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Zinssatzmanipulation

30.01.2010  |  Steve Saville
Dies ist ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 14. Januar 2010 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.


Was der "risikofreie" Zinssatz eigentlich sein sollte und was er in Wirklichkeit ist

Der risikofreie Zinssatz (der Zinssatz, bei dem das Risiko eines direkten Ausfalls nahezu Null ist) müsste die wirtschaftsweite Zeitpräferenz widerspiegeln, was nichts anderes heißt, als dass er das allgemeine Sparbedürfnis (die Aufschiebung von Konsum) im Verhältnis zum allgemeinen Konsumbedürfnis widerspiegeln müsste. Zum Beispiel würde ein niedriger Zinssatz im Idealfall darauf verweisen, dass das Sparniveau relativ hoch ist und der Konsum aller Wahrscheinlichkeit nach in Zukunft höher ausfallen wird als aktuell. In dieser Form wäre er dann ein stichhaltiger Indikator für Geschäftsmänner, wenn sie über langfristige, kapitalintensive Projekte entscheiden müssen - um von den aktuell niedrigen Kreditkosten wie auch von dem zukünftig erwarteten Konsumanstieg profitieren zu können.

Aber leider haben die Zinssätze unter dem aktuellen System fast nichts mit der wirtschaftsweiten Zeitpräferenz zu tun. Die Folgen: Investitionsfehler werden im großen Stil begangen, die Wirtschaft taumelt zwischen Boom und Wirtschaftkrise dahin, wobei die Schwankungshöhen ständig zunehmen und der reale wirtschaftliche Fortschritt wird verlangsamt oder gänzlich gestoppt. Ludwig von Mises hatte das schon vor einhundert Jahren begriffen und gut beschrieben, aber die meisten der heutigen Ökonomen tappen völlig im Dunkeln.

Aber anstatt Geschäftsmänner, Unternehmer und andere Investoren mit nützlichen Information zum allgemeinen Sparniveau zu versorgen, wird der risikofreie Zinssatz heutzutage von der Zentralbank und von den Inflationserwartungen dominiert. Genauer gesagt werden die kurzfristigen Zinssätze durch die Zentralbank festgesetzt, und der langfristige Zinssatz wird von einer Kombination aus Zentralbankmanipulation und Inflationserwartungen des Marktes bestimmt. Infolgedessen ist der Zinssatz in der Regel das GEGENTEIL dessen, was er in einem von Grund auf freien Markt wäre. Unter dem aktuellen System ist es zum Beispiel normal, dass Zentralbanken die Zinssätze dann auf ein niedriges Niveau drücken, wenn das Sparniveau ebenfalls relativ niedrig ist; und aufgrund von Inflationserwartungen werden die Zinssätze dann nach oben gedrückt, wenn das wirtschaftsweite Sparniveau relativ hoch ist.

Wir kommen nicht aus dem Staunen heraus, wenn wir sehen, dass Leute, die schlau genug sind, zu begreifen, dass ein Komitee nie die Macht haben sollte, den Preis von Eiern festzulegen, glauben, dass man einem Komitee die Macht zugestehen sollte, die Preise für Kredit festzusetzen.


Wann wird die Fed anfangen, die Übernachtzinsen anzuheben?

Natürlich möchte die Fed die Zinssätze solange nahe Null halten, bis sich die Arbeitsmarktsituation in den USA deutlich verbessert hat. Es ist unwahrscheinlich, dass es in den kommenden zwölf Monaten überhaupt zu einer Verbesserung der Arbeitmarktsituation in den USA kommt. Heißt das also, dass der US-Leitzins für mindestens ein weiteres Jahr nahe Null bleiben wird?

Ob es so kommt oder nicht, wird stark von den Inflationserwartungen abhängen. Wie die Anhänger der "österreichischen Wirtschaftsschule" schon immer wussten und wie die "Keynesianer" zu ihrem Erstaunen in den 1970er erkannten, wird eine hohe Arbeitslosenquote nicht verhindern, dass die Preise für Güter und Dienstleistungen in Reaktion auf rapides Geldmengenwachstum steigen. Steigende Preise führen zu steigenden Inflationserwartungen, und wenn die Inflationserwartungen ein bestimmtes Niveau erst einmal überstiegen haben, wird sich die Fed notwendigerweise zu einer Anhebung ihres Leitzinses durchringen, ganz gleich, wie die Situation am Arbeitsmarkt dann auch sein möge. Das erklärt sich folgendermaßen: Sollte die Fed sich weigern, die Übernachtzinsen in Anbetracht steigender Inflationserwartungen zu erhöhen, so werden die langfristigen Zinssätze - einschließlich der flexiblen Hypothekenzinsen - anfangen, schnell nach oben zu tendieren.

Daher gilt: Wenn es keine markanten Verbesserungen am Arbeitsmarkt gibt, wird die nächste Runde von Zinssatzerhöhungen der Fed von den Inflationserwartungen abhängig sein. Die Frage ist dann nur: Wie können wir wissen, wann die Inflationserwartungen jenes Niveau überstiegen haben, ab dem die Fed eine Zinssatzerhöhung für ratsam hält? Wir vermuten, die Trendwende wird dann erfolgen, wenn die Unterstützungslinie (die Basis der mehrjährigen Top-Formation), wie sie im Monatschart für T-Bonds unten eingezeichnet ist, deutlich durchbrochen wurde.

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Spekulationen über Fed-Zinssatzerhöhungen könnten irgendwann als Vorwand für eine Gold-Korrektur dienen, aber am Ende ist es so gut wie aussichtslos, dass die Fed derartig "streng" wird, dass damit auch der langfristige Gold-Aufwärtstrend zu Ende geht. In Anbetracht des bisher erreichten Geldmengenwachstums ist die Verlängerung des Gold-Bullenmarkts bis mindestens 2013-2014 aus meiner Sicht nach schon "ausgemachte Sache".


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite zur Verfügung www.speculative-investor.com. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.



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