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Die "Too-Big-To-Fail-Lüge" (im Fall der Banken)

26.02.2010  |  Steve Saville
Dies ist ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 28. Januar 2010 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.

"Sie sind ‘too big to fail’": Aus diesem Grund wurden Billionen Dollar in Form von Geld und Garantien aufgewendet, um verschiedene US-Banken im Zeitraum zwischen 2008-2009 "aus der Klemme zu helfen" (to bail out). Der Zusammenbruch dieser Banken, so wurde argumentiert, werde praktisch die gesamte Wirtschaft zum Stillstand bringen - das war also der Umfang und der Horizont jener Aktionen. Es geschehe im "öffentlichen Interesse": So wurde die Bereitstellung aller finanziellen Mittel, die die Banken zur Aufrechterhaltung Ihrer Geschäfte benötigten, beworben. Das Argument "too big too fail" war jedoch eine gigantische, facettenreiche Lüge.

Ein Teil der Lüge bestand darin, dass mit der Rettung der Banken ein anhaltender Kreditfluss an Privatpersonen und Unternehmen garantiert werden könne. Es sticht jetzt natürlich ins Auge, dass das nicht stimmte, denn die Kreditvergabe der Banken ist seit den Rettungsaktionen rückläufig. Vielleicht sind wir aber gerade gemein und vielleicht sollte all dies eher als ein grundsätzliches Missverständnis abgetan werden, das der Popularität fehlerhafter keynesianischer Wirtschaftstheorien entspringt.

Der springende Punkt beim Thema Kreditvergabe war/ ist folgender: Die Gesamtmenge realer Ersparnisse wurde während des inflationsgetriebenen Booms von 2003-2007 ernsthaft abgetragen. Daher sollte es auch nicht überraschen, dass die Privatwirtschaft seither verzweifelt versucht, ihre Ersparnisse aufzufüllen. Und folglich waren auch der Wunsch als auch die Fähigkeit, neue Schulden zu machen, weniger stark ausgeprägt. Wenn man versteht, worum es hier wirklich geht, dann wird einem auch klar, dass die Banken wahrscheinlich nie so schnell an ihren alten Gewohnheiten der Kreditvergabe hätten anknüpfen können und dass eben dies, gesetzt dem Fall, sie würden es tun, schlecht für die Wirtschaft wäre.

Ein zweiter Teil der Lüge: Die Anlegerkonten seien in Gefahr gewesen. Denn in Wirklichkeit waren nur die Besitzer von Bankanleihen und Bankaktien in Gefahr. Zu diesen Bankenrettungen kam es im Wesentlichen, um die Besitzer von Bankanleihen vor Verlusten bei ihren schlechten Investments zu schützen; man könnte es treffenderweise eine Politik des "Kein-Halter-von-Bankenanleihen-wird-zurückgelassen" nennen.

Ein dritter Teil der Lüge war wohl eher eine Irreführung als eine Lüge, denn die Quelle, aus der das Rettungskapital am Ende kommen sollte, wurde absichtlich vage gehalten. Immer hieß es, der Staat werde die Bailouts finanzieren, aber der Staat hat weder in der Vergangenheit reale Ersparnisse generiert, noch tut er es jetzt. Daher kann auch rein gar nichts finanzieren. Die erdrückende Wahrheit ist, dass es bei den Bailouts im ersten Schritt zu einem massiven Vermögenstransfer vom Rest der Wirtschaft zu den Besitzern von Bankenanleihen gekommen ist, der später auf die Managern und Händler der Banken ausgeweitet wurde.

Wenn man versteht, wie die Rettungsaktionen für gescheiterte Unternehmen finanziert werden, dann entpuppt sich auch die Annahme, eine Bank oder irgendein Unternehmen könnte jemals "too big to fail" sein, ganz allgemein als Lüge. Die Wahrheit ist: Ein Unternehmen oder ein Wirtschaftszweig kann immer nur auf Kosten eines anderen Wirtschaftsteils künstlich gestützt werden; und je größer dieses Unternehmen ist, desto WENIGER sinnvoll ist es aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive, dieses Unternehmen zu retten. Mehr noch, wenn ein Unternehmen scheitert, dann verschwindet es nicht einfach so vom Erdboden; eher ist es so, dass die wirtschaftlich überlebensfähigen Unternehmensteile verkauft werden und Ressourcen freigesetzt werden, welche anderswo genutzt werden. Im Fall der Großbanken war das grundlegende Bankengeschäft gesund und es hätte auch unter anderen Eigentumsverhältnissen weiterfunktionieren können, hätte man zugelassen, dass diese Banken zusammenbrechen.

Leider ist die “Too-Big-To-Fail-Lüge” immer noch weitverbreitet und akzeptiert. Aus der Sicht der Regierungen ist die Theorie, dass die Krise viel mit der Größe der Banken* zu tun hatte, einfach zu gut, um nicht an ihr festzuhalten. Denn sie rechtfertigt nicht nur den gewaltigen Vermögenstransfer von 2008-2009 und lenkt die Schuld von der Regierung und der Fed, sie macht es zudem möglich, dass die Aufsichtsbehörden eher als Retter denn als Schuldige dastehen können.

Der vor Kurzem geäußerte Vorschlag Obamas**, die Größe und das Betätigungsfeld dieser Banken zu begrenzen, ist damit nur der letzte Versuch in einer Reihe von vielen, mit denen die Aufsichtsbehörden als Retter dargestellt werden sollen. Wir fragen uns aber, ob die Öffentlichkeit nicht anfangen wird, den "Tatsachen ins Gesicht zu sehen". Der Vorschlag kam unmittelbar nach den Wahlschock von Massachusetts und zielte klar und deutlich darauf ab, die Verärgerung der wählenden Öffentlichkeit von der Großstaatlichkeit auf die Großbanken abzulenken; aber können die Wähler eigentlich kapieren, dass in Wirklichkeit weniger Staat gebraucht wird? Möglich. Eine weniger optimistische Einschätzung der Lage wäre allerdings, dass die Wähler solange noch kein Problem in der zwangsstaatlichen Vermögensumverteilung sehen, solange er/ sie direkt von den Umverteilungen profitieren. Auf jeden Fall wird ein ergebener Anhänger zentralstaatlicher Planung jedes Problem als berechtigten Grund zur Ausweitung der Rolle des Staates ansehen, auch wenn völlig offenkundig ist, dass der Staat das Problem verursachte. Und nur wenige sind ergebener als Herr Obama.

In Hinblick auf die sogenannten "Too-Big-To-Fail-Banken" gibt es eine korrekte und sehr einfache Lösung, bei der einfach nur die grundlegenden Eigentumsrechte angewendet werden müssen. Zur Lösung des Problems wird den Banken das gesetzliche Privileg der Geldfälschung entzogen, das sie derzeit noch genießen. Das würde die Banken auf Augenhöhe mit allen anderen bringen. Es überrascht nicht, dass diese Lösung derzeit nicht zur Debatte steht.


* Die immense Größe, die einige Banken erreichen konnten, ist nur ein Symptom nicht aber die Ursache. Sie ist Symptom eines inhärent instabilen Geldsystems - eines Systems, in dem Privatbanken und die Zentralbank Geld aus dem Nichts schaffen dürfen.

** In einer Pressemitteilung des Weißen Hauses von letzter Woche hieß es: "[…] der Vorschlag würde:

1. das Betätigungsfeld einschränken - Der Präsident und sein Wirtschaftsteam werden mit dem Kongress zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass keine Bank oder keine Finanzinstitution, die eine Bank umfasst, gegenüber Hedgefonds, Private-Equity-Fonds als Eigentümer, Investor oder Sponsor auftreten darf oder Eigenhandel, jenseits der Kundendienstleistung, mit Gewinnabsichten betreiben darf.

2. die Größe begrenzen - Der Präsident kündigte zudem einen neuen Vorschlag an, mit dem die Verdichtung unseres Finanzsektors begrenzt werden soll. Mit dem Vorschlag werden dem exzessiven Wachstum der Gesamtmenge an Verbindlichkeiten, die bei den größten Finanzfirmen konzentriert ist, umfassendere Grenzen gesetzt, um die schon bestehenden Beschränkungen bezüglich der Einlagenverteilung zu ergänzen.



© Steve Saville
www.speculative-investor.com



Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite zur Verfügung www.speculative-investor.com. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.



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