Aktuelle Börsen- und Gold-Weisheiten
29.11.2009 | Manfred Gburek
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Die Dubai-Krise schwelt schon seit mindestens zwei Jahren. Ein sicheres Indiz dafür, dass etwas nicht stimmte, war seinerzeit das Einwerben von deutschem Geld für obskure Bauprojekte, befördert auch von vielen deutschen Medien, denen die bezahlten Anzeigen dubioser Projektentwickler wichtiger waren als die Aufklärung von Anlegern. Anlass genug, im Folgenden einige grundsätzliche Überlegungen zum Anlageverhalten anzustellen und - am Beispiel der lehrreichen Börse - vor Fehlschlüssen zu warnen. Das hat auch insofern mit Dubai zu tun, als die meisten Medien in Verkennung der wahren Kausalitäten aus einer Affäre in dem Wüsten-Emirat einen Auslöser für Kursrückgänge gemacht haben, als handle es ich um einen zweiten Fall Lehman.
Neulich, als der Deutsche Aktienindex Dax wieder mal um 5800 Punkte pendelte und niemand sich daraus wirklich einen Reim machen konnte, sah und hörte ich bei n-tv eines der unsäglichen Interviews, in dem ein Banker von "magischen" 6000 Punkten sprach, die der Dax bald erreichen könnte. Früher habe ich mich über so einen Unfug aufgeregt, heute staune ich nur noch über die Bereitschaft der Medien, Banken- und Börsenquacksalber überhaupt einzuladen. Immerhin, der Sprücheklopfer von der Bank, der die Magie bemühte (sein Name spielt keine Rolle), bietet einen willkommenen Anlass, zuerst die Sprache der Börsianer auf ihren Gehalt zu prüfen. Am Ende werden dabei sogar einige positive Aussagen herauskommen.
Wenn man bedenkt, dass der Dax aus 30 Aktien besteht, von denen jede für sich eine eigene Entwicklung aufweist, ist allein das schon Grund genug, Dax-Analysen und -Prognosen einfach zu ignorieren; dasselbe gilt natürlich auch für andere Indizes. Trotzdem nimmt die Schar der Interpreten zu statt ab. Das lässt sich anhand der jüngsten Entwicklung so erklären: Nachdem der Dax, statt zu steigen, eingebrochen ist, kommen gleich mehrere Kurvendeuter zu Wort. Die einen von ihnen wollen Widerstandslinien entdeckt haben, die nach unten durchbrochen werden könnten, die anderen spinnen von irgendwelchen charttechnischen Formationen (Trendkanal, M- oder Kopf-Schulter-Formation, Wimpel, Dreieck, Diamant usw.). Einzelne Aktien auf die eine oder andere Formation hin zu untersuchen, kann Aufschluss über das Verhalten der Börsianer in speziellen Fällen geben und erscheint deshalb sinnvoll, ein Gemisch aus 30 - oder mehr - unterschiedlich gewichteten Aktien entzieht sich dagegen jeglicher rationalen Betrachtung.
Vernünftig wäre es, den Dingen in Einzelfällen wie folgt auf den Grund zu gehen: Nachdem die Kursformationen einer bestimmten Aktie, ergänzt um die Statistik ihrer Börsenumsätze, auffallende Bewegungen gezeigt haben, lohnt es sich wahrscheinlich, bei ihr in die Tiefe zu bohren. Das heißt, Angaben zur Aktionärsstruktur und ihren Veränderungen zu sammeln, Geschäftsberichte zu lesen, die zugehörige Branche unter die Lupe zu nehmen, die laufende Berichterstattung zu verfolgen usw. Positiv: Das Internet bietet dazu auf zig Seiten (vor allem auch auf denen der betreffenden AGs) ein Füllhorn an Informationen. Negativ: Das Ganze artet schon beim gründlichen Verfolgen einer einzigen Aktie in Arbeit aus, ganz zu schweigen von mehreren Aktien, die womöglich aus unterschiedlichen Branchen stammen. Dennoch gibt es immer wieder Anleger, die behaupten, es sei leichter, mit zehn verschiedenen Aktien à 10 Prozent Gewinn insgesamt 100 Prozent Gewinn zu erzielen als mit nur einer Aktie. Allein schon die gerade angestellte Überlegung straft sie Lügen.