Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Währungskriege: Peter Schiff im Interview mit Jim Rickards

17.02.2012  |  Peter Schiff
- Seite 2 -
Peter Schiff: In Ihrem Buch heißt es, Präsident Obama könnte eine Rückkehr zu einem Pseudo-Goldstandard ins Auge fassen. Mir scheint das etwas weit hergeholt. Warum sollte sich eine Gruppe inflationswilliger Keynesianer aus Washington selbst beschneiden in ihrer Möglichkeit der Geldschöpfung. Und würde ein solches Programm nicht auch voraussetzen, dass der Staat zuerst seine Anleihen ausfallen lässt?

James Rickards: Meine Prognose bezieht sich nicht speziell auf Präsident Obama, sondern auf jeden Präsidenten, der mit einer wirtschaftlichen Katastrophe konfrontiert ist. Sicher wird eine typisch keynesianisch eingestellte Administration nicht so ohne Weiteres oder aber bereitwillig zum Goldstandard übergehen. Ich wollte damit nur sagen, dass die Regierung möglicherweise keine andere Wahl mehr haben wird, als zum Goldstandard überzugehen - und zwar dann, wenn ein totaler Vertrauensverlust in den US-Dollar ansteht. Es würde sich dann um einen Goldstandard "der letzten Instanz“ handeln - allerdings zu viel höheren Preisen - möglicherweise 7.000 $ pro Unze oder sogar noch mehr.

Ähnliches machte Präsident Roosevelt damals 1933, als er erst den privaten Goldbesitz ächtete, ihn dann aber um 75% anhob - und zwar inmitten der schlimmsten deflationären Periode, die es in den USA jemals gegeben hatte.


Peter Schiff: Sie schreiben auch, dass Sie vom Verteidigungsministerium gebeten wurden, Strategien zu vermitteln, wie man andere Länder mittels Währungspolitik angreifen kann. Denken Sie, dass man sich vorsätzlich so stark wie möglich verschulden wollte - also Aufnahme öffentlicher Schulden, die gerade von den Chinesen gekauft wurden - um dann einen strategischen Ausfall durch Inflation anzustreben?

James Rickards: Ich glaube nicht, dass es so etwas wie eine gewollte Verschwörung gab, wobei die Schulden schon mit dem Ziel eines anschließenden strategischen Ausfalls angehäuft wurden; aber faktisch ist es dann trotzdem so gekommen.

Jeder weiß ja, dass China die USA in der Hand hat, weil China US-Schulden im Wert von über 2 Billionen $ hält, die jeder Zeit auf den Markt geworfen werden könnten. Aber in Wirklichkeit haben die USA China in der Hand, weil sie die chinesischen Konten sofort einfrieren könnten, sollte China versuchen, US-Schulden auf den Markt zu werfen. Die USA können zudem den Wert des Geldes, das sie den Chinesen schulden, deutlich entwerten. Die Chinesen haben das erst spät begriffen. Wie sich rückblickend herausstellen wird, war es der größte Fehler der Chinesen, dass sie darauf vertrauten, dass die USA den Wert des US-Dollars erhalten werden.


Peter Schiff: In Ihrem Buch legen Sie auch vier Möglichkeiten dar, wie der aktuelle Währungskrieg enden könnte. Können Sie bitte kurz darstellen, welches Szenario Sie für das wahrscheinlichste halten und auch warum.

James Rickards: Ok, ich habe vier Szenarios dargelegt, die ich die "Vier Reiter der Dollar-Apokalypse“ nenne.

Im ersten Fall ist das Ergebnis eine Welt mit verschiedenen Reservewährungen, wobei der Dollar nur eine unter vielen ist. Gerade die akademische Welt bevorzugt diese Lösung. Ich nenne sie die "Kumbaya“-Lösung, quasi die "Friede-Freude-Eierkuchen-Lösung“, weil man davon ausgeht, dass sich alle miteinander verstehen werden und harmonieren. Tatsächlich wird es wohl nicht nur eine Zentralbank geben, die sich schlecht verhält, es wird viele davon geben.

Im zweiten Szenario wird es eine globale Geldform geben - und zwar die Sonderziehungsrechte (SZR). Das wäre die Lieblingslösung der globalen Eliten. Das Fundament dafür wurde schon längst gelegt und aktuell wird an diesem Projekt weiter herumgeklempnert. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hätte dann seine eigene Druckerpresse, die von den G20-Gremien kontrolliert wird, welche wiederum niemandem Rechenschaft schuldig sind.

Das dritte Szenario ist eine Rückkehr zum Goldstandard. Dieser kann aber erst mit viel höheren Goldpreisen kommen, um die deflationären Fehler der 1920er zu vermeiden. Damals kehrten die Nationen zum Goldstandard zurück, aber gemäß der alten Parität. Die ließ sich aber nicht aufrechterhalten, ohne dass eine massive Deflation Einzug hielt, da man in der Zwischenzeit ja so viel Geld gedruckt hatte. Ich denke da an einen Goldpreis von 7.000 $ pro Unze für die neue Parität.

Und mein letztes Szenario wäre Chaos und die Anwendung der Wirtschaftsnotstandsgesetze (emergency powers act). Und dieses Szenario ist aus meiner Sicht das wahrscheinlichste, da unter den geldpolitischen Eliten eine Kombination aus Verweigerung, Verzögerung und Wunschdenken vorherrscht.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"