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In die Enge getrieben

14.10.2009  |  Theodore Butler
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Hinsichtlich des lieferbaren Angebots gestaltet sich ein Vergleich ähnlich unkompliziert. Die von der COMEX zertifizierten Goldlagerbestände liegen nur knapp über 9,2 Millionen Unzen. In Kontraktzahlen gesprochen (ein Kontrakt hat einen Umfang von 100 Unzen), kommen wir damit auf 92.000 Kontrakte. Somit liegen die Lagerbestände bei etwas mehr als dem 15-fachen des aktuellen accountability limits (92.000 geteilt durch 6000). Beim Silber liegt das vergleichbare lieferbare Angebot in den von der COMEX zertifizierten Lagerbeständen bei knapp über 115 Millionen Unzen. In Kontrakten ausgedrückt (ein Kontrakt hat einen Umfang von 5000 Unzen), entspricht das 23.000 Kontrakten. Verglichen mit dem aktuellen accountability limit von 6000 Kontrakten, machen die lieferbaren Silberlagerbestände der COMEX weniger als das Vierfache der aktuellen Obergrenze aus - obgleich das lieferbare Goldangebot bei über dem 15-fachen der Obergrenze für Gold liegt. Noch einmal: Vergleicht man das lieferbare Angebot, müssten die Positionsobergrenze für Silber bei einem Viertel des aktuellen accountability limits festgemacht werden.

Jede einzelne Vergleichskategorie, die die CME zur Bestimmung fester Positionsobergrenzen heranziehen würde - nämlich Volumen, Open Interest und lieferbares Angebot - spricht für eine Senkung der Obergrenzen beim Silber auf 1500 Kontrakte. Es kommt nicht darauf an, welche Formel möglicherweise zur Anwendung kommt - die angegebenen, harten Fakten sprechen zwangsläufig für eine Silber-Positionsobergrenze, die bei einem Viertel jener Grenze gezogen werden muss, die am Ende beim Gold zum Tragen kommt. Und sollte jetzt jemand vorschlagen wollen, die Positionsobergrenze für Gold solle doch einfach vervierfacht werden, so soll er vortreten und sein Anliegen mit Argumenten untermauern. In diesen harten Zeiten, würde es uns allen gut tun, mal wieder richtig zu lachen.

Trotz der klaren und zwingenden Argumentation für eine sofortige Senkung der Positionsobergrenzen beim Silber ist die Sache bei Weitem nicht so sicher, denn hier spielen politische Abwägungen eine Rolle. Hinsichtlich der übergreifenden Frage, ob die Behörde nun ihre Aufgabe der Festsetzung klarer Positionsobergrenzen wieder von der CME zurückverlangt, scheint die Kommission gespalten. Unter den vier Kommissaren (zurzeit ist eine Stelle unbesetzt, der Kandidat wartet noch auf Zustimmung durch den Senat) scheint es eine 2:2-Situation zu geben - Kommissar Bart Chilton steht hinter Chairman Genslers Plan, die Behörde solle die Verantwortlichkeit laut CEAct-Mandat wieder übernehmen. Die Kommissare Michael Dunn und Jill Sommers scheinen, ihren öffentlichen Äußerungen zufolge, die CME zu unterstützen. Dunn und Sommers befürchten, wie auch die CME, die Handeltreibenden würden die Börse verlassen und auf unregulierte (überseeische) Märkte zurückgreifen.

Mir erscheinen diese Befürchtungen unglaubwürdig, gerade wenn man bedenkt, dass sich ein Vorschlag, der sich bis zum Kongress durcharbeitet, die CFTC zur Kontrolle aller Positionen, börslich gehandelte und im OTC-Positionen (die von Händlern aufgrund der Positionsobergrenzen gehalten werden) ermächtigen würde. Und übrigens sind im betreffenden Geschäftsfeld, das seinen Wirkungsort unter Umständen wechseln könnte, manipulative Tendenzen ausgeprägt - wer also möchte es denn hier halten? Ich sage: Lasst die Trader ziehen. Und tschüss - passt auf, dass euch die Tür beim Verlassen nicht in den Hintern kracht! Sollen sie doch an der iranischen Ölbörse Handel treiben - wenn ihnen das von den Ayatollahs zugestanden wird.

Mein Vorschlag an den Chairman ist eine Variation eines früheren, den ich ihm öffentlich unterbreitet hatte. Es ist nun schon einige Monate her (plus 20 Jahre), dass ich erklärt habe, feste Obergrenzen für spekulative Positionen in Höhe von 1500 Kontrakten sollten beim COMEX-Silber durchgesetzt und Ausnahmeregelungen für falsches Hedging unterbunden werden. Hunderte haben der CFTC geschrieben und dies ebenfalls gefordert. Bis zum heutigen Tag habe ich noch kein legitimes Gegenargument gelesen oder gehört. Deswegen gibt es auch beim Silber keinen legitimen Grund für Positionsgrenzen in Höhe von 6000 Kontrakten. Einen Haufen illegitime Gründe - die gibt es ganz sicher, aber eben keine legitimen Gründe. Ganz ähnlich war es, als ich die folgende Frage stellte: Wie kann eine oder zwei US-Banken mit 25% der Weltsilberproduktion (oder jedem anderen Rohstoff) short sein und gleichzeitig keine Preismanipulation daraus folgen? Diese Frage konnte ebenfalls keiner beantworten. Ich denke nicht, Chairman Gensler sollte diese Frage beantworten müssen. Er sollte andere bitten, sie zu beantworten.

Ich schlage nun vor, der Chairman sollte, vor dem Hintergrund meiner heutigen Gold-vs. Silber-Berechnungen, die CME direkt auffordern, öffentlich darzulegen, warum die "all-month-combined"-Positionsobergrenzen beim COMEX-Silber nicht unverzüglich auf 1500 Kontrakte gesenkt werden sollten. Und überhaupt ist es ja die CME gewesen, die in ihrer eigenen Stellungnahme die Berechnungsmethode vorschlägt und alle verschiedenen Ausgangsgrößen (Volumen, Open Interest und lieferbares Angebot) darlegt. Ich schlage zudem vor, der Chairman sollte seine Kommissare Dunn und Sommers auffordern, die gleiche öffentliche Erklärung abzugeben - vor den Hintergrund ihrer deutlichen Unterstützung der allgemeinen Position der CME. Das wäre eine Erklärung, die ich mit Sicherheit gerne hören würde.

Falls und wenn die Positionsobergrenze "all-month-combined" beim COMEX-Silber auf 1500 Kontrakte gesenkt ist, wird sich der Betrug und die Manipulation der konzentrierten Short-Position zeigen. Ob es nun eine große US-Bank ist (JP Morgan), die 30.000 Kontrakte hält oder ob es die vier größten Händler sind, die jeweils durchschnittlich 15.500 Kontrakte halten: Eine Obergrenze von 1500 Kontrakten wird beweisen, wie unerhört und exzessiv die Leerverkaufspositionen der großen Silber-Shorts sind. Und sollten die CME und die andersgesinnten Kommissare nicht den Schneid haben, mit einer Verteidigung der aktuellen Obergrenze von 6000 Kontrakten vor die Öffentlichkeit zu treten, dann sollte der Chairman eben die großen Shorts dazu bringen. Zieht diese großen Shorts ans Licht und lasst sie erklären, warum nicht mehr als 4 Händler für die gesamte Netto-Silber-Short-Position aller Commercials aufkommen. Das wäre dann schließlich echte Transparenz.


© Theodore Butler

(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.

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