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Das Inflationsziel der Fed - bald neues QE-Programm?

29.01.2012  |  Klaus Singer
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Vervollständigen wir das Makrodaten-Puzzle weiter: Ein Blick auf die US-Preisindices zeigt, dass sich der Produzentenpreisindex PPI sich seit einigen Monaten schwächer entwickelt als sein konsumseitiges Pendant CPI. Die gelbe Linie im Chart zeigt die abnehmende Differenz der jährlichen Zuwachsraten der beiden Indices. Die liegt beim CPI bei knapp 3%, beim PPI bei 4,8 Prozent. Das Verhältnis beider fällt seit der zweiten Hälfte 2002, aktuell zeigt sich im Verlauf Tempoverlust (siehe Chart!).

Liegt die Steigerungsrate des CPI über der des PPI, kann daraus geschlossen werden, dass die Preisentwicklung von der Konsumseite getrieben ist und damit auf ausreichend kaufkräftige Nachfrage verweist. In dieser Hinsicht ist die aktuelle Preisentwicklung nicht als "gesund“ einzustufen sein. Eine nicht-konsumgetriebene Preisentwicklung signalisiert mangelnde Marktmacht der Unternehmen auf den Endmärkten und damit auch ungünstige Bedingungen für die Gewinnentwicklung.

Einen weiteren Hinweis auf die Gewinnentwicklung liefert das Verhältnis zwischen dem Preisindex der Fertigprodukte, also dem PPI und dem Preisindex für Rohmaterial (CRM: Crude Materials). Dieses Verhältnis steigt seit April 2009 beständig an und notiert seit April 2011 bei 1,3 (siehe Chart!). Das ist offenbar eine kritische Grenze, wie die Entwicklung der zurückliegenden mindestens vier Dekaden zeigt. Ein steigendes Verhältnis zeigt einen zugunsten der Rohstoffanbieter enger werdenden Gewinn-Spielraum für die normalen Fertigungsbetriebe.

Die sich verschlechternde Situation bei der Entwicklung der Unternehmen wird in der aktuellen Quartalssaison auch deutlich an der sogenannten "Beat-Rate“. Darunter wird der Anteil der Unternehmen verstanden, die besser als erwartete Zahlen melden. Bis zum Wochenende haben fast 200 S&P 500 Unternehmen Zahlen gemeldet, 59% haben die Erwartungen schlagen können. Als historische Referenz gilt 70%. Damit legt dieser Indikator eine unterdurchschnittliche Gewinnentwicklung nahe. Ein endgültiges Urteil ist aber erst Mitte Februar möglich, wenn die Mehrheit der Unternehmen berichtet haben.

In der folgenden Woche wird das Makro-Puzzle durch weitere Bausteine vervollständigt. So gibt es am Dienstag den Case-/Shiller-Hauspreisindex mit Daten bis November, sowie am Freitag den US-Arbeitsmarktbericht für Januar.

Da die "Märkte“ die Botschaft der Fed von den geldpolitischen Lockerungsübungen gerne hören, könnten Makrodaten nun "invers“ interpretiert werden: Fallen sie besser aus als gedacht, verringert sich dadurch die Hoffnung auf schnelle Liquiditätsflut, enttäuschende Daten hingegen würden sie eher früher als später erwarten lassen. Und mit der Aussicht auf baldige Liquidität steigen, bzw. fallen die Kurse.

So ganz einfach wird es dennoch nicht ablaufen. Das Aktien-Segment ist mittlerweile krass überkauft (siehe Chart!). Möglich, dass Rücksetzer von zu spät Gekommenen als Einstiegsgelegenheit gesehen werden. Allerdings ist das Maß der Überkauftheit mittlerweile so hoch wie seit dem offenen Ausbruch der Finanzkrise nicht mehr. Damit ist die Rückschlagsgefahr jetzt groß. Ein Rückzug im S&P 500 bis 1250, wenn nicht 1220, sollte einkalkuliert werden, entsprechen 6200, bzw. 6000 im DAX.

Originaltext und erwähnte Charts einsehbar unter: http://www.timepatternanalysis.de/Blog/


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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