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Wie das "Great Game" auf der Zeitachse verlängert wurde

25.11.2009  |  Andre Fischer
US-Präsident Barack Obama warnte im Fernsehsender Fox vor einer zweiten Rezession: "Wenn wir weiter Schulden anhäufen, könnten die Menschen irgendwann das Vertrauen in die amerikanische Wirtschaft verlieren. Und das würde uns in eine zweite Rezession führen."


Zinsen liegen derzeit niedriger als zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise!

Diese Entwicklung (dass immer Menschen das Vertrauen verlieren) ist bereits heute deutlich zu sehen. Aber auch die internationalen Anleger wenden sich zunehmend von den USA als Anlageland ab. Das ist vor allem an der fallenden US-Valuta zu sehen (mittlerweile bereits ca. 1,50 gegenüber dem Euro). Der nachgebende Dollar führt bei Auslandsinvestitionen (Anlagen von ausländischen Kapitalgebern und Investoren in US-Aktien und US-Staatsanleihen) zu massiven Währungsverlusten. Hinzu kommen noch erhebliche Kaufkraftverluste. Kein Wunder also, dass es für die Vereinigten Staaten zunehmend schwieriger wird, Kapital in die USA zu lenken.

Das Establishment brachte allerdings mit Hilfe der US-Notenbank das Kunststück fertig, die Lebensdauer des globalen Finanzsystems auf der Zeitachse (noch) etwas weiter nach hinten zu verschieben. Der Trick: Der US-Leitzins ist auf 0,0% bzw. 0,25% (die FED-Funds "rentieren" derzeit mit 0,12%) heruntergeschleust worden, was auf ein künstliches Niedrigstzinsniveau der Extraklasse hinausläuft. Zum Vergleich: 1932/33 (also zu Zeiten der Weltwirtschaftskrise, als in Sachen Wirtschaft quasi "nichts" mehr ging) lagen die US-Leitzinsen zwischen 2,5 und 3,5%.

Der springende Punkt ist nun, dass die Nachfrage nach US-Staatsanleihen seit Anfang 2007 sukzessive zurückgeht. Sowohl die arabischen Ölförderländer als auch die chinesische Regierung fallen als verlässliche Abnehmer zunehmend aus und investieren lieber in werthaltige Sachanlagen (z.B. in ausgesuchte Beteiligungen an Rohstoffunternehmen bzw. in aussichtsreiche Rohstoffprojekte). Diesen gigantischen Nachfrageausfall musste die FED seit Anfang 2007 durch eigene Aufkäufe von Staatsanleihen kompensieren (Stichwort "Monetisierung"). Wird dieses "Spiel" allerdings übertrieben, droht ab einem bestimmten Zeitpunkt ein unumkehrbarer Absturz in die Hyperinflation.


Mit Steuergeldern und 0-%-Krediten werden US-Staatsanleihen gekauft!

Diese "darf" aber erst zu einem "passenden" Zeitpunkt erfolgen (zunehmend Beschleunigung der Inflation ab 2010 und Endphase bis 2012). Der Trick sieht nun folgendermaßen aus: Herunterfahren der Zinsen auf Null-Niveau, was ja bereits geschehen ist. Dann stellt man den Geschäftsbanken Hunderte von Milliarden Euro oder US-Dollar aus "Rettungs"-Paketen zur Verfügung (zahlt zu einem beträchtlichen Teil der Steuerzahler). Anstatt dass die Großbanken mit diesen Krediten die Wirtschaft ankurbeln (Stichwort Kreditvergabe), werden dringend benötigte Kredite den Bürgern (vor allem dem Mittelstand) einfach vorenthalten. Dadurch kommt die Konjunktur wiederum nicht so richtig ins Laufen, was (vorerst!) keinen Aufwärtsdruck auf die Zinsen aufkommen lässt. Darüber hinaus leiht sich der Großbankenkomplex bei den Zentralbanken (FED und EZB) faktisch zu Nullzinsen astronomische Geldbeträge.

Schön und gut - wo werden diese (weltweit) Billionenbeträge aber investiert? Die Antwort: Die Geschäftsbanken erwerben mit dem (teilweise frisch gedruckten) Kredit– und Zentralbankgeld US-amerikanische und europäische Staatsanleihen. Unabhängige Berechnungen zeigen, dass mittlerweile 80% aller neu ausgegebenen US-Staatsanleihen von der FED aufgekauft werden.

Was wir also derzeit sehen, ist ein von den Geschäftsbanken (in Kooperation mit der US-Notenbank) durchgeführter "Carry Trade": Die aufgenommenen Kredite gehen zu einem beträchtlichen Teil in US-Staatsanleihen. Obwohl sich die Staatsanleihen im niedrigen einstelligen Prozentbereich verzinsen, ist das bei De-facto Null-%-Kreditkosten aus Sicht des Großbankenkomplexes immer noch ein gutes (weil vordergründig risikoloses) Geschäft. Der Trick der FED bestand also darin, eine künstliche (aufgrund ihrer Nullzinspolitik) Nachfrage nach US-Staatsanleihen zu (er-)schaffen.


Gerechte Zinsen: 45% für kurzfristiges Geld und 55% für US-Staatsanleihen

Machen wir jetzt eine andere Rechnung auf: Der Goldpreis stand am Jahresanfang bei 880 USD und notiert aktuell bei 1.140 USD. Das ist ein Zuwachs von 29,5% in weniger als 11 Monaten. Extrapoliert über ein Jahr (p.a.) ergibt sich eine Verzinsung von gut 33,2%. Demnach müsste die FED die US-Leitzinsen auf mindestens 33% anheben, um einen Ausgleich für die Entwertung der US-Valuta gegenüber dem gelben Metall zu schaffen. Hinzu müsste noch ein Aufschlag für Zinssteuern sowie für das weitere Abwertungsrisiko der US-Währung. Im Fall von US-Staatsanleihen müsste sogar noch erheblich mehr "berappt" werden, da hier ein gewaltiges Ausfallrisiko besteht.

Begründung: Die Verschuldung der öffentlichen Hand in den USA liegt bei satten 14,3 Billionen USD; alle US-Wirtschaftssubjekte kommen auf eine Gesamtverschuldung von gut 60 Billionen USD (bei korrekter Berechnung sogar noch mehr). Allein aus diesem Blickwinkel heraus wird einem sofort klar, dass US-Staatsanleihen ein enormes Ausfallrisiko besitzen. Dieses Risiko müsste eigentlich durch hohe Zinsen abgeglichen werden.

Fassen wir kurz zusammen: Die FED (bzw. der US-Großbankenkomplex) müsste 40/45% für kurzfristige Termineinlagen (statt 0%) und 50 bis 60% p.a. für US-Staatsanleihen bieten (statt derzeit etwas über 3% für 10-jährige Treasuries). Für schlechtere Kreditqualitäten müsste natürlich noch mehr bezahlt werden. Wie ist es aber möglich, dass A) trotz des unerhöht hohen Ausfallrisikos (Stichworte: Extremverschuldung; drohende Währungsreform) und trotz B) einer kommenden Hyperinflation die US-Zinsen derart niedrig sind? Auf der nächsten Seite finden Sie die Antwort.




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