Interview mit James Turk: Spitzengelegenheiten bei Gold und Silber (Teil I)
08.02.2012 | The Gold Report
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The Gold Report: Ihr Gold Money Index ist interessant, und auch die Zahl von 11.000 $/ oz erregt viel Aufmerksamkeit; aber vielleicht ist die eigentlich wichtige Frage doch die, ob dieses Verhältnis wirklich relevant ist. James Turk: Das Verhältnis ist deswegen relevant, weil es noch bis vor 20 Jahren Relevanz hatte. Der faire Preis und der tatsächliche Preis haben sich aufgrund staatlicher Interventionen - also Versuchen, den Goldpreis am Steigen zu hindern - so weit voneinander entfernt. Staaten intervenieren am Goldmarkt aus demselben Grund, aus dem sie auch an anderen Märkten intervenieren. Wenn sie bestimmte Entwicklungen und ihre Folgen nicht mögen, dann versuchen sie das mit Macht zu ändern. Dieser Index bietet nun die Möglichkeit, zu verstehen, wie unterbewertet Gold eigentlich ist.
Der Index ist auch dahingehend relevant, dass er sehr deutlich aufzeigt, dass wir in einer Bubble leben. Wie kann etwas so viele Jahre lang funktionieren und dann ganz plötzlich nicht mehr funktionieren? Weil wir in einer Bubble leben!
The Gold Report: Aber hatte es nicht schon so viele Jahre funktioniert, weil wir einen Goldstandard hatten?
James Turk: Genau. Aber dann wurde der Goldstandard 1971 abgeschafft. Aber selbst in den 1970ern funktionierte das Verhältnis noch. Es funktionierte sogar noch bis in die frühen 1980er. Und dann funktionierte es nicht mehr.
The Gold Report: Das Ungleichgewicht wuchs also erst, als man anfing, Geld zu drucken und die Geldmenge M1 auszuweiten.
James Turk: Ja. Die Merkmale und Qualitäten, die dem Gold Wert gaben und es überhaupt erst zu Geld macht, verschwanden ja nicht einfach, sie wurden nur ignoriert und vergessen. Gold wurde an den Rand gedrängt. In den letzten Jahren wurden diese Merkmale und Qualitäten aber wiederentdeckt; man erkannte, dass Gold sehr, sehr nützlich ist.
Ab einem bestimmten Punkt wird der Goldpreis nur noch steigen und nicht innehalten. Und zwar dann, wenn die Währungen zusammenbrechen. Auch wenn wir nicht genau sagen können, wann das passieren wird, so müssen die Menschen doch zu einem von zwei Schlüssen gelangen. Entweder ist 1.) die Geldgeschichte nicht relevant und das Fiat-Geldsystem wird überleben, oder sie ist 2.) durchaus relevant, und dann haben wir eine Bubble, das Fiat-Geldsystem wird zusammenbrechen, und Gold ist sehr unterbewertet.
The Gold Report: Es besteht wohl kein Zweifel daran, zu welchem Schluss sie gelangt sind. Sie haben ebenso deutlich gesagt, dass Sie zwar nicht genau den Zeitpunkt vorhersagen können, wann die Fiat-Währungen zusammenbrechen werden, oder wann die Hyperinflation einsetzen wird, aber dass Sie erkennen können, auf was das alles hinauslaufen wird. Als scharfsinniger Währungshistoriker könnten Sie uns aber dennoch sagen, wie viel Zeit den ehemals betroffenen Ländern vom Umkipppunkt bis zur totalen Hyperinflation blieb?
James Turk: Wenn der Umkipppunkt erst mal erreicht ist, dann dauert es für gewöhnlich noch ein halbes Jahr, bis die Währung am Ende ist. Um Ihnen ein Beispiel zu geben: 1991 ging ich nach Argentinien, um zu beobachten, was dort passierte. Es schien sich eine Hyperinflation zusammenzubrauen. Die Währung, der Austral, war im Januar in einem Verhältnis von 14:1 an den Dollar gekoppelt, und die Kopplung wurde ausgesetzt. In der ersten Maiwoche, als ich ankam, war der Austral-Dollar-Kurs schon bei 64:1. Als ich das Land gegen Ende der Woche verließ, stand der Kurs bei 96:1; und im Dezember hatte er schon 10.000:1 erreicht. Also war ich genau am Umkipppunkt dort.
Aber jetzt kommt das Interessante. Hyperinflation wird zuerst vom Ausland wahrgenommen, noch bevor man sie im Inland wahrnimmt, was daran liegt, dass man im Ausland wählen kann, ob man die Währung dieses Landes halten möchte. Wenn einem also die Entwicklungen in diesem Land nicht gefallen, dann wird die Währung verkauft und in etwas anderes investiert. Was nun den US-Dollar angeht, so gibt es viele Hinweise darauf, dass der Umkipppunkt international schon erreicht ist, aber noch nicht in den USA selbst, wo die Menschen immer noch in Dollar bezahlt werden und immer noch Dollars ausgeben. Sobald dieser Punkt aber auch auf nationaler Ebene erreicht ist, dauert es sechs Monate, bis die Währung zusammenbricht.
Lesen sie weiter: Teil 2 ...
© Karen Roche
The Gold Report
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Dieser Artikel wurde am 01. Januar 2012 auf www.theaureport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.