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Meine Meinung zur aktuellen Marktbeurteilung für Seltene Erden

02.02.2012  |  Dr. Dietmar Siebholz
- Seite 2 -
12. Ob eine Lagerstätte oder ein Explorationsunternehmen überhaupt überlebensfähig ist oder wird, hängt im Wesentlichen von der Aufteilung der Erze nach schweren (und teuren) und leichten (und billigen) Erden und deren Anteil an den Gesamtproduktionsmengen des Unternehmens ab. Nur ein hoher Anteil von teuren Seltenen Erden kann meist eine wirtschaftliche Förderung der Lagerstätte begründen. Und um diese Forderung zu garantieren, müssten die Preise für die schweren Seltenen Erden noch erheblich steigen, sonst würde auch die Produktion der leichten Seltenen Erden hinfällig werden.

13. Die Forschung bezüglich der Anwendungen von Seltenen Erden konzentriert sich derzeit auf die schweren Seltenen Erden. Wenn nicht umfangreiche neue Anwendungen für die leichten Seltenen Erden gefunden werden, dann werden viele Standorte mit fast ausschließlich leichten Seltenen Erden nie wirtschaftlich verwertbar, weil sie dann bei den niedrigen Preise der leichten Erden nie die Erträge generieren können, die für die Finanzierung der Lagerstätten erforderlich sind.

14. Die von nicht ausführlich informierten Anleger erworbenen Mengen an Seltenen Erden sind sofern, wenn sie über Vertriebsorganisationen erworben wurden, bekannt und belasten die Märkte, weil diese Mengen nicht direkt an die Verarbeitungsindustrie veräußert werden können. Sie weisen häufig nicht die Mengen und Qualifikationen aus, die die Industrie fordert. Die Anlage war dann mehr eine Modespekulation als ein sinnvolles Investment und eher eine Einnahmebeschaffung für die Händler.

15. Die Tatsache, dass die Seltenen Erden (fast) immer mit radioaktiven Mineralien verbunden sind und dann umweltorientierte Einschränkungen erfolgen (wie es derzeit Lynas in Malaysia erfahren muss) belasten die Genehmigungsverfahren bei alten und neuen Lagerstätten.und erhöhen die Kosten enorm, weil die Entsorgung von Uran- und Thoriumbeimengungen extrem aufwändig ist.

16. Die riskanteste und daher wichtigste ökonomische Komponente liegt jedoch in der „Dreiecksbeziehung von
  • a) Mengenaufteilung von Lagerstätten auf leichte (=billige) und schwere (=teure) Seltene Erden
  • b) und Entwicklungs- und Aufbereitungskosten bis zur Produktion
  • c) in Relation zu den Erlösen aus den anteilig gewonnenen Seltenen Erden.

    Hier wirkt sich die Tatsache negativ aus, dass die Lagerstätten mengenmäßig fast bis zu 80% die billigen Seltenen Erden führen, dann bis zu 15% Neodym sowie Praseodym und nur maximal. 5% schwere Seltenen Erden. Wenn sich der Abbau aus solchen Lagerstättenlohnen sollte, wird dem Markt dann wieder eine große Menge an leichten (=billigen) Seltenen Erden zugeführt, was auf die leichten Seltenen Erden einen zusätzlichen Preisdruck ausüben wird. Meist wird unter diesen Bedingungen die gesamte Lagerstätte nicht profitabel zuführen sein und damit wird auch der gesuchte Anteil der schweren leichten Erden nicht gefördert werden können. Dies wird umso wahrscheinlicher, je höher das Angebot an leichten Seltenen Erden aus solchen Lagerstätten ansteigt.

Das sind also belastende oder einschränkende Bedingungen; dagegen wirken die positiven Tendenzen und Einflüsse wie folgt:

  • a) Für die meisten Verwendungen von Seltenen Erden gibt es keine Surrogate

  • b) Ökonomisch sinnvolle Recyclingverfahren insbesondere für die nur mir kleinsten Mengen eingesetzten schweren Seltenen Erden sind noch nicht entwickelt und werden erst in einigen Jahren zur Verfügung stehen.

  • c) Der Verbrauch wird in Abhängigkeit von der Weltkonjunktur weiter steigen, weil die Verlagerung des "Quality of Life-Prinzips“ hin zu den asiatischen Ländern immer mehr den Verbrauch der Seltenen Erden beeinflusst, weil diese als klassisch "grüne Mineralien" gelten.

  • d) Umweltgesichtspunkte werden immer wichtiger und so beeinflussen die bisherigen Umweltsünder durch die Umstellung der Produktion besonders den Verbrauch für Seltene Erden.- und dies zusätzlich zum bestehenden industriellen Verbrauch.

  • e) Neue oder verbesserte "alte“ Aufbereitungsmethoden können für besondere Explorations-Unternehmen einen hohen Sondereffekt generieren. Aus meiner Sicht betrifft dies derzeit aber nur drei oder vier solche Explorationsunternehmen, wird also am Markt selbst nicht einen großen Einfluss auf die produzieren Mengen nehmen.

Ich habe mir die Sisyphus-Arbeit aufgeladen, unter diesen Aspekten die Wahrscheinlichkeit zu ermitteln, ob und wann eines von den Explorationsunternehmen oder ein in der Vorbereitungsphase zur Produktion stehendes Unternehmen in der Lage sein kann, ab wann zu produzieren und mit seinen Produkten an den Markt zu kommen. Dabei habe ich vorausgesetzt, dass wir keine neue Finanzkrise bekommen werden, die schon 2008 einige aussichtsreiche REO-Lagerstätten in den Orkus getrieben hat.

Nur wenige haben nach meinen Recherchen die Chance, bis zum Jahre 2015 an den Markt zu kommen, um den Chinesen zumindest teilweise Paroli bieten zu können. Es werden Molycorp und Lynas, sowie Great Western Minerals und möglicherweise Stans Energy (die ja die alten russischen REO-Minen und deren Verarbeitungsanlagen übernommen haben)sein. Aber hier geht es nicht um die Unternehmen, sondern um die Menge der Seltenen Erden, die sie an den Markt bringen könnten. Diese Mengenschätzungen müssen jedoch an den einzelnen Unternehmen festgemacht werden, denn eine globale Schätzung, welche zusätzlichen REO-Angebote außerhalb Chinas den Markt beeinflussen werden, ist eine reine Milchmädchenrechnung.




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