Massenexodus beim Gold-ETF
03.02.2012 | Adam Hamilton
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Die überaus bärische Stimmung, die den Goldsektor in der zweiten Dezemberhälfte plagte, war der Grund für mich, diesen Essay zu schreiben. Ich begann bereits mit 12 Jahren, mit Aktien zu handeln und gehörte die meiste Zeit meines Lebens zu den Querdenkern, was Spekulationen betrifft. Da ich bereits seit dem Jahr 2000 Marktanalysen veröffentliche, bin ich damit vertraut, wie viele Menschen sich gegen Querdenker-Theorien zum Zeitpunkt maßgeblicher Hochs und Tiefs wehren. Sie wollen in dem Glauben gelassen werden, dass ein Markt, der bald seinen Höhepunkt erreicht, auf ewig wachsen wird und ein Markt, der bald sein Tief erreicht, auf ewig fallen wird. Wenn ich diesen Essay im Dezember geschrieben hätte, hätten ihn wahrscheinlich nur die Hitzköpfe gelesen, die meinen Posteingang mit all ihren zornigen E-Mails überhäufen, in denen sie mich als dumm bezeichnen. Einige Wochen nach dieser überaus pessimistischen Stimmung kann sich zwar jeder noch an sie erinnern, aber die Situation bereits etwas objektiver betrachten. Gab es einen GLD-Massenexodus während der letzten Korrektur, als die Gold-Baissiers im Dezember diese unaufhörlich proklamierten? Nein, sie lagen wie immer falsch. Nach einem Sell-Off auf Baisse gerichtet zu sein ist zwecklos.
In den 4,2 Monaten, in denen Gold um 18,3% korrigierte, büßten die GLD-Anteile lediglich 2,3% ein! Wie sie es bereits während der Aktienpanik und Goldkorrekturen bewiesen haben, haben die GLD-Besitzer erneut gezeigt, wer der harte Kern ist. Zu diesen zählen größtenteils große Fonds, die von Managern verwaltet werden, die langfristig in Gold investieren wollen. Tatsache ist, dass die GLD-Holdings während einer Goldkorrektur bisher noch nie maßgeblich gefallen sind. Dennoch gehen die Baissiers fest von dieser Annahme aus.
Der folgende Chart zeigt den detaillierten Verlauf der vergangenen zwei Jahre. Selbstverständlich wirken die GLD-Holdings weitaus weniger volatil, wenn die Achsen bei null beginnen. Sie sollten jedoch berücksichtigen, dass diese Schwankungen im ersten Chart relativ unspektakulär wirken. Es gibt deutliche Interaktionen zwischen dem GLD und Gold während einigen starken Goldpreisaufschwüngen und –Sell-Offs. Größtenteils blieben die GLD-Anteile nahe Höchstwerten jedoch stabil und unnachgiebig.
Fast hätte ich den zweiten Chart nicht in diesen Essay integriert, damit er nicht falsch interpretiert wird. Beachten Sie, dass die GLD-Holdings sich nur über ein Achtel der rechten Achse erstrecken. Die Volatilität, die anhand des Goldbarrenbestands dieses ETFs deutlich wird, ist in Bezug auf seine Gesamtanteile also ziemlich belanglos. Nichtsdestotrotz bietet der Chart neue Einblicke in die Auswirkungen des GLD auf Gold.
Das beachtliche Wachstum der GLD-Anteile im Juli war der Katalysator für die enorme und ungewöhnliche Gold-Rally im Sommer. Aktienhändler waren zunehmend an Goldanlagen interessiert, da der Umgang des Kongresses mit dem Schuldenproblem, das durch die Ausgaben Obamas hervorgerufen wurde, zunehmend Anlass zur Sorge gab. Die GLD-Anteile erreichten am 8. August ihren Höhepunkt, am ersten Handelstag, nachdem Standard and Poor‘s die Bonität der USA zum ersten Mal in der Geschichte heruntergestuft hatte.
Aber obwohl das Rekordschuldenwachstum durch Obama vielen US-Amerikanern den Mut nahm, war dies nicht das Ende der Märkte, wie alle befürchteten. Einige der kurzfristigen Händler, die im Juli und Anfang August in den GLD investierten, begannen, die Flucht zu ergreifen. Ihre Anteile überfluteten die Märkte Ende August weitaus stärker und die Käufer konnten diese Verkäufe nicht absorbieren. Es gab also keine andere Möglichkeit, als physisches Gold zu verkaufen und das somit gewonnene Kapital dazu nutzen, um den überschüssigen Verkaufsdruck aufzusaugen, indem sie die überschüssigen GLD-Anteile zurückkauften.
Sobald diese anfänglichen GLD-Verkäufe ihren Lauf nahmen, stieg der Goldpreis durch enorme Futures-Käufe erneut. Wie ich unsere Leser damals warnte, war er äußerst überkauft und korrigierte schon bald ziemlich stark. Sogar während seines starken Sell-Offs im September (der von einer beachtlichen US-Dollar-Rally ausgelöst wurde), fand kein Massenexodus beim GLD statt. Die GLD-Anteile stiegen während des Sell-Offs stattdessen geringfügig, die Nachfrage war höher als das Angebot!
Nachdem die GLD-Anteile im Laufe der schlimmsten Sell-Offs der Korrektur vor kurzem recht solide blieben, erlebten sie Anfang November einen Anstieg, da die Goldpreis-Rally dazu Anlass gab, dass mehr GLD-Anteile gekauft als verkauft wurden. Neue Anteile wurden emittiert, um diese Nachfrage zu befriedigen, da sich der GLD ansonsten von Gold abgekoppelt hätte. Das dadurch gewonnene Kapital wurde unverzüglich in physisches Gold investiert. Ende November näherten sich die GLD-Anteile erneut ihren August-Höchstwerten.