Von der Unmöglichkeit, Griechenland in der Knechtschaft zu zähmen (Teil I)
28.02.2012 | Jim Willie CB
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Vom Weltwirtschaftsforum in Davos war nur ein guter Kommentar zu hören. Er kam von einem der wenigen Nobelpreisträger für Wirtschaft, die überhaupt etwas Sinnvolles von sich gegeben haben. Die Preisträger der letzten Zeit sind entweder albern in ihrer Befürwortung des Status Quo, der sich im Desastermodus befindet, oder sie sind so abstrus, dass ihre Aussagen fast schon bedeutungslos sind. Von Jospeh Stiglitz kamen die vielleicht einzigen klugen Worte oder Ansagen, die es vom Forum zu berichten gab - ein Klubtreffen von Bankern und ihren Invesmentfonds-Kollegen, die sich die Verteidigung des scheiternden Systems zur Aufgabe gesetzt haben. Stiglitz sagte: "Die europäischen Entscheidungsträger wiederholen immer wieder dieselben Plattitüden: Wir brauchen Wachstum, die Austeritätsmaßnahmen allein werden nicht ausreichen. Doch kein Land hat politische Programme, die Wirtschaftswachstum erzeugen werden. Ich habe hier in Davos nichts gehört, was mich überzeugt hätte, dass die europäischen Spitzenpolitiker überhaupt irgendeine Vorstellung davon haben, was sie tun müssten und was sie tun werden. Keine weiß, wer wem was schuldet, und worin die Risiken einer Zahlungsunfähigkeit Griechenlands eigentlich bestehen.“
Das erinnert mich wieder an einen Grundsatz, der da lautet: Der erste Schritt auf dem Weg zum Wiederaufbau, zur Heilung und Lösung ist die Liquidiierung der großen, insolventen Banken. Aber genau von dort aus wird die US-Regierung kontrolliert. Wenn es nicht die Banken sind, dann sind es die öffentlichen Agenturen und Behörden, die sich zu einer ausgedehnten Privatunternehmung entwickelt haben, welche über viel versteckte Macht verfügt.
Schadensbegrenzungsplan
Man muss ersthaft und mit beiden Füßen in der Realtiät bleiben. Ohne Liquidierung der griechischen Schulden, ohne Umschuldung mit enormen Abschreibungen (wenn nicht sogar Totalverlust), ohne eine Rückkehr zur Drachme, ohne eine Rekapitalisierung ihrer Banken und ohne eine Absage an die Krisengewinnler - wird es keine Lösung für Griechenland geben. Aber fast keine dieser Maßnahmen wird umgesetzt werden - außer vielleicht, dass die ausbeutungswilligen Ausländer zurückgewiesen werden. Es wird offen über Abschreibungen in Höhe von 70% geredet, was zwar brutal ist aber nicht zu reichen scheint.
Die größten praktischen Hindernisse für die griechische Wirtschaft sind die Austeritätspläne und die nicht gegebene Möglichkeit der Währungsabwertung. Bisher waren Austeritätpläne immer ein Misserfolg - in jeder Nation, in der dies versucht wurde. Sie verschlimmern den wirtschaftlichen Abschwung, lassen die Arbeitslosenzahlen noch stärker steigen, große Projekte werden storniert, die Renten werden unsicherer und die Defizite steigen deutlich an. Und trotzdem macht man weiter - auch in Anbetracht der ruinösen Kettenreaktionen. Man muss sich fast schon fragen, ob der Ruin nicht das eigentliche Ziel ist? Damit ein anderer Technokrat an die Macht kommen kann - ungewählt und nur loyal gegenüber dem Syndikat. Wer hat Papademos und Monti ausgewählt?
Die nicht vorhandene Möglichkeit der Währungsabwertung stellt sich als der zentrale Fehler des gesamten Euroraums heraus. Die Schwächsten können nicht mit den Stärksten konkurrieren. Mit der Zeit werden die starken Nationen nicht mehr den Lebensstandard auf eigene Kosten liefern wollen und sich verweigern. Der deutsche Lebensstandard ist deutlich gesunken, zum Ärger vieler Bürger. Der normale evolutionäre Prozess für eine problembelastete Nation wäre folgender: Umschuldung, Abwertung der Landeswährung und etwas Wirtschaftsstimulierung. Doch seit zwei Jahren tanzt man nur um den Schuldentisch herum. Hinsichtlich der Währungsentwertung bewegt sich nichts, weil einer Abnabelung vom Euro sofort enorme Anleihe-Abschreibungen bei den europäischen Banken folgen würden. Hier wirken dieselben Blockadedynamiken wie in den USA.
Griechenland muss zur Drachme zurückkehren, diese um 30% oder mehr abwerten und einige Stimuli bekommen. Die Liste der griechischen Exportartikel ist nicht gerade überlang. Und die Austeritätshaushalte sind das genaue Gegenteil von Stimuli. Der Wahnsinn hat Fuß gefasst. So muss beispielsweise eine ganze Reihe von öffentlichen Angestellten ohne Bezahlung arbeiten. Das Machtzentrum der Großbanken verhindert Lösungen. Die nächste Phase wird also voller Risiken und Intrigen sein -wenn nicht Verrat.