Monetäre Inflation und die Ausstiegsstrategie der US-Notenbank
19.02.2010 | Steve Saville
Dies ist ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 14. Februar 2010 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.
Update: Inflation
Im folgenden Chart werden die Wachstumsraten (im Vorjahresvergleich) des True Money Supply (TMS - blaue Linie) und M2 (die Rote Linie) gegenübergestellt. Nach Stand von Ende Januar lag die jährliche Änderungsrate des TMS ein paar Prozent unter ihrem Hoch, dennoch ergab sich eine gute zweistellige Zahl. Das TMS lag im höchsten Quartil seiner 10-Jahre-Spanne. Die Änderungsrate von M2 erreichte hingegen ein 10-Jahre-Tief.
Wie schon in anderen Kommentaren erklärt wurde, rührt die gewaltige Differenz, die diese beiden monetären Aggregate seit Jahren aufweisen, hauptsächlich an den Rückgängen in den nicht-monetären Komponenten von M2 (die nicht-monetären Hauptkomponenten von M2 sind die Geldmarktfonds sowie Termingeldeinlagen).
Was die anhaltende Aufblähung des US-Geldangebots angeht, so hatten seit jeher Vertrauen in die allgemeine Leistungsfähigkeit der US-Regierung und der Fed. Wir haben uns nur eine Frage gestellt: Wie weit werden sie wohl gehen wollen? Die Antwort, die wir immer parat hatten, lautete: Sie werden zumindest so weit gehen, wie sie können, ohne dass die Zinssätze steil steigen. Sie werden dann wohl nicht noch weiter gehen, denn monetäre Inflation wird - aus der Sicht der Entscheidungsträger - kontraproduktiv, sobald der Punkt erreicht ist, an dem sich die Zinssätze in einem steilen Aufwärtstrend befinden, da Spekulanten die Effekte zukünftigen Geldmengenwachstums auf die Kaufkraft der Währung antizipieren.
Man kann es auch anders ausdrücken: Die USA - zusammen mit fast allen anderen Ländern - muss Inflation erleben und nichts anderes als Inflation, bis der Anleihemarkt "nach Uncle Sam schreit". Es list durchaus vorstellbar, dass die Inflation über den Punkt hinaus weiter steigen könnte, an den die Bondpreise schnell zu fallen beginnen, es besteht jedoch kaum eine Chance, dass sie früher zu Ende gehen wird. Sie wird nicht früher enden, denn niemand außerhalb der relativ unbedeutenden "Österreichischen Schule" sieht ein größeres Problem in der monetären Inflation, solange sich die Inflation nicht in deutlich steigenden Verbraucherpreisen und Zinssätzen niederschlägt.
Viele der weltweit einflussreichsten Ökonomen glauben tatsächlich, eine angeschlagene Wirtschaft könne durch die Erhöhung des Geldangebots einen nachhaltigen Schub erhalten. Man kann also mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass beständige wirtschaftliche Schwäche in den kommenden Jahren von ständigen Aufrufen zu größerer monetärer Verschwendung begleitet sein wird.
Die "Ausstiegsstrategie" der Fed
Im Allgemeinen kann man sich leicht ausmalen, was Politiker tun werden, denn sie arbeiten nach "Spielzugbüchern", in denen jedoch nur wenige Spielzüge erklärt werden. Bernankes Spielzugbuch enthält zum Beispiel eine umfassende Liste aller Probleme, von denen die Wirtschaft oder das Finanzsystem heimgesucht werden könnten, und für jedes dieser Probleme, außer einem, lautet der empfohlene "Spielzug": "Zinssätze senken und Geldangebot hochfahren". Bei der einzigen Ausnahme lautet die Empfehlung: "Zinssätze erhöhen und Geldangebot senken".
Heutzutage bieten sich viele Möglichkeiten, wie Bernanke sein Spiel gestalten kann, aber letzten Endes geht immer nur wieder um Zinssätze senken und Geldangebot hochfahren (Spielzug 1) oder Zinssätze erhöhen und Geldangebot herunterfahren (Spielzug 2). Nachdem Spielzug 1 wiederholt seit September 2007 und anschließend im September 2008, erst behutsam, dann mit Elan, zum Einsatz kam, gibt es jetzt viele Diskussionen über einen Wechsel zum Spielzug 2. Ob nun Spielzug 2 über ein innovatives politisches Instrument (Anpassung der Zinssätze für Bankenreserven oder Wertpapierverkauf an Geldmarktfonds zum Beispiel) umgesetzt wird oder aber über einen eher traditionellen Ansatz (Aufnahme überschüssiger Bankenreserven zum Beispiel durch Offenmarktgeschäfte) ist hierbei nicht allzu wichtig. Sehr wohl wichtig ist aber die Frage, in welchem Ausmaß Spielzug 2 zur Anwendung kommt.
In welchem Umfang Spielzug 2 im vor uns liegenden Jahr zur Anwendung kommt, wird großteils davon abhängen, was mit dem Aktienmarkt, dem Immobilienmarkt, den Verbraucherpreisen und dem Markt für US-Staatsanleihen passiert. Wenn zum Beispiel der Bär wieder am Aktienmarkt einkehrt, dann kann es als fast sicher gelten, dass die Fed Spielzug 2 vermeiden wird, SOLANGE die Verbraucherpreise nicht stark ansteigen und die Bond-Preise nicht schnell sinken. Und: Sollte der Aktienbär nicht aus eigener Sache wieder zurückkehren, so würde sie den Bär durch einen Spielzugwechsel von 1 zu 2 mit höchster Sicherheit wieder zurückpfeifen. Das wiederum würde dazu führen, dass die Fed mit fast unmittelbarer Wirkung eine Kehrtwende einleitet.
Zusammenfassend lässt sich Folgendes sagen: Sollte im Jahr 2010 zum Spielzug 2 gewechselt werden, dann wird dieser nur für kurze Zeit durchgeführt, außer es kommt zu einem wesentlichen Anstieg der Inflationsangst. Wegen einer strengeren Geldpolitik muss sich der Goldinvestor also keine Sorgen machen.
© Steve Saville
www.speculative-investor.com
Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite zur Verfügung www.speculative-investor.com. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.
Update: Inflation
Im folgenden Chart werden die Wachstumsraten (im Vorjahresvergleich) des True Money Supply (TMS - blaue Linie) und M2 (die Rote Linie) gegenübergestellt. Nach Stand von Ende Januar lag die jährliche Änderungsrate des TMS ein paar Prozent unter ihrem Hoch, dennoch ergab sich eine gute zweistellige Zahl. Das TMS lag im höchsten Quartil seiner 10-Jahre-Spanne. Die Änderungsrate von M2 erreichte hingegen ein 10-Jahre-Tief.
Wie schon in anderen Kommentaren erklärt wurde, rührt die gewaltige Differenz, die diese beiden monetären Aggregate seit Jahren aufweisen, hauptsächlich an den Rückgängen in den nicht-monetären Komponenten von M2 (die nicht-monetären Hauptkomponenten von M2 sind die Geldmarktfonds sowie Termingeldeinlagen).
Was die anhaltende Aufblähung des US-Geldangebots angeht, so hatten seit jeher Vertrauen in die allgemeine Leistungsfähigkeit der US-Regierung und der Fed. Wir haben uns nur eine Frage gestellt: Wie weit werden sie wohl gehen wollen? Die Antwort, die wir immer parat hatten, lautete: Sie werden zumindest so weit gehen, wie sie können, ohne dass die Zinssätze steil steigen. Sie werden dann wohl nicht noch weiter gehen, denn monetäre Inflation wird - aus der Sicht der Entscheidungsträger - kontraproduktiv, sobald der Punkt erreicht ist, an dem sich die Zinssätze in einem steilen Aufwärtstrend befinden, da Spekulanten die Effekte zukünftigen Geldmengenwachstums auf die Kaufkraft der Währung antizipieren.
Man kann es auch anders ausdrücken: Die USA - zusammen mit fast allen anderen Ländern - muss Inflation erleben und nichts anderes als Inflation, bis der Anleihemarkt "nach Uncle Sam schreit". Es list durchaus vorstellbar, dass die Inflation über den Punkt hinaus weiter steigen könnte, an den die Bondpreise schnell zu fallen beginnen, es besteht jedoch kaum eine Chance, dass sie früher zu Ende gehen wird. Sie wird nicht früher enden, denn niemand außerhalb der relativ unbedeutenden "Österreichischen Schule" sieht ein größeres Problem in der monetären Inflation, solange sich die Inflation nicht in deutlich steigenden Verbraucherpreisen und Zinssätzen niederschlägt.
Viele der weltweit einflussreichsten Ökonomen glauben tatsächlich, eine angeschlagene Wirtschaft könne durch die Erhöhung des Geldangebots einen nachhaltigen Schub erhalten. Man kann also mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass beständige wirtschaftliche Schwäche in den kommenden Jahren von ständigen Aufrufen zu größerer monetärer Verschwendung begleitet sein wird.
Die "Ausstiegsstrategie" der Fed
Im Allgemeinen kann man sich leicht ausmalen, was Politiker tun werden, denn sie arbeiten nach "Spielzugbüchern", in denen jedoch nur wenige Spielzüge erklärt werden. Bernankes Spielzugbuch enthält zum Beispiel eine umfassende Liste aller Probleme, von denen die Wirtschaft oder das Finanzsystem heimgesucht werden könnten, und für jedes dieser Probleme, außer einem, lautet der empfohlene "Spielzug": "Zinssätze senken und Geldangebot hochfahren". Bei der einzigen Ausnahme lautet die Empfehlung: "Zinssätze erhöhen und Geldangebot senken".
Heutzutage bieten sich viele Möglichkeiten, wie Bernanke sein Spiel gestalten kann, aber letzten Endes geht immer nur wieder um Zinssätze senken und Geldangebot hochfahren (Spielzug 1) oder Zinssätze erhöhen und Geldangebot herunterfahren (Spielzug 2). Nachdem Spielzug 1 wiederholt seit September 2007 und anschließend im September 2008, erst behutsam, dann mit Elan, zum Einsatz kam, gibt es jetzt viele Diskussionen über einen Wechsel zum Spielzug 2. Ob nun Spielzug 2 über ein innovatives politisches Instrument (Anpassung der Zinssätze für Bankenreserven oder Wertpapierverkauf an Geldmarktfonds zum Beispiel) umgesetzt wird oder aber über einen eher traditionellen Ansatz (Aufnahme überschüssiger Bankenreserven zum Beispiel durch Offenmarktgeschäfte) ist hierbei nicht allzu wichtig. Sehr wohl wichtig ist aber die Frage, in welchem Ausmaß Spielzug 2 zur Anwendung kommt.
In welchem Umfang Spielzug 2 im vor uns liegenden Jahr zur Anwendung kommt, wird großteils davon abhängen, was mit dem Aktienmarkt, dem Immobilienmarkt, den Verbraucherpreisen und dem Markt für US-Staatsanleihen passiert. Wenn zum Beispiel der Bär wieder am Aktienmarkt einkehrt, dann kann es als fast sicher gelten, dass die Fed Spielzug 2 vermeiden wird, SOLANGE die Verbraucherpreise nicht stark ansteigen und die Bond-Preise nicht schnell sinken. Und: Sollte der Aktienbär nicht aus eigener Sache wieder zurückkehren, so würde sie den Bär durch einen Spielzugwechsel von 1 zu 2 mit höchster Sicherheit wieder zurückpfeifen. Das wiederum würde dazu führen, dass die Fed mit fast unmittelbarer Wirkung eine Kehrtwende einleitet.
Zusammenfassend lässt sich Folgendes sagen: Sollte im Jahr 2010 zum Spielzug 2 gewechselt werden, dann wird dieser nur für kurze Zeit durchgeführt, außer es kommt zu einem wesentlichen Anstieg der Inflationsangst. Wegen einer strengeren Geldpolitik muss sich der Goldinvestor also keine Sorgen machen.
© Steve Saville
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