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Gold: Verbreitete Missverständnisse

11.02.2012  |  Steve Saville
Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 05.Februar 2012 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.

Liest man Berichte über die Vor - und Nachteile von Goldinvestitionen stößt man meist auf zwei falsche Behauptungen.

Erstes sollen die Goldpreisveränderungen in einer bestimmten Währung praktisch nur die Veränderungen der Kaufkraft dieser Währung ausgleichen. Anders ausgedrückt: Bei der ersten falschen Behauptung wird davon ausgegangen, dass die Kaufkraft des Goldes im Verlauf der Zeit ungefähr gleich bliebe, was auch hieße, dass Goldpreisveränderungen allein auf die Kaufkraftveränderungen des Geldes zurückzuführen wären, mit dem das Gold "bepreist“ wird.

Der folgende Monatschart für den inflationsbereinigten (IB) * Goldpreis in US $ widerlegt die Ansicht, dass die Kaufkraft (KK) des Goldes im Verlauf der Zeit ungefähr gleich bleibt. In diesem Chart zeigt sich ganz deutlich das enorme Wachstum der KK des Goldes im Zeitraum von 1971-1980, der enorme Rückgang der KK von Gold in der Zeit zwischen 1980-2001 und ein erneutes enormes Anwachsen der KK des Goldes im Zeitraum von 2001-2011. Wahrscheinlich waren diese Schwünge der Gold-KK im 10/ 20-Jahre-Rhythmus den meisten Lesern schon bekannt. Weniger bekannt sein dürfte, dass sich die KK des Goldes tatsächlich in einem viel längerfristigen Aufwärtstrend befindet. Dieser ultra-langfristige Trend geht zurück auf die Entfernung der letzten offiziellen Bindung des US $ an Gold im Jahr 1971.

Tatsache ist, dass eine Unze Gold heute ungefähr acht Mal mehr Kaufkraft hat als 1971 - als die US $-Gold-Bindung endgültig aufgehoben wurde. Nicht nur das. Wenn wir die nicht unlogische Behauptung aufstellen, dass die erste große Aufwärtsbewegung der Gold-Rally der 1970er in erster Linie eine Reaktion auf die jahrzehntelang geltende Fixierung des Goldpreises auf einem niedrigen Niveau war, so wird man immer noch zu dem Schluss kommen, dass sich die KK des Goldes in einem ultra-langfristigen Aufwärtstrend befindet. Denn wenn wir das Hoch der Rally von 1971-1974 als unseren Ausgangspunkt wählen, sehen wir, dass sich die KK des Goldes in der Zwischenzeit trotzdem mehr als verdoppelte.

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Der Hauptgrund, warum sich Gold in einem REALEN ultra-langfristigen Aufwärtstrend befindet, liegt unserer Meinung nach daran, dass die Gesamtkosten der monetären Inflation (Geldschöpfung aus dem Nichts) viel höher sind als die Verringerung der Kaufkraft von Geld. Monetäre Inflation kann die Dinge kurzfristig besser aussehen lassen, langfristig führt sie aber zur Vermögenszerstörung. Je stärker die monetäre Inflation steigt, desto größer wird die Vermögensmenge sein, die am Ende durch fehlgeleitete Investitionen zerstört werden wird.

Nachdem die Fähigkeit des Bankensystems (Zentralbanken und Geschäftsbanken), Geld aus dem Nichts zu schaffen, nicht mehr durch Gold behindert wurde, stiegen im Durchschnitt auch die monetären Inflationsraten. Einer der langfristigen Effekte war die Verlangsamung des wirtschaftlichen Fortschritts (langsamer steigende Lebensstandards) sowie erhöhtes Sparbedürfnis in Form einer monetären Anlage, die nicht nach Willen der Banken und Staaten entwertet werden kann.

Die andere falsche Behauptung ist folgende: Gold ist sinnlos, weil es eine sterile, nicht-produktive Anlage ist. Solche Behauptungen stammen von Value-Investoren wie Warren Buffet, die gerne den Gesamtmarktwert der weltweiten Goldbestände mit dem Gesamtmarktwert einer Gruppe großer Unternehmen (Wal-Mart, Exxon, Intel, etc.) vergleichen und dann ungefähr folgende Frage stellen: Was würden Sie lieber haben: Einen großen Batzen Metall, das nichts anderes macht, als in einem Tresor zu liegen, oder aber alle diese phänomenalen Unternehmen? Diese Frage ist bedeutungslos. Denn niemand wird jemals die Wahl haben, entweder die gesamten Goldbestände der Welt zu besitzen, oder 30 der besten Unternehmen der Welt.

Die meisten Menschen haben eine Reihe von Investitionen und eine gewisse Menge Barersparnisse. In einer Welt ohne Unsicherheiten gäbe es keine Veranlassung, überhaupt Barersparnisse anzulegen, aber in der wirklichen Welt herrscht immer Unsicherheit hinsichtlich der Zukunft und somit auch das Verlangen (das gilt zumindest für die meisten Menschen), etwas Geld in der Reserve zu haben. Aufgrund der oben angesprochenen Kaufkraftschwünge kann Gold zu bestimmten Zeiten durchaus auch eine sehr gute Investition sein, aber eigentlich ist Gold "maßgeschneidert" für jenen Teil des Portfolios, der für Barreserven bestimmt ist. Das bedeutet auch, dass Gold nicht im Wettbewerb mit so großartigen Unternehmen wir Wall-Mart und Apple steht. Es steht hingegen im Wettbewerb mit dem US $, dem Euro, dem Yen und den anderen Landeswährungen.

Die Frage der Value-Investoren, die auf die Verunglimpfung des Goldbesitzes abzielt, müsste eigentlich folgendermaßen umformuliert werden:

In welcher Form würden Sie Ihre Geldersparnisse bevorzugen - in Form von Geld, das die Banken in unbegrenzten Mengen aus dem Nichts schöpfen können, oder in Form eines Metalls, das seit tausenden von Jahren als Geld benutzt wird und dessen Angebot von einem Jahr auf‘s andere nie mehr als 2% steigt?

Die Antwort auf diese Frage ist nicht unbedingt eineindeutig. Vieles hängt davon ab, welche politischen Maßnahmen die Zentralbanken und Regierungen durchsetzen. In den vergangenen Jahren lautete die Antwort aus unserer Sicht "das Metall“, da die Zentralbanken und Regierungen die nationalen Währungsmengen stark ausgeweiteten und dem wirtschaftlichen Fortschritt allgemein im Weg standen. So wie sich die Dinge heute präsentieren, lautet die Antwort - aus unserer Sicht - immer noch "das Metall“, weil die Fed von Deppen dominiert wird, die allen Ernstes glauben, die Wirtschaft könne durch Geldfälschung gestärkt werden - und weil die anderen wichtigen Zentralbanken nicht besser sind.

* Unsere Methode der Inflationsbereinigung wurde im Dezember 2010 in einem unserer Kommentare erläutert. Unsere Theorie lautet, dass der prozentuale Rückgang der Kaufkraft des US $, langfristig betrachtet annähernd dem prozentualem Wachstum des Dollar-Angebots MINUS dem prozentualen Produktivitäts- und Bevölkerungswachstum entsprechen müsste.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com


Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Wir bieten aktuell keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) finden Sie unter unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html.

Dieser Artikel wurde am 06. Februar 2012 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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