Platin und Palladium auf der Überholspur
04.02.2010 | Eugen Weinberg
Platin und Palladium konnten im letzten Jahr deutliche Preiszuwächse verzeichnen. Mit Kursgewinnen von 57% bzw. 118% entwickelten sie sich besser als Gold, wobei Palladium die Spitzenposition unter den Edelmetallen einnimmt. Auch 2010 dürften die Platinmetalle aufgrund einer sich erholenden Weltwirtschaft und einer sehr robusten Nachfrage der Finanzanleger gefragt bleiben. Wir sehen daher zum Jahresende bei Platin und Palladium höhere Preise.
Die starken Preiszuwächse des letzten Jahres setzten sich zu Jahresbeginn zunächst fort, bevor die Preise in eine Korrektur einmündeten, welche unseres Erachtens kurzfristig sein sollte (Grafik 1). Dank der Einführung von börsengehandelten Fonds (ETFs) auf Platin und Palladium in den USA, die ein deutlich größer als erwartetes Investoreninteresse hervorgerufen haben, erreichten Platin und Palladium die höchsten Preisniveaus seit 17 bzw. 18 Monaten und damit Preise, welche zuletzt vor dem Ausbruch der Finanzkrise verzeichnet wurden. Allein in den ersten zwei Handelswochen haben diese beiden ETFs ihre Startbestände von jeweils 10 Tsd. Unzen auf 245 Tsd. bzw. 400 Tsd. Unzen vervielfacht und somit rasant an Größe gewonnen.
Während der Bestand im Platin-ETF mittlerweile über 4% der gesamten Jahresnachfrage entspricht, sind es im Palladium-ETF mehr als 6%. Umgerechnet haben die Fonds jeden Handelstag mehr Platin und Palladium gekauft, als alle Minen weltweit gefördert haben. Der Fondsanbieter ETF Securities hat vorsorglich die Ausgabe von Anteilsscheinen im Gegenwert von 478 Tsd. Unzen Platin und 1,29 Mio. Unzen Palladium beantragt.
Auch die Bestände der europäischen Platin- und Palladium-ETFs legten weiter zu und erreichten mit 441 Tsd. bzw. 680 Tsd. Unzen zwischenzeitlich neue Rekordwerte (Grafik 2). Die neu aufgelegten ETFs haben sich somit offensichtlich schnell als neue, große Komponente auf der Nachfrageseite neben der Schmuck- und Autoindustrie etabliert. Allerdings birgt dies auch die Gefahr, dass die relativ kleinen Märkte für Platin und Palladium zukünftig von der Investmentnachfrage dominiert werden. Eine Abkoppelung von den fundamentalen Rahmendaten würde die Märkte anfällig für erratische und nicht nachvollziehbare Preisschwankungen machen.
Die starke Nachfrage von der Investorenseite schlägt sich nicht nur in den deutlichen Zuwächsen der ETFs nieder, sondern auch in der spekulativen Marktpositionierung. Die Netto-Long-Positionen kurzfristig orientierter Anleger liegen sowohl bei Platin als auch bei Palladium mit über 19 Tsd. bzw. mehr als 12 Tsd. Kontrakten in der Nähe der unlängst erreichten Rekordhochs. Damit weisen diese Märkte ein enormes Rückschlagspotenzial auf, sollte es zu Gewinnmitnahmen und Liquidationen der Long-Positionen kommen.
Die Autoindustrie ist sowohl bei Platin als auch bei Palladium der größte Nachfrager und stand 2009 jeweils für nahezu die Hälfte der gesamten Nachfrage. Während Platin in Diesel-Katalysatoren verwendet wird, kommt Palladium hauptsächlich in Katalysatoren für Benzin-Motoren zum Einsatz. Mit Diesel betriebene Fahrzeuge werden überwiegend in Europa verkauft, wo sich die Automobilindustrie nach dem starken Nachfrageeinbruch im vergangenen Jahr wieder erholt hat.
Allerdings wurde diese Erholung durch verschiedene Unterstützungsprogramme (Abwrackprämien für Altautos) künstlich herbeigeführt. Da diese Programme mittlerweile ausgelaufen sind, muss die Nachhaltigkeit des Aufschwungs in Frage gestellt werden. In China und anderen Schwellenländern hingegen werden überwiegend Autos mit Benzin-Motoren verkauft. China hat im letzten Jahr mit 13,6 Mio. verkauften Fahrzeugen die USA als größter Autoabsatzmarkt der Welt überholt (Grafik 3). In diesem Jahr könnten im Reich der Mitte Schätzungen zufolge gar bis zu 17,2 Mio. Fahrzeuge verkauft werden. Dies würde gleichfalls zu einem deutlichen Anstieg der Katalysatorennachfrage führen, was die bessere Preisentwicklung von Palladium gegenüber Platin erklären kann (Grafik 4).
Während die Schmucknachfrage bei Gold im vergangenen Jahr um mehr als 20% eingebrochen ist, zeigte sie sich bei Platin im letzten Jahr mehr als robust. Gemäß Angaben des weltweit führenden Platinverarbeiters Johnson Matthey ist die Schmucknachfrage deutlich auf 2,45 Mio. Unzen gestiegen. Der Großteil des Nachfrageanstiegs für Platin in der Schmuckindustrie ist dabei auf China zurückzuführen.
Die Schmucknachfrage im Reich der Mitte hat sich in 2009 im Vorjahresvergleich auf 1,75 Mio. Unzen mehr als verdoppelt. Damit ist für Platin die Schmucknachfrage fast genauso wichtig wie jene nach Autokatalysatoren. In diesem Jahr sollte die Schmucknachfrage weiter zunehmen. Denn im Gegensatz zu Gold, das nur rund 10% vom Allzeithoch entfernt ist, fehlen Platin noch immer 50% zum Hoch im Jahr 2008. Auch gemessen an der Preisdifferenz ist Platin im Vergleich zu Gold noch immer preiswert (Grafik 5).
Die Platinproduktion im größten Produzentenland Südafrika, das 79% der weltweiten Produktion ausmacht, hat sich 2009 laut Einschätzung von Johnson Matthey leicht auf 4,73 Mio. Unzen erhöht. Dennoch kommt es nach wie vor zu Produktionsproblemen, da die Minen veraltet und die Produktionskosten massiv gestiegen sind. Zudem belasten die hohen Kosten für die Ausbildung geeigneten Personals und der starke südafrikanische Rand. Hinzu kommen Probleme mit der Stromversorgung wegen fehlender Investitionen in die Infrastruktur, veralteter Stromnetze, Kohleverknappung und einem steigenden Strombedarf, wodurch die Minen nicht adäquat mit Energie versorgt werden.
Gemäß Angaben des staatlichen südafrikanischen Energieversorgers Eskom dürften die Engpässe in der Stromversorgung auch noch länger andauern. Die Situation könnte sich während der Fußball-WM im Juni sogar verschlimmern, wenn die verfügbare Energie in die Austragungsorte der Veranstaltung umgeleitet wird. Der höhere private Stromverbrauch zu dieser Zeit dürfte die Verfügbarkeit von Strom für Platinminen erheblich verringern und die Minenproduktion deshalb zurückgehen lassen. Zusätzlich hat Eskom angekündigt, den Strompreis in den nächsten drei Jahren um 35% anheben zu wollen, wodurch einige Minen aufgrund der steigenden Produktionskosten geschlossen werden könnten. Als es Anfang 2008 zuletzt zu größeren Engpässen bei der Stromversorgung kam, stieg der Platinpreis in der Folge auf ein Allzeithoch von mehr als 2.000 USD je Feinunze.
Die starken Preiszuwächse des letzten Jahres setzten sich zu Jahresbeginn zunächst fort, bevor die Preise in eine Korrektur einmündeten, welche unseres Erachtens kurzfristig sein sollte (Grafik 1). Dank der Einführung von börsengehandelten Fonds (ETFs) auf Platin und Palladium in den USA, die ein deutlich größer als erwartetes Investoreninteresse hervorgerufen haben, erreichten Platin und Palladium die höchsten Preisniveaus seit 17 bzw. 18 Monaten und damit Preise, welche zuletzt vor dem Ausbruch der Finanzkrise verzeichnet wurden. Allein in den ersten zwei Handelswochen haben diese beiden ETFs ihre Startbestände von jeweils 10 Tsd. Unzen auf 245 Tsd. bzw. 400 Tsd. Unzen vervielfacht und somit rasant an Größe gewonnen.
Während der Bestand im Platin-ETF mittlerweile über 4% der gesamten Jahresnachfrage entspricht, sind es im Palladium-ETF mehr als 6%. Umgerechnet haben die Fonds jeden Handelstag mehr Platin und Palladium gekauft, als alle Minen weltweit gefördert haben. Der Fondsanbieter ETF Securities hat vorsorglich die Ausgabe von Anteilsscheinen im Gegenwert von 478 Tsd. Unzen Platin und 1,29 Mio. Unzen Palladium beantragt.
Auch die Bestände der europäischen Platin- und Palladium-ETFs legten weiter zu und erreichten mit 441 Tsd. bzw. 680 Tsd. Unzen zwischenzeitlich neue Rekordwerte (Grafik 2). Die neu aufgelegten ETFs haben sich somit offensichtlich schnell als neue, große Komponente auf der Nachfrageseite neben der Schmuck- und Autoindustrie etabliert. Allerdings birgt dies auch die Gefahr, dass die relativ kleinen Märkte für Platin und Palladium zukünftig von der Investmentnachfrage dominiert werden. Eine Abkoppelung von den fundamentalen Rahmendaten würde die Märkte anfällig für erratische und nicht nachvollziehbare Preisschwankungen machen.
Die starke Nachfrage von der Investorenseite schlägt sich nicht nur in den deutlichen Zuwächsen der ETFs nieder, sondern auch in der spekulativen Marktpositionierung. Die Netto-Long-Positionen kurzfristig orientierter Anleger liegen sowohl bei Platin als auch bei Palladium mit über 19 Tsd. bzw. mehr als 12 Tsd. Kontrakten in der Nähe der unlängst erreichten Rekordhochs. Damit weisen diese Märkte ein enormes Rückschlagspotenzial auf, sollte es zu Gewinnmitnahmen und Liquidationen der Long-Positionen kommen.
Die Autoindustrie ist sowohl bei Platin als auch bei Palladium der größte Nachfrager und stand 2009 jeweils für nahezu die Hälfte der gesamten Nachfrage. Während Platin in Diesel-Katalysatoren verwendet wird, kommt Palladium hauptsächlich in Katalysatoren für Benzin-Motoren zum Einsatz. Mit Diesel betriebene Fahrzeuge werden überwiegend in Europa verkauft, wo sich die Automobilindustrie nach dem starken Nachfrageeinbruch im vergangenen Jahr wieder erholt hat.
Allerdings wurde diese Erholung durch verschiedene Unterstützungsprogramme (Abwrackprämien für Altautos) künstlich herbeigeführt. Da diese Programme mittlerweile ausgelaufen sind, muss die Nachhaltigkeit des Aufschwungs in Frage gestellt werden. In China und anderen Schwellenländern hingegen werden überwiegend Autos mit Benzin-Motoren verkauft. China hat im letzten Jahr mit 13,6 Mio. verkauften Fahrzeugen die USA als größter Autoabsatzmarkt der Welt überholt (Grafik 3). In diesem Jahr könnten im Reich der Mitte Schätzungen zufolge gar bis zu 17,2 Mio. Fahrzeuge verkauft werden. Dies würde gleichfalls zu einem deutlichen Anstieg der Katalysatorennachfrage führen, was die bessere Preisentwicklung von Palladium gegenüber Platin erklären kann (Grafik 4).
Während die Schmucknachfrage bei Gold im vergangenen Jahr um mehr als 20% eingebrochen ist, zeigte sie sich bei Platin im letzten Jahr mehr als robust. Gemäß Angaben des weltweit führenden Platinverarbeiters Johnson Matthey ist die Schmucknachfrage deutlich auf 2,45 Mio. Unzen gestiegen. Der Großteil des Nachfrageanstiegs für Platin in der Schmuckindustrie ist dabei auf China zurückzuführen.
Die Schmucknachfrage im Reich der Mitte hat sich in 2009 im Vorjahresvergleich auf 1,75 Mio. Unzen mehr als verdoppelt. Damit ist für Platin die Schmucknachfrage fast genauso wichtig wie jene nach Autokatalysatoren. In diesem Jahr sollte die Schmucknachfrage weiter zunehmen. Denn im Gegensatz zu Gold, das nur rund 10% vom Allzeithoch entfernt ist, fehlen Platin noch immer 50% zum Hoch im Jahr 2008. Auch gemessen an der Preisdifferenz ist Platin im Vergleich zu Gold noch immer preiswert (Grafik 5).
Die Platinproduktion im größten Produzentenland Südafrika, das 79% der weltweiten Produktion ausmacht, hat sich 2009 laut Einschätzung von Johnson Matthey leicht auf 4,73 Mio. Unzen erhöht. Dennoch kommt es nach wie vor zu Produktionsproblemen, da die Minen veraltet und die Produktionskosten massiv gestiegen sind. Zudem belasten die hohen Kosten für die Ausbildung geeigneten Personals und der starke südafrikanische Rand. Hinzu kommen Probleme mit der Stromversorgung wegen fehlender Investitionen in die Infrastruktur, veralteter Stromnetze, Kohleverknappung und einem steigenden Strombedarf, wodurch die Minen nicht adäquat mit Energie versorgt werden.
Gemäß Angaben des staatlichen südafrikanischen Energieversorgers Eskom dürften die Engpässe in der Stromversorgung auch noch länger andauern. Die Situation könnte sich während der Fußball-WM im Juni sogar verschlimmern, wenn die verfügbare Energie in die Austragungsorte der Veranstaltung umgeleitet wird. Der höhere private Stromverbrauch zu dieser Zeit dürfte die Verfügbarkeit von Strom für Platinminen erheblich verringern und die Minenproduktion deshalb zurückgehen lassen. Zusätzlich hat Eskom angekündigt, den Strompreis in den nächsten drei Jahren um 35% anheben zu wollen, wodurch einige Minen aufgrund der steigenden Produktionskosten geschlossen werden könnten. Als es Anfang 2008 zuletzt zu größeren Engpässen bei der Stromversorgung kam, stieg der Platinpreis in der Folge auf ein Allzeithoch von mehr als 2.000 USD je Feinunze.