Zu grundsätzlichen Korrekturen der Finanzkrise fehlt die Kraft
29.10.2009 | Prof. Dr. Eberhard Hamer
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Der Fehler des privaten Notenbankmissbrauchs der FED wurde also durch den Fehler öffentlicher Garantien dieses Missbrauchs zu Lasten der Steuerbürger zementiert, statt ihn privatwirtschaftlich korrigieren zu lassen. Die Ursache aller Ungleichgewichte war die hemmungslose Dollarvermehrung. An dieser Ursache des Weltfinanzsystems müsste jede echte Sanierung ansetzen. Lässt man diese Ursache unkorrigiert, werden nur Folgen, nicht aber die Ursache bekämpft.Den einzelnen nationalen Regierungen bleibt angesichts der Weltfinanzsituation (- vervierzigfachte Dollarmenge -) nur die Wahl zwischen Deflation oder Inflation. Unsere Regierung hat sich für Inflation entschieden, nachdem sie den Rentnern nominalgleiche Renten garantiert hat, obwohl diese nicht mehr bezahlbar waren. So ist also der Weg der Entwertung der überschüssigen Nominalwerte durch Inflation vorgesehen, wird also die nächste Finanzblase in Kauf genommen.
Diese Inflation ist aber auch durch die Schuldenexplosion des Staates programmiert und auch dadurch, dass immer noch zwei Drittel der bei den Banken liegenden Giftmüllprodukte korrigiert werden müssen und offenbar nicht durch Abschreibung korrigiert werden können.
Gerade letztere Situation wird trotz kommender Inflation dafür sorgen, dass die Wirtschaft von den Banken nicht mehr ausreichend mit Krediten versorgt werden wird und kann. Wer also die Wirtschaft nicht unter den Fehlern der Banken leiden lassen will, muss sie auf andere Weise mit Kapital versorgen. Unserer Politik ist dabei nichts Besseres eingefallen, als staatliche Kreditprogramme - also letztlich wieder zusätzliche Staatsschulden - zu verkünden.
Ludwig Erhard hat in gleicher Situation das Wirtschaftswunder ganz anders zustande gebracht: Er hat den Unternehmen die in ihnen verbleibenden Gewinne steuerfrei gelassen und dadurch Kreditknappheit der Wirtschaft nach dem Kriege gelöst. Die am besten verdienenden Unternehmen konnten aus eigener Kraft am stärksten wachsen. Die ganze Wirtschaft wusste, dass ihre Entwicklung nicht von Banken und Staat, sondern von der eigenen Tüchtigkeit abhing. Die Steuerfreiheit der im Betrieb verbleibenden Gewinne hat zur Stärkung der Unternehmen, das ständige Sinken der Arbeitslosigkeit und ein ständiges Wirtschaftswachstum - eben das "Wirtschaftswunder" - gebracht.
Diese Steuerfreiheit des im Unternehmen verbleibenden Gewinns wurde 1956 auf Betreiben der Banken abgeschafft, welche der Regierung einzureden verstanden, dass Unternehmen sich nicht selbst finanzieren dürften, sondern es Aufgabe der Banken sei, ihnen Kredite zu verkaufen. Dabei wurde auch mit einmaligen Steuereinnahmen bei Besteuerung der Gewinne gelockt und so erreicht, dass die deutschen Unternehmen nicht mehr überwiegend mit Eigenkapital, sondern inzwischen unter 20% mit Eigenkapital versorgt sind, also von Krediten von den Banken abhängig und damit entsprechend krisengefährdet sind.
Das vor uns stehende Zusammenbrechen vieler Firmen und vieler Arbeitsplätze hat nun darin seinen Grund, dass viele Firmen durch fehlendes Eigenkapital Verlustperioden nicht überstehen können, dass die Kreditabhängigkeit unserer Firmen besonders krisengefährdet macht.
Will also nationale Politik die Ursache der Krise unserer Wirtschaft ernsthaft bekämpfen, müsste sie die Firmen wieder krisenfest werden lassen, muss sie ihnen die Gewinne lassen, welche für den Erhalt der Firma und der Arbeitsplätze für das Überleben in der Krise notwendig sind.
Für eine solche - von der FDP unterstützte - Steuerkorrektur wäre jetzt der richtigste Zeitpunkt, weil ohnehin die Firmen durch ihre Verluste kaum Gewinne ausweisen und kaum Steuern abführen können. Und wenn ein Staat allein in der dubiosen HRE-Bank über 100 Mrd. Euro versenkt, könnte er mit der Hälfte der Eigenkapitalsanierung unserer Wirtschaft die Stabilisierung ihrer Arbeitsplätze finanzieren.
Jede Krise ist immer auch eine Korrekturchance,
- weil die Politik handeln muss, um Schlimmeres zu verhüten,
- weil die Macht der Banken zur Zeit gesunken ist und die Eigenfinanzierung der Unternehmen nicht verhindern könnte,
- weil sonst Firmenzusammenbrüche und Arbeitsplatzverluste die Realkrise ausweiten und
- weil der Steuerstaat mangels ausstehender Gewinne ohnehin zur Zeit nichts einbüßen würde.
Schon einmal ist Deutschland aus einer tiefen Krise mit Hilfe der Steuerfreiheit des im Unternehmen verbleibenden Gewinns zur Wirtschaftsblüte gekommen. Warum sollten wir dies nicht wieder versuchen? Es ist kein überzeugenderes und erprobtes anderes Konzept auf dem Markt.
© Prof. Dr. Eberhard Hamer
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