Silber: Rück- und Ausblick / Phoenix Silver Summit 2010
23.02.2010 | Theodore Butler
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Ich hatte mich auch dazu geäußert, inwieweit das Ende des strukturellen Defizits mit beginnenden Nettoinvestitionen (und das zum ersten Mal seit Jahrzehnten) einherging. Wie erstaunlich das Timing dieser beiden voneinander unabhängigen Entwicklungen war, lässt sich eigentlich gar nicht beschreiben. Für Investoren war es wie die perfekte Übergabe des Stabes bei einem olympischen Staffellauf. Eigentlich war es sogar noch bemerkenswerter. Die Tatsache, dass die Nettoinvestitionsnachfrage einsetzte, gleich nachdem man die verfügbaren Weltlagerbestände auf die niedrigsten Stände hunderte Jahren gebracht hatte, ist eines der Dinge, die ich mir gar nicht selber ausdenken könnte, selbst wenn ich wollte. Letztes Jahr sprach ich darüber, inwieweit die Metall-ETFs, GLD beim Gold und SLV beim Silber, die Investmentlandschaft radikal verändert hätten, da jene Körperschaften, die zuvor vom Metallkauf ausgeschlossen waren, dies nun unter praktischen Gesichtspunkten tun können. Ich meinte, dass ich nicht verstehen könne, warum es soviel Feindseligkeit der Edelmetallgemeinschaft hinsichtlich der Echtheit der Metall-EFTs gäbe, einmal abgesehen von Thema der Leerverkäufe von Fondsanteilen.
Seit Langem schon befürworte ich eher den physischen Besitz von Silber - mehr als Papiersilber, und wenn jemand zwischen 500 Unzen echtem Silber auf die Hand und 500 Anteilen am SLV wählen müsste, dann soll er oder sie sich das physische Metall geben lassen. Aber wenn die Wahl zwischen 500 Anteilen am SLV und überhaupt keinem Silber steht, dann kaufen Sie doch bitte beim SLV. Die in den letzten vier Jahren in den verschiedenen ETFs gekauften 450 Millionen Unzen sind ein wunderbarer Zusatz in der Silberinvestment-Rechnung gewesen. Auch wenn immer noch viele über die Metall-ETFs meckern, die Silbermanipulation hätte wohl noch zehn zusätzliche Jahre angedauert, wären die ETF nie entstanden.
Kommen wir auf jenen Teil der Rede des letzten Jahres zu sprechen, in dem ich mich der Zukunft des Silbers zugewandt hatte. Ich bat die damals Anwesenden, ein kleines Spiel mit mir zu spielen und sich vorzustellen, es gäbe im Raum einen riesigen afrikanischen Elefanten und wir würden alle vorgeben, er würde nicht existieren. Ich verglich den Elefant mit der Silbermanipulation, dahingehend dass beide so offensichtlich seien und dass es kaum zu glauben sei, wie man sie übersehen könne. Besonders kritisch äußerte ich mich den im Silbersektor Tätigen gegenüber - Bergbauunternehmen, Analysten und Aufsichtsbehörden - , die behaupteten, es gäbe gar keine Manipulation.
Die harscheste Kritik sparte ich für die oberste Silberaufsichtbehörde auf, die Commodity Futures Trading Commission, die CFTC. Ich schalt die Kommission dafür, dass sie aufgrund meiner Anschuldigungen innerhalb von fünf Jahren nun schon die dritte Untersuchung im Silbersektor in Gang gebracht hatte, anstatt schlicht und einfach auf eine simple Frage zu antworten. Wie kann es sein, dass zwei US-Banken 25% der Weltsilberproduktion gleich welchen Rohstoffs leerverkaufen und trotzdem keine Manipulation vorliegt? Auch ein Jahr später haben sich weder die Kommission noch sonstwer dieser Frage angenommen.
Innerhalb des letzten Jahres hat sich eine Menge beim Silber verändert. Erstens hatten wir ein Jahr mit großartigen Preiszuwächsen - nach einem saumäßigen Jahr 2008. Und schließlich habe ich mit meinen privaten Newsletter begonnen, eine Sache, die ich schon seit Jahren herausgeschoben hatte. Ich bin sicher, dass einige der Abonnenten hier anwesend sind, ich möchte Ihnen hiermit ganz persönlich für Ihre Unterstützung danken. Aber die wichtigste Entwicklung des letzten Jahres ist die Nominierung und Vereidigung des neuen Chairmans der CFTC, Gary Gensler, gewesen. Ich will es geradeheraus sagen: Seine Ernennung verspricht mehr Wirkung auf die Silbermanipulation zu haben als jede andere Entwicklung der letzten Zeit. Letztes Jahr um diese Zeit war er von Präsident Obama nominiert worden, aber es dauerte noch ungefähr bis Juni, bevor er vom Senat und bestätigt und im Amt vereidigt wurde.
Seitdem Chairman Gensler sein Amt angetreten hat, bin ich ihm gegenüber ungeniert voller Lob gewesen. Ich habe ihn als größten Chairman in der Geschichte der CFTC bezeichnet. Wegen der positiven Äußerungen stieß ich auf Widerspruch, der am stärksten vielleicht aus den Reihen derjenigen kam, die sich intensiver mit Metallen beschäftigen, Menschen wie auch sie. In einem Verhältnis von vielleicht 100:1 oder sogar 500:1 wurde meine Meinung gegenüber Gensler zurückgewiesen. Ich verstehe diesen Widerspruch. Ja, er war ein Partner von Goldman Sachs, dem gefürchteten "Krakenvampir" der Finanzwelt. Ja, er hatte Anteil an den Deregulierungen des Jahres 2000, die in hohem Maße zur Finanzkrise der letzten Jahre beigetragen haben. Ja, er ist ein "Insider" mit Verbindungen und Zugang zu den Mächtigen.
Die wirkliche Ironie besteht darin, dass der Widerspruch, der mir aufgrund meiner Meinung hinsichtlich Gensler entgegenschlägt, größtenteils auf mein eigenes Handeln zurückzuführen ist. Wenn es in den letzten 10 Jahren einen direkteren und inständigeren Kritiker der CFTC gegeben hat als mich, so weiß ich nicht, wer das sein könnte. Ich habe viele von Ihnen gebeten, dass Sie sich meiner Kritik und meinen Anschuldigungen anschließen sollen und Sie haben das auch gemacht. Dieser Erguss öffentlicher Reaktionen ist ja auch verantwortlich für die bisher drei Untersuchungen in Silbersektor und auch für ein Sondertreffen, dass die CFTC jüngst zum Thema Edelmetalle und Positionsobergrenzen ausrief. Ich verstehe, dass meine drastische Meinungsänderung für viele zu abrupt und zu radikal kam. Aber komme nicht umhin, zu sagen, was ich von Leuten denke.
Von Anfang an habe ich zugegeben, dass ich in meiner Einschätzung Chairman Genslers falsch liegen könnte, und ich werde auch zugeben, dass ich falsch lag, sollte das der Fall sein. Meine Angst ist in Wirklichkeit ein ganz andere: Ich fürchte mich nicht, dass ich ihn falsch eingeschätzt haben könnte, sondern dass niemand, nicht einmal Gensler, fähig sein könnte, sich dem Problem der Silbermanipulation anzunehmen, weil sie so tief und fest verwurzelt ist. Ich möchte kurz erklären, warum meine Meinung von ihm so hoch ist.