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Wie die restriktive Kreditgewährung der Banken einen Aufschwung ausbremst

03.03.2010  |  Andre Fischer
Vergabe von Bankkrediten sinkt in vielen Ländern im Rekordtempo

Die Großbanken weigern sich nach wie vor beharrlich, die Unternehmen ausreichend mit Krediten auszustatten und führen auf diese Weise einen Wirtschaftsabschwung herbei. Sowohl in den USA als auch in Westeuropa ist weiterhin eine äußerst restriktive Kreditvergabepraxis zu beobachten. In den USA beispielsweise sind die Kreditvolumina der Geschäftsbanken erstmals seit Jahrzehnten in absoluten Zahlen deutlich geschrumpft. Seit Oktober 2008 war hier ein Rückgang von exorbitanten (über) 600 Milliarden USD zu beobachten.

In Europa ist die Situation ähnlich: In Frankreich haben die dortigen Finanzinstitute die Ausleihungen um 1,1% gestrafft (= Kredite an Unternehmen und Privathaushalte). Noch im Herbst 2008 stellte die französische Regierung den Banken 11 Milliarden Euro zur Verfügung. Parallel hierzu versprachen die Finanzkonzerne hoch und heilig, dass man die Kreditengagements im Jahr 2009 um 3 bis 4% erhöhen wolle - eine Lüge, wie sich nun im Nachhinein herausstellt.

Nicht anders ist es in Großbritannien: Hier erhielten sowohl die Lloyds Banking Group als auch die Royal Bank of Scotland von der britischen Regierung Kapitalspritzen in schier unglaublicher Höhe. Die Geldflüsse und Garantien allein für diese beiden Institute belaufen sich auf mehrere hundert Milliarden Pfund. Beide Banken verpflichteten sich daher, mehr Darlehen an Unternehmen und Privathaushalte zu vergeben. Llloyds versprach, seine Nettokreditvergabe auf Jahresbasis auf 13 Milliarden Pfund auszuweiten; die Royal Bank of Scotland machte gar Zusagen für 16 Milliarden Pfund neuer Darlehen.

Die tatsächliche Entwicklung: Die Vergabe von Bankkrediten schrumpft in Großbritannien derzeit im Rekordtempo. Im Dezember 2009 betrug das Minus im Vergleich zum Vormonat satte 4,3 Milliarden Pfund. Im Jahresvergleich sank die Kreditvergabe um 8,1% - das ist gleichbedeutend mit dem stärksten Rückgang, seitdem die Statistik erhoben wird.

Ein nahezu identisches Bild ergibt der Blick auf Deutschland, Italien und Spanien: In Deutschland ist das Kreditvolumen im Jahr 2009 um 1,8% gesunken. In Italien führen die Verweigerungen bei Verlängerungen (der Kreditlinien) und Umschuldungen zu einem sprunghaften Anstieg der Firmenbankrotte. In Spanien brach das Kreditvolumen in 2009 um über 4% ein. Meiner Meinung nach besteht in Europa längst eine großflächige Kreditklemme.

Aber auch in China dürfte eine harte Landung bevorstehen: Im vergangenen Jahr erreichte das Riesenreich ein Rekordkreditvolumen in Höhe von 9,59 Billionen Yuan (gut eine Billion Euro). Der Chef der Pekinger Bankenaufsicht, Liu Mingkang, kündigte jedoch bei einer Konferenz in Hongkong an, die Neuvergabe von Krediten solle in 2010 auf 7,5 Billionen Yuan begrenzt werden. Die sechs chinesischen Großbanken haben bereits reagiert: Die Industrial and Commercial Bank of China hat die Neuvergabe von Krediten zeitweise ausgesetzt. Damit nicht genug: Man gab zudem bekannt, einige Darlehen nicht mehr zu verlängern. Andere wichtige Finanzkonzerne folgten diesem Beispiel.


Das neue lukrative Geschäftsmodell des Großbankensektors

Das Geschäfts-"Modell" der Banken sieht zusammengefasst so aus: Man zockt sich vom Steuerzahler gigantische Multimilliardenbeträge ab (durch Liquiditätshilfen und Garantien der westlichen Regierungen). Hinzu kommt noch die Hilfe der Notenbanken (FED und EZB), welche im Aufkauf unverkäuflicher und illiquider Schrottanleihen der Geschäftsbanken (zu viel zu hohen Preisen) besteht. Weil das immer noch nicht reicht, erhalten die Primary Dealers auch noch extrem günstige Refinanzierungsmöglichkeiten. Diese versetzen die Finanzinstitute in die Lage, "sichere" Staatsanleihen zu kaufen (bei De-Facto-Nullzins-Kreditaufnahme), so dass eine (noch risikolose) Zinsmarge von mehreren Prozentpunkten eingestrichen werden kann.

Diese mit Hilfe des Steuerzahlers eingestrichene "Kohle" (ohne die wahnwitzigen Rettungspakete wären die Großbanken sofort bankrott gegangen) reicht man aber nicht etwa an seine Kunden weiter (in Form von großzügigen Krediten und günstigen Zinsen bei der Kreditaufnahme), sondern "parkt" das Geld lieber bei der Notenbank. Man muss sich in diesem Zusammenhang unbedingt vor Augen führen, dass die Banken die Zinsen für die Kontokorrent-Kredite drastisch in die Höhe geschraubt haben. Es gibt in Europa einige Banken, die Sollzinsen in Höhe von 16 bis 20% berechnen.

In den USA hat diese moderne Form des Wegelagerertums dazu geführt, dass Soll- und Überziehungszinsen von bis zu 30% p.a. in Ansatz gebracht werden. Wohlgemerkt: Bei gleichzeitigem Erhalt von Steuergelder-Geschenken (zwangsweise durch die jeweilige Regierung aufdoktriert) und Null-Zins-Krediten durch die Notenbanken.


Wie Goldman Sachs, Deutsche Bank & Co. gerettet wurden

Auf welch skrupellose Weise der Steuerzahler ausgebeutet wird, ist besonders gut am Beispiel AIG zu ersehen. Wir erinnern uns: Die US-Regierung musste den horrenden Betrag von 180 Milliarden USD für die Rettung von AIG aufwenden (für mindestens 80% der Aktienanteile).

Der Grund für den Aufkauf der größten US-Versicherung war ganz simpel: Hätte man AIG bankrott gehen lassen, dann wären viele hundert Billionen Credit Default Swaps (CDS) geplatzt, so dass europäische und US-amerikanische Großbanken quasi über Nacht auf gigantischen Verlusten gesessen hätten. Der Grund: Die Finanzkonzerne hatten viele "Giftmüll"-Vermögenswerte von der AIG versichern lassen.

Nachstehende Banken hatten bei der AIG folgende Beträge versichert (via CDS):
  • Goldman Sachs: 17,2 Milliarden USD;
  • Merrill Lynch (jetzt Teil von Bank of America): 13,2 Mrd. USD;
  • Deutsche Bank: 9,5 Milliarden USD.





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