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Meine Meinung zur aktuellen Marktbeurteilung für Seltene Erden

02.02.2012  |  Dr. Dietmar Siebholz
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Von den genannten Unternehmen ist die Aufteilung auf leichte und schwere Erden einigermaßen bekannt; Lynas wird den Lanthan- und Neodym-Markt bedienen können, bei den schweren Seltenen Erden wird sich keine nennenswerte Entspannung nach der Aufnahme der Lynas-Produktion ergeben, denn deren Anteil ist bei Lynas verschwindend gering. Für Molycorp gilt das Gleiche, nur in noch extremerer Weise: Molycorp verfügt über kaum einen erwähnenswerten Anteil an schweren Seltenen Erden. Great Western und Stans Energy haben zwar in ihren Erzen einen recht großen Anteil an schweren Seltenen Erden, aber deren Produktionsmengen sind gering, für die Unternehmen jedoch sehr profitabel. Sie werden aber dem Gesamtmarkt für schwere Seltenen Erden keine Erleichterung bringen können, zumindest nicht in den ersten drei bis fünf Jahren ab 2013/2014.

Was kann man aus dieser Konfiguration folgern? Es hängt alles von den Chinesen ab, zumindest bei den schweren Seltenen Erden. Und nun kommen wir zu der zentralen Frage, wie die künftige chinesische Export-Kontingent-Strategie aussehen wird. Man wird diese Strategie variabel gestalten, das haben die Chinesen schon gezeigt und sie lassen sich Argumente frei für weiteres stringentes Verhalten. Die Argumente dafür haben wir ihnen ja mit der Kritik bezüglich der Umwelt- und der Mitarbeiterbelastung in ausreichender Menge geliefert.

Wenn Sie sich die neuen für 2012 geltenden Kontingente ansehen, so hat die chinesische Führung einen Faktor kreiert, der die Kontingente in "sichere“ und "jederzeit widerrufbare“ Mengen aufgliedert. Die Widerrufbarkeit von Kontingenten ist vor allem auf die Umweltverträglichkeit der produzierenden Unternehmen abgestellt. So kann man unter Hinweis auf die Umweltverträglichkeit etc. die Exportquoten jederzeit einschränken.

Zu den Mengen: Die chinesischen Behörden teilen die Kontingente nun in solche für leichte und schwere Erden einerseits und auf vollständig chinesisch beherrschte Unternehmen und Joint-Venture-Unternehmen auf. Von den für 2012 genehmigten Quoten von total 31.130 Tonnen für alle Seltenen Erden werden vorerst für 80% = 24.904 Tonnen Exportkontingente erteilt, und dies präzise für jedes Unternehmen und dort dann unterteilt auf leichte und schwere Seltene Erden. Daraus ist zu folgern: Wer nicht auf dieser Liste steht, kann offiziell keine Seltenen Erden liefern.

Absolut stellen die neuen Quoten keine Einschränkung gegenüber 2011 dar. Nach 50.145 Tonnen in 2009, 30.258 Tonnen in 2010 und 30.246 Tonnen in 2011 erscheinen die für 2012 erlassenen Quoten von 31.130 Tonnen eine gewisse Erleichterung darzustellen, aber der Schein trügt. Die "sicheren Quoten“ machen für leichte und schwere Seltene Erden 10.546 Tonnen aus, die jederzeit "widerrufbaren“ machen 14.358 aus. Dem politischen Einfluss ist damit Tür und Tor geöffnet. Im Prinzip stellt diese Quotenerteilung eine weitere Einschränkung dar. Und dazu zählt auch die Maßgabe, dass Mitte 2012 dann über die Quotenzuteilen der noch nicht zugeteilten 20% - also mithin 6.226 Tonnen entschieden wird..

Vieles wurde nun seit Ende Dezember 2011 in diese neuen Quoten hineininterpretiert. Ich sehe das ganz nüchtern. Wenn China ca. 60% seiner Produktion von REO´s schon selbst konsumiert, dann bleiben bei geschätztem Weltverbrauch von ca. 120.000 Tonnen noch ca. 48.000 Tonnen für den "ROW“ = Rest der Welt. In 2012 könnten im besten Falle nach der chinesischen Quotenregelung dann ca. 31.000 exportiert werden.

Noch eines ist zu bedenken: Mit geringen Ausnahmen haben in den letzten 18 Monaten gerade die billigen (leichten) Erden Lanthan und Cer die größten Preissprünge gemacht. Fachleute erklären nun, dass die Preisrückgänge des letzten Jahres vor allem diese leichten Seltenen Erden getroffen haben.

Die wichtigste Aufgabe, sich um die künftige Preisentwicklung Gedanken zu machen, wird wohl darin bestehen, die Preisentwicklung für Neodym, und für die schweren Seltenen Erden einzuschätzen und da ist die Bewertung der Preise für Lanthan und Cer, die ja zwischen 65 und 80% der Weltproduktion von Seltenen Erden darstellen, nicht unbedingt hilfreich.

Ich sehe - neue Produktionen außerhalb Chinas hin oder her - Lieferengpässe für schwere Seltene Erden (natürlich abhängig von der Intensität einer möglichen Weltrezession) bis weit über das Jahr 2015 hinaus. Selbstverständlich können wir uns auf den Technologiestandard der Achtziger Jahre zurückziehen, aber an einen solchen Rückschritt glaube ich nicht.

Vielleicht kommen Sie beim sorgfältigen Durchlesen dieses Kommentars zu den gleichen Ergebnissen meiner Überlegungen: Um an die begehrten schweren Seltenen Erden zu gelangen, müssen die Lagerstätten mit dem Schwergewicht schwererer Seltenen Erden bevorzugt werden; da die dann quasi als Nebenprodukt gewonnenen leichten Seltenen Erden aber vom angebotsmäßig beeinflussten Überhang und nachgebenden Preise tangiert werden, kann die Ökonomie eines solchen Standortes nur durch erhebliche Preissteigerungen für die gesuchten REO´s (also Neodym, Praseodym und die schweren Seltenen Erden) soweit ausgeglichen werden, dass eine Finanzierung solcher Standorte überhaupt möglich ist.

Ich sehe - neue Produktion außerhalb Chinas hin oder her - Lieferengpässe für schwere Seltene Erden (natürlich abhängig von der Intensität der erwarteten möglichen weltweiten wirtschaftlichen Rezession) bis weit über das Jahr 2015 hinaus. Selbstverständlich können wir uns auf den Technologiestandard der achtziger Jahre zurückziehen und auf extreme Erfolge beim Recycling hoffen, aber an beide Lösungen glaube ich derzeit nicht.

Und wenn man einen Beweis für meine Schlussfolgerung suchen sollte, dann könnte die Kursentwicklung der REO-Aktien in den letzten zwei Monaten (aber besonders nach der Veröffentlichung der chinesischen Exportquoten für 2012), die besonders über Lagerstätten für schwere Seltene Erden verfügen, einen deutlichen Fingerzeig geben. So sind z.B. die Aktien der Stans Energy und der Great Western Minerals im letzten Monat um 25 bis 100% gestiegen.


© Dr. Dietmar Siebholz
wthlz2@gmx.de
www.emuro.de


Nachtrag: Ich las über eine Neuentwicklung von Mangan-Gallium-Magneten. Man meinte dort, dass diese Magneten den Neodym-Magneten "das Wasser abgraben“ könnten. Diese Auffassung ist meiner Meinung nach falsch. Die Gallium-Produktion macht p.a. ca. 200 Tonnen aus; davon ist die Hälfte teures Recycling-Material. Der Rest ist Abfallprodukt bei der Aluminium- und Zinkherstellung. Der Preis für Gallium liegt bei einem Mehrfachen des Neodym-Preise.

Und zu guter Letzt: Die neue Magnetkomponente stellt eine hohe Kontinuität der Magnetleistung dar, hat aber eine erheblich geringere Magnetleistung an sich. Kontinuität ist nicht die Forderung des Marktes, sondern die Leistung an sich und die damit verbundene Chance auf Verkleinerung der Magnetsysteme. "Nano“ ist das Zauberwort der Zukunft.

Nachsatz. Weitere Kommentare bei www.emuro.de




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