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Silber: Rück- und Ausblick / Phoenix Silver Summit 2010

23.02.2010  |  Theodore Butler
- Seite 3 -
Seit 25 Jahren klage ich die Manipulation im Silbersektor an - schon ein Jahrzehnt bevor ich überhaupt erst im Internet darüber zu schreiben begann. Damals in den 1980ern gab es für die meisten von uns noch gar kein Internet. Damals hatte ich noch alle meine Haare, so lange ist das schon her. Von Anfang an habe ich das spezifische Problem der Positionsobergrenzen angesprochen und auch das der exzessiven Short-Spekulation mit kommerziellen Hintergrund. Ich habe Kopien meines Schriftverkehrs mit der COMEX, dem Chicago Board of Trade und der CFTC, die so alt sind, dass meine Frau sie vielleicht bald zu "Kunst und Krempel" bringt, um sie schätzen zu lassen. Seit 25 Jahren haben die Aufsichtsbehörden meine Bedenken hinsichtlich der Positionsobergrenzen und der Konzentration auf der Leerverkäuferseite beim Silber missachtet und beiseite geschoben. Ich bestehe trotzdem drauf. Ich will mir hier gar nicht selbst auf die Schulter klopfen, es war einfach nur so, dass ich wusste, ich hatte Recht.

Dann passierte etwas Bemerkenswertes im letzten Jahr. Der neue Chairman der CFTC fing an, über Positionsobergrenzen und exzessive Spekulation und Konzentration zu sprechen; nicht speziell beim Silber aber im Energiesektor. Doch Chairman Gensler beschränkte das Thema nicht auf Energie; er schloss alle Rohstoffe mit begrenztem Angebot ein. Zum ersten Mal seit 25 Jahren fing ein Top-Mitglied der Rohstoffaufsichtsbehörden an, zusammenhängend und klar über genau dieselben Probleme zu sprechen, wegen denen ich die Behörde seit einem Vierteljahrhundert angeschrieben hatte. Keine Sekunde lang möchte ich damit andeuten, Chairman Gensler hätte diese Fragen bezüglich Positionsobergrenzen und Konzentration aufgrund meiner Schreiben thematisiert. So egoistisch bin ich nicht. Er brachte diese Fragen aus dem einfachen Grund auf, weil sie zu den wichtigsten Fragestellungen der Aufsichtsbehörden überhaupt zählen, ganz gleich um welchen Rohstoff es dabei geht.

Immer noch empfinde ich die klaren Worte Genslers - in zahlloser Ansprachen und Interviews zu Thema Positionsobergrenzen und Konzentration - entnervend und beglückend zugleich. Hier gibt es jemanden, der exakt das sagte, was ich 25 Jahre lang gesagt hatte. Nicht irgendjemand, sondern der nationale Leiter der Aufsichtbehörde für den Rohstoffsektor. Ich möchte Ihnen eine wahre Geschichte erzählen: Letzten Sommer hatte ich mich zur öffentlichen CFTC-Anhörung zum Thema Positionsgrenzen im Energiesektor zugeschaltet und die Lautstärke an meinem Computer ziemlich hochgedreht. Gensler sprach und ich wollte kein Wort verpassen.

Zufällig kam meine Frau vorbei, um ins Nebenzimmer zu gehen, sie konnte zuhören, wie Chairman Gensler über Positionsobergrenzen und Konzentration sprach. Ich versuche, Mila von vielen Details meiner Arbeit abzuschirmen, denn ein Silberkopp im Haus reich voll und ganz aus. Trotzdem weiß sie, was mich auf die Palme bringen kann. Da sie nun wusste, dass es mich aufregt, wenn Leute meine Arbeit ohne Anmerkungen kopieren, fragte sie mich ganz unschuldig, ob dieser Mensch da auf dem Bildschirm nicht meine Sachen kopieren würden. Ich versicherte ihr, dass dieser Mensch Chairman der CFTC sei und mich gerne bis zum Gehtnichtmehr kopieren könne.

Es geht gar nicht darum, dass Chairman Gensler das Richtige sagt, weil ich nun mal das, was er da sagt, hören will. Es geht darum, dass er die richtige Sache sagt, Punkt. Die Fragen hinsichtlich Positionsobergrenzen und Konzentration sind die wichtigsten Fragen überhaupt. Fragen der Manipulation sind Anliegen Nummer 1 der Kommission. Es kann keine Manipulation ohne eine konzentrierte Position geben. Konzentration kann es bei stichhaltigen Positionsobergrenzen nicht geben, was aber auch legitime Ausnahmeregelungen für diese Positionsobergrenzen einschließt. Daher kann es keine Manipulation geben, wenn es legitime und durchgesetzte Positionsobergrenzen gibt. Das ist die zentrale Intention der gesetzlichen Bestimmungen für den Rohstoffsektor. Und die Manipulation im Silbersektor gibt es, weil wir eben keine echten, durchgesetzten Positionsobergrenzen haben.

Ich kann Ihnen nicht garantieren, dass Gary Gensler die Kommission von der Einführung legitimer Positionsobergrenzen überzeugen wird, was auch hartes Vorgehen gegen die konzentrierte Short-Position der großen US-Geschäftsbanken umfasst. Ich kann Ihnen garantieren, dass die Manipulation genau in dem Moment endet, in dem die CFTC völlig vernünftige Positionsobergrenzen und Ausnahmeregelungen beim Silber einführt. Ich kann Ihnen sagen, dass Gensler uns, absichtlich oder nicht, ganz dicht an die Lösung des Silberproblems gebracht hat. Und genauso der Präsident der Vereinigten Staaten. In seiner Ansprache vor einer Woche gelobte Präsident Obama, den Eigen- und Spekulativhandel von Banken beschränken zu wollen, die staatliche Unterstützung erhalten. Der frühere Notenbankchef Paul Volcker sagte dasselbe zwei Tage später. Ich würde davon ausgehen, dass hier auch JP Morgan und deren spekulative und manipulative Short-Position beim Silber betroffen sind.

So sehe ich das. Legitime und ehrliche Regeln sowie Fairness beim Silber würden den Silberpreis befreien. Nichts könnte einfacher sein: Wenn die Aufsichtsbehörden das Richtige tun und die Intentionen der gesetzlichen Vorschriften für den Rohstoffsektor durchsetzen, dann wird auch die Silbermanipulation zu Ende gehen. Was aber, wenn die Aufsichtsbehörden und Gary Gensler die gesetzlichen Intentionen nicht durchsetzen, was passiert dann? Die Antwort ist simpel: Es wird am Ende überhaupt nichts ändern, nur für Fragen des Timings hat es etwas zu bedeuten.

Die Silbermanipulation wird zu Ende gehen, ganz gleich was irgendjemand, auch Chairman Gensler, sagt oder macht. Sie wird enden, weil die mit Sicherheit kommende physische Knappheit der Garant für ihr Ende ist. Das ist die Sicherheit im Hintergrund, sollte Chairman Gensler keine legitimen Positionsobergrenzen beim Silber durchsetzen können oder einfach nicht durchsetzen. Wenn tausende oder vielleicht zehntausende industrielle Verbraucher die ersten Lieferverzögerungen für echtes Silber zu spüren bekommen, fällt die Silbermanipulation in sich zusammen - genau in diesem unvermeidlichen Moment. Warum? Die Manipulatoren können zwar unbegrenzte Mengen Papiersilberkontrakte leerverkaufen, um den Preis zu begrenzen und zu drücken, sie können jedoch kein echtes Silber aus der Luft zaubern, um die Verbrauchernachfrage befriedigen, wenn das echte Silber gar nicht existiert.

Schon jetzt sind Verspätungen bei Silberlieferungen an die verschiedenen ETFs und bei COMEX-Lieferungen zu beobachten. Im Investmentbereich werden diese Verspätungen toleriert, denn was macht es schon, wenn ein Investor eine Weile auf sein Silber warten muss. Das ist kein schwerwiegendes Problem, keine Frage von Leben und Tod. Aber wenn diese Verspätungen auf die Verbraucher übergreifen, dann wird daraus eine Leben-oder-Tod-Situation; eine Frage des potentiellen Überlebens oder Sterbens eines Unternehmens, welches Silber als wichtigen Bestandteil braucht. Bei den Verbrauchern werden Verspätungen zu einer Lagerhaltungspanik führen.

Wenn aber nun die kommende Silberknappheit definitiv zum Ende der Manipulation führen wird, warum sollte ich mich dann darüber so ereifern, was Chairman Gensler und die CFTC zu ihrem Ende beitragen können? Die Antwort ist einfach. Es hat mit Integrität zu tun. Sollte die CFTC beim Silberproblem solange warten, bis die physische Knappheit hereinbricht, dann wird es Schande und Ungnade auf die Kommission hageln, weil sie nicht schon früher reagiert hatte. Noch mehr Schande für die wichtigen Aufsichtbehörden dieses Landes brauchen wir so dringend wie Löcher im Kopf. Der Silberpreis wird explodieren, egal was die Kommission macht. Aber nur indem Chairman Gensler der Sache zuvor kommt, besteht für ihn die Hoffung, dass die Integrität seiner Behörde und unserer Märkte gerettet werden kann. Seinetwillen und unsertwillen hoffe ich, dass er das Richtige tut.

Vielen Dank für Ihre Zeit.

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© Theodore Butler

(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 16.02.2010 auf der Website www.butlerresearch.com veröffentlicht.

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