Geldmarktfonds - Bankruns werden illegal
22.01.2010 | Peter Boehringer
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Exkurs**An dieser Stelle folgt im Originalartikel ein durchaus lesenswerter Exkurs zur Rolle eines "privaten" Thinktanks "Group of 30", der volle 6 Monate vor der Veröffentlichung der Regierungs- und SEC-Pläne zu Geldmarktfonds diese schon sinngemäß und in Teilen fast wörtlich vorweggenommen hat. So heißt es z.B. hier (S. 9):
"Those institutions remaining as money market mutual funds should only offer a conservative investment option with modest upside potential at relatively low risk ... with no explicit or implicit assurances to investors that funds can be withdrawn on demand at a stable NAV"
Wir stellen fest: Diese "private" Männer-CEO-Runde mit so illustren Denkern wie Mario Draghi (Banca d´Italia & EZB), Paul Volcker, Jean-Claude Trichet (EZB), Zhou Xiachuan (People´s Bank of China), Yutaka Yamaguchi (BoJ), William Rhodes (Citibank), Jacob Frenkel (AIG), Ernest Stern (JPM), Gerald Corrigan (Goldman Sachs), usw. usw. formulierte bereits 6 Monate vor der US-Regierung genau jene Gesetze, die nun die Revolution des Geldmarkts herbeiführen werden. Da war es aus "Group of 30"-Sicht sicher nützlich, mit dem US-Finanzminister Tim Geithner gleich den entsprechenden Exekutor mit am Tisch sitzen zu haben. Und natürlich auch die "wissenschaftlichen" Claqueure und "Vordenker" wie Martin Feldstein & Kenneth Rogoff (Harvard) sowie die unvermeidlichen Paul Krugman & Lawrence Summers. Ein deutscher Banker darf hier übrigens nicht mitreden - nicht einmal der DeutschBank-Schweizer Ackermann. Dafür ist jedoch die Schweiz mit SNB-Chef Philipp Hildebrand in diesem internationalistischen Gremium ausreichend vertreten und "incentiviert"...
** Ende Exkurs - weiter im Originalartikel**:
Alleine der Satz "... ohne explizite Garantie für Investoren, dass Gelder jederzeit nahe pari abgehoben werden können" sollte genügen, um die Haare jedes eingefleischten Geldmarkt-Fans ergrauen zu lassen! Aber die SEC treibt die Regulierung dieser "sichersten" Anlageklasse noch einen Schritt weiter: Es wird künftig nicht nur keine explizite Garantie für eine volle Geldauszahlung geben. Nein - der Stop von Auszahlungen würde im Fall von "außerordentlichen Umständen / extraordinary circumstances" sogar gesetzlich legitimiert!
Auszug aus dem SEC-Textvorschlag (S. 32714):
"Die vorgeschlagene Regel 22e-3(a) würde es einem Geldmarktfonds erlauben, Auszahlungen auszusetzen,
- (I) wenn der Preis eines Fondsanteils unter den stabilen [sic!] net asset value pro Anteil fällt,
- (II) wenn das Fondsmanagement ["the board of directors"] die Liquidation des Fonds verfügt [sic!],
- (III) wenn der Fonds vor der Liquidation per Email [sic!] vor der Aussetzung der Auszahlungen die SEC informiert.
Wir verstehen, dass das Aussetzen von Auszahlungen zu Nöten/Härten ["hardships"] führen kann bei Investoren, die auf die Anteilsliquidation angewiesen sind. [Ist die SEC nicht enorm mitfühlend?]. Wir beschränken daher diese Regel auf "außerordentliche Umstände" [...] - insbesondere auf Umstände, die das Risiko eines Runs auf den Fonds darstellen. [...] Diese Regel erlaubt es uns, Anleger zu schützen [sic!!]."
Was für ein letzter Satz: "Anleger schützen". Uh, SEC, nein danke. Wir schützen uns lieber selbst. Euer Schutz hat der Gesellschaft alleine 2009 den Madoff-Skandal, das Fiasko der Bank of America und Abermilliarden an illegalen Insidertrading-Gewinnen gebracht, ohne dass [außer Madoff selbst] auch nur EIN persönlich Schuldiger entdeckt oder ernsthaft verurteilt worden wäre! Liebe SEC: jeder Vorschlag Eurerseits, uns zu schützen, sollte sofort verboten und jede weitere Debatte darüber abgebrochen werden!
Dies ganz besonders hier in diesem Geldmarktfonds-Fall: Die SEC schlägt nicht weniger vor als die Umstrukturierung des GESAMTEN Anlagemarkts in einen Hedge Fund! Wenn Investoren das Wort "Aussetzung von Auszahlungen" hören, haben sie einen aggressiven, prozyklisch und permabullish handelnden Hedge Fund vor Augen oder auch einen "offenen" Immobilienfonds, der sich "plötzlich 30%/40%/50% unter pari wiederfindet" und zur Vermeidung der sofortigen Liquidation die Auszahlungen von Fondsanteilen aussetzen muss.
Bestätigt die SEC damit offiziell, dass der gesamte Geldmarkt nun eine einzige große Spielbank ist? Ein Regierungs-subventionierter Hedge Fund, in dem alles [v.a. die Gewinnprivatisierung und exorbitante Bonuszahlungen] erlaubt ist, solange die Dinge gut laufen; aber in dem -wie in jedem Ponzi-Spiel- in dem Moment der Wachstums-Stagnation sofort keiner mehr an sein Geld kommt? Wow: Wäre Madoff auf diese Auszahlungs-Aussetzungs-Idee gekommen - sein Fonds wäre noch immer lebendig und prosperierend!
Die SEC hat in ihrer unendlichen Weisheit also beschlossen, aus den sicheren Geldmärkten eine komplette Farce und einen potenziellen Megaskandal zu machen!
Fazit:
Es ist nun endgültig klar, dass die Regierung die sehr reale Gefahr einer erneuten Finanzkrise erkennt. Im (recht sicheren) Fall einer Wiederholung der Krise von September/Oktober 2008, sind (elektronische) Bankruns eine ausgemachte Sache. Die Regierungslösung: Aussetzen der Auszahlungen, sobald dieser Moment da ist! [...] Das Problem dabei: Wie immer in offenen Finanzkrisen erkennen Anleger dann, dass sie belogen wurden und dass der Kaiser (wie in jedem ungedeckten Papiergeldsystem) nackt ist. Und so wird es auch beim nächsten Mal wie immer kommen: der Moment der (Massen)erkenntnis kommt immer zum ungünstigsten Zeitpunkt.
So wie im Bankrun des September 2008, als inmitten einer Situation des bei den Kunden verloren gehenden Vertrauens die Banken auch noch gezwungen waren, sich gegenseitig in die Bilanzen zu sehen und entdecken mussten, dass es auf den linken Bilanzseiten keine realen Vermögenswerte gab, die die Verbindlichkeiten auf den rechten Seite adäquat abdecken könnten. [Vertrauen baut man nur langfristig auf - aber es geht ggf. Lawinen-artig schnell verloren - sowohl das der Banken untereinander, als auch das der Bürger in die Banken - und ultimativ ins Geld-, Finanz- und Regierungssystem! ]
Wir wissen jetzt, dass die Regierung genau weiß, dass die Märkte ein einziges großes Ponzi-System geworden sind, dass selbst die sichersten Anlageklassen der Gefahr von Bankruns ausgesetzt sind und dass diese Bankruns stattfinden werden! Es ist nur eine Frage der Zeit.
Präsident Obama hat am 3. März 2009 jedem emp- äh befohlen, Aktien und Anleihen zu kaufen. Ebenso befehlen uns nun die SEC und die Group of 30, mit unseren Geldmarkt-Dollars und den LV- und Pensionsfonds-Dollars endlich aus der Deckung zu kommen. Dann kann und wird (notfalls auch weiter Druckerpressen-finanziert und Regierungs-gesponsort) das Spiel "last fool in" ewig weitergespielt werden. Ewig? Nein - nur so lange, bis der Grenzwert jedes zusätzlich von Bernanke gedruckten Dollars Null sein wird...
Ende des sehr frei übersetzen Originalartikels. Got Gold?
© Peter Boehringer
PBVV Vermögensberatung