Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Wird am Aktienmarkt manipuliert?

19.01.2010  |  Clif Droke
Ich habe einen interessanten Kommentar zu meinem kürzlich erschienenen Artikel "Prospects für Economic Recovery in 2010" erhalten. Auf Grundlage der "6-9-Monate-Regel" der Dow Theory habe ich behauptet, dass es im Jahr 2010 zu wirtschaftlicher Erholung kommen werde. Diese Regel besagt in aller Kürze: In Folge von Marktverlusten und einer wirtschaftlicher Rezession ist eine 6- bis 9-monatige Erholung am Aktienmarkt ein gutes Zeichen für einen wirtschaftlichen Umschwung.

Es lohnt sich, auf diesen Kommentar einzugehen, denn in ihm spiegelt sich eine weithin akzeptierte Vorstellung hinsichtlich der Finanzmärkte wider. Er lautet: "Der Aktienmarkt wird künstlich in der Höhe gehalten; mit Steuergeldern werden staatliche Käufe von Dow-Aktien finanziert, die auf Broker-Konten in den Geldzentren wie Goldman Sachs und JP Morgan Chase, um nur einige zu nennen, liegen. Sie können die Märkte uneingeschränkt über Kapital aus der US-Notenbank in der Schwebe halten. Am US-Aktienmarkt wird betrogen. Und das müssen Sie einfach erkennen."

Sollte irgendetwas Wahres an diesen Aussagen sein, so hätte dies wahrlich niederschmetternde Folgen. Doch bei der Betrachtung dieser Aussagen sind wir natürlich sofort mit dem Problem konfrontiert, deren Wahrheitsgehalt beweisen zu müssen. Doch können wir als Nicht-Insider, die gar nicht wissen können, was in den Kreisen der Hochfinanz wirklich vor sich geht, überhaupt sicher sein, dass dort wirklich im behaupteten Umfang manipuliert wird? Natürlich lautet die Antwort: Mit Sicherheit können wir nicht wissen, ob diese Aussagen wahr sind.

Aber nehmen wir für diese Diskussion einfach an, dass diese Behauptungen von Grund auf wahr sind. Wir gehen daher von der Annahme aus, dass der Aktienmarkt im Wesentlichen "getürkt" ist. Bevor wir fortfahren, müssen wir allerdings erst das Motiv hinter einem angeblich manipulierten Aktienmarkt in Betracht ziehen. Und es stellt sich im Besonderen folgende Frage: Schaffen die Manipulatoren, die die Bewegungen der wesentlichen Aktien kontrollieren, einen fortwährend aufwärtstendierenden Markt oder eher einen konstantes Unterstützungsniveau, indem sie eine weite Handelsspanne schaffen? Und mit welchen Ziel?

Nehmen wir zudem an, die Manipulatoren wollen einen stabilen oder nach oben "gestützten" Markt, so stellt sich die Frage, warum sie dann nicht auch in der Lage gewesen sind, den Kreditcrash von 2008 zu verhindern? Oder ließen sie diesen Crash, aus uns unbekannten aber für sie profitablen Gründen, zu?

Diese Frage öffnet eine Büchse der Pandora der Möglichkeiten und könnte allein für sich als Thema ausgiebig hinterfragt und diskutiert werden. Zumindest können wir feststellen, dass Marktmanipulation nicht nur in eine Richtung geschieht, denn auch wenn die Manipulatoren hauptsächlich an der Unterstützung des Aktienmarkts interessiert sind, so kann es jedoch auch manchmal in ihrem Interesse liegen, den Aktienmarkt einbrechen zu lassen.

Ein Beispiel dafür ist der berühmte Ausspruch von Charles Dow: "Ein Baum wächst nicht in den Himmel." Anders ausgedrückt: Der Preis einer Aktie kann nur so lange derart ansteigen, bis die Kaufkraft potentieller Käufer abnimmt. Wenn dieser Punkt erreicht ist, so liegt es im Interesse eines jeden, den fraglichen Aktienpreis auf ein wieder günstigeres Niveau sinken zu lassen. Genau genommen ist ein beständig nach oben tendierender Markt für Aktienpreise ein Ding der Unmöglichkeit und die Manipulatoren, vorausgesetzt sie existieren, sind sich dessen sicher bewusst.

Eine weitere Annahme im Kontext eines manipulierten Aktienmarkt: Manipulation muss geordnet vor sich gehen. Es würde den Manipulatoren nichts bringen, würden sie willkürlich und planlos vorgehen und damit erratische Bewegungen bei den von ihnen "behandelten" Aktien verursachen. Es wäre am Ende sogar kontraproduktiv, denn durch Volatilität und unvorhersehbare Bewegungen der Aktienpreise würden sich Outsider (sprich diejenigen, die außerhalb des Kreises der Manipulatoren stehen) eher vor einem Engagement bei diesen Aktien abschrecken lassen.

Eine der Grundannahmen bezüglich manipulativer Aktivitäten am Aktienmarkt ist folgende: Um von ihrer Manipulation profitieren zu können, müssen Insider jemanden haben, gegen den sie setzen können. Ansonsten haben sie eine No-Win-Situation und spielen nur gegeneinander. Zumindest eine Zeit lang muss die Marktmanipulation geordnet erfolgen und sie muss den Outsidern Anreize bieten, damit sie gegen die Insider setzen.





Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"