnung für die Differenz von Zinssätzen. Beispielsweise beträgt der Leitzins in den USA gegenwärtig 3 Prozent, derjenige der EZB liegt bei 2 Prozent. Demnach beträgt der Zinspread 1 Prozent zugunsten der USA. Die Währung der USA ist der US-Dollar, und man sollte nun annehmen, dass sich Verhältnis Euro/Dollar zugunsten des Dollar verschiebt. Aktuell sieht es so aus, denn der US-Dollar befindet sich seit Jahresbeginn auf Bergfahrt.
Doch das ist eine Momentaufnahme. Man sollte schon eine längere Zeitreihe betrachten, bevor man sich ein Urteil über die Wirksamkeit des Zinsspreads bildet. Nachfolgender Chart zeigt den Verlauf von Zinsspread Europa/USA sowie Euro/Dollar innerhalb der letzten 25 Jahre. Der Zinsspread ist links abgetragen, der Euro/Dollar-Kurs rechts.
Der Chart offenbart eine langfristige Entwicklungstendenz: Sowohl der Zinsspread als auch der Wechselkurs verbessern sich seit Beginn der 80er Jahre zugunsten Europas bzw. des Euros (dieser Effekt wird auf dem obigen Chart durch einen grünen Pfeil symbolisiert). D.h., für den Anleger gewinnt Europa seit zweieinhalb Jahrzehnten an Attraktivität gegenüber den USA. Daran ändert auch der derzeitige einprozentige Zinsvorteil der USA nichts.
Betrachtet man die Korrelation zwischen Zinsspread und Wechselkurs, so wird eine Vorläuferfunktion des Zinspreads gegenüber der Wechselkurs ersichtlich.
Dies lässt sich für das Tief im Jahr 1984/85 feststellen, gilt aber auch das Tief des Jahres 1989. Eine Verzögerung von fast 2 ½ Jahren stellte sich Anfang der 90er Jahre ein. Während der Zinsspread bereits im Januar 1993 sein Hoch erreichte, erzielte der Euro erst im Mai 1995 sein Hoch (Euro-Zeitreihe vor 1998 = Deutsche Mark). Ähnliches gilt für die darauffolgende Bodenbildung: Dem Zinsspreadtief des Jahres 1998 folgte das Eurotief der Jahre 2000/2001.
Aktuell lässt sich festhalten, dass der Zinsspread Europa/USA im November 2002 sein bisheriges Verlaufshoch erreichte, während der Euro zwei Jahre später (im Dezember 2004) toppte.
Interpretation: Offensichtlich benötigt die Entwicklung von Zinsspreads Zeit, um sich auf die Währungskorrelation durchzuschlagen. Dies gilt jedoch nicht immer; in den 80er Jahren war die Verzögerung nur kurz. Dennoch: Der Zinsspread läuft der Währung in der Regel voraus.
Die Besonderheit des Charts liegt in der Anzeige der längerfristigen Marktrichtung. Diese deutet sowohl für den Zinsspread Europa/ USA als auch für den Euro/Dollar-Kurs nach oben, selbst wenn kurzfristig gegenläufige Phasen auftreten.
© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de
P.S.: Wir veröffentlichen morgens gegen zwischen 7:30h und 8:00h eine tägliche Kolumne zum aktuellen Geschehen unter www.wellenreiter-invest.de, die als 14-tägiges Schnupperabo kostenlos getestet werden kann.
Der "Zinsspread" ist die fachliche Bezeichnung für die Differenz von Zinssätzen. Beispielsweise beträgt der Leitzins in den USA gegenwärtig 3 Prozent, derjenige der EZB liegt bei 2 Prozent. Demnach beträgt der Zinspread 1 Prozent zugunsten der USA. Die Währung der USA ist der US-Dollar, und man sollte nun annehmen, dass sich Verhältnis Euro/Dollar zugunsten des Dollar verschiebt. Aktuell sieht es so aus, denn der US-Dollar befindet sich seit Jahresbeginn auf Bergfahrt.
Doch das ist eine Momentaufnahme. Man sollte schon eine längere Zeitreihe betrachten, bevor man sich ein Urteil über die Wirksamkeit des Zinsspreads bildet. Nachfolgender Chart zeigt den Verlauf von Zinsspread Europa/USA sowie Euro/Dollar innerhalb der letzten 25 Jahre. Der Zinsspread ist links abgetragen, der Euro/Dollar-Kurs rechts.
Der Chart offenbart eine langfristige Entwicklungstendenz: Sowohl der Zinsspread als auch der Wechselkurs verbessern sich seit Beginn der 80er Jahre zugunsten Europas bzw. des Euros (dieser Effekt wird auf dem obigen Chart durch einen grünen Pfeil symbolisiert). D.h., für den Anleger gewinnt Europa seit zweieinhalb Jahrzehnten an Attraktivität gegenüber den USA. Daran ändert auch der derzeitige einprozentige Zinsvorteil der USA nichts.
Betrachtet man die Korrelation zwischen Zinsspread und Wechselkurs, so wird eine Vorläuferfunktion des Zinspreads gegenüber der Wechselkurs ersichtlich.
Dies lässt sich für das Tief im Jahr 1984/85 feststellen, gilt aber auch das Tief des Jahres 1989. Eine Verzögerung von fast 2 ½ Jahren stellte sich Anfang der 90er Jahre ein. Während der Zinsspread bereits im Januar 1993 sein Hoch erreichte, erzielte der Euro erst im Mai 1995 sein Hoch (Euro-Zeitreihe vor 1998 = Deutsche Mark). Ähnliches gilt für die darauffolgende Bodenbildung: Dem Zinsspreadtief des Jahres 1998 folgte das Eurotief der Jahre 2000/2001.
Aktuell lässt sich festhalten, dass der Zinsspread Europa/USA im November 2002 sein bisheriges Verlaufshoch erreichte, während der Euro zwei Jahre später (im Dezember 2004) toppte.
Interpretation: Offensichtlich benötigt die Entwicklung von Zinsspreads Zeit, um sich auf die Währungskorrelation durchzuschlagen. Dies gilt jedoch nicht immer; in den 80er Jahren war die Verzögerung nur kurz. Dennoch: Der Zinsspread läuft der Währung in der Regel voraus.
Die Besonderheit des Charts liegt in der Anzeige der längerfristigen Marktrichtung. Diese deutet sowohl für den Zinsspread Europa/ USA als auch für den Euro/Dollar-Kurs nach oben, selbst wenn kurzfristig gegenläufige Phasen auftreten.
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