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Betrachtungen zum Investitionsgüterzyklus - Überraschungspotential per 2010/2011

12.02.2010  |  Folker Hellmeyer
In den Debatten über die weitere Konjunkturentwicklung werden unterschiedlichste Szenarien gehandelt. Auf der Kapitalanlegertagung in Zürich im Vorwege zum Weltwirtschaftsforum in Davos überwog Skepsis. Das Wall Street Journal legte mit dem Titel nach, daß die Mehrheit der Anwesenden ein "Dip" der Weltwirtschaft erwartet. Unstrittig ist die These, daß der Lagerzyklus zunächst einen stabilisierenden Einfluß auf die Weltwirtschaft ausüben wird.

Sorge um ein Auslaufen der fiskalischen Subventionsmaßnahmen ist ein dominanter Katalysator der Konjunkturskepsis.
  • Fakt ist, daß die USA bis zum jetzigen Zeitpunkt erst circa 40% der fiskalischen Maßnahmen ausgeschöpft haben.
  • Fakt ist, daß Japan gerade ein neues Konjunkturprogramm auflegt.
  • Fakt ist, daß in China die Steuerung der Wirtschaft in Richtung Wachstum zwischen 8% - 11% vornimmt.
  • Fakt ist, daß das Auslaufen des deutschen Konjunkturprogramms vor diesem Hintergrund als insignifikant eingestuft werden muß.

Diese Fakten belegen, daß es nicht zu einem abrupten Lastwechsel kommen wird. Vielmehr sind markante Exitstrategien per 2010 nicht erkennbar. Die Skepsis der "Mehrheiten" von Zürich und Davos basieren damit mehr auf Gefühlen als Fakten!

Der Investitionsgüterzyklus, der derzeit nur als Randnotiz der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen wahrgenommen wird, ist ein Thema, das unseres Erachtens 2010 als auch voraussichtlich 2011 eine bedeutende Rolle für die weitere internationale Konjunkturentwicklung spielen wird. Bisher taucht dieses Thema jedoch nicht im Diskurs in angemessener Form auf.

Als Gründe für die Vernachlässigung wird in sportiver Form auf die geringe Kapazitätsauslastung in den Industrienationen zwischen 70% - 75% verwiesen. Auf ersten Blick entwickelt dieses Argument Charme und verfängt damit. Eshandelt sich jedoch um eine statische Betrachtung.

In bestimmten Feldern der Ökonomie gibt es strukturelle Verwerfungen (u.a. Automobilsektor), die einhergehen mit geringer Kapazitätsauslastung. Dieses Bild gilt jedoch nicht umfassend. Selbst in der Automobilindustrie ergeben sich neue Herausforderungen, beispielsweise bezüglich der Antriebstechnik, die Investitionen erforderlich machen. Gleiches gilt unter anderem für den dynamisch wachsenden Sektor der alternativen Energien.

Mithin ist der Verweis auf die aktuelle Kapazitätsauslastung bezüglich der Frage der Investitionstätigkeit eher Irre als Ziel führend.

Bevor eine qualitative Aussage über die Zukunft getroffen werden kann, bedarf es eines Rückblicks, was im Investitionsbereich in den letzten Jahren vorgefallen ist. Diesbezüglich fokussieren wir uns auf Bruttoanlageinvestitionen oder deren nächst gelegenen verfügbaren Pendants in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Bei den USA liegt der Fokus damit auf Bruttoinlandsinvestitionen und in China auf der Sachinvestitionsquote in städtischen Regionen.

In der nachstehenden Tabelle behandeln wir einerseits die großen Industrienationen als auch China und Brasilien als Paradepferde der Schwellenländer.

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*Eigene Berechnung, f - Prognose


In dieser Betrachtung ist auf ersten Blick augenfällig, daß China und Brasilien in der untersuchten Phase zwischen 2006 - 2009 eine im Vergleich zu den Industrienationen qualitativ und quantitativ vollständig unterschiedliche Entwicklung liefern.





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