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Von der Unmöglichkeit, Griechenland in der Knechtschaft zu zähmen (Teil II)

29.02.2012  |  Jim Willie CB
- Seite 3 -
Der erdückende Beweis fand sich im Bericht des Office of the Comptroller & Currency, der die steigenden Derivatebestände für das 1.Quartal 2011 auswies. Der Bericht zeigte, dass allein Morgan Stanley eine Derivateposition von theoretisch 8 Billionen $ aufgebaut hatte. So viel zur Investorennachfrage nach Anleihen und zu den Widersprüchen im Rahmen der Herbastufung der US-Schulden durch S&P. Welch clevere Taktik. Ein Aufbrechen der griechischen Schuldensituation könnte jedoch auch im Bereich der Zinssatzswap-Instrumente für extremen Stress sorgen - diese Praxis könnte sogar ans Licht der Öffentlichkeit gelangen - in einer Zeit zunehmender Isolierung der USA durch ausländische Gläubiger. Die versteckten zentralen Manipulationsinstrumente am Markt für US-Staatsanleihen könnten durch einen erzwungenen Schuldenausfall und die Umschuldung griechischer Anleihen enthüllt werden. Die griechischen Verluste werden das System an den äußersten Rand der Belastbarkeit bringen.

Unbeabsichtigte Folgen: Das neueste Risiko ist das Risiko des Unbekannten, des Unerwarteten, das nicht richtig geplant werden kann. Die potentiellen, unbeabsichtigten Konsequenzen, die mit einer umfassend geplanten Zahlungsunfähigkeit Griechenlands einghergehen, entziehen sich jeder Beschreibung.

Meiner Ansicht nach ist das so, als würde man versuchen, 100 frei lebende Katzen so zu zähmen, dass sie sich gemeinsam und in aller Ruhe in einem Lastwagen einfinden, um sich in die Knechtschaft abtransportieren zu lassen. Jackass mag durchaus Katzen, aber bislang hat es noch keiner geschafft, sie auf offener Straße einzufangen. Sie springen über Zäune und kriechen unter ihnen hindurch, sie verschwinden in Löchern und verstecken sich sogar im Motorräumen von Autos. Sie sind schnell und schwer zu fassen, sie wechseln die Richtung mit extremer Geschwindigkeit und Agilität. So steht es auch um die Konsequenzen eines geplanten Abrisses des überstrapazierten griechischen Schuldengebäudes. Die Mächtigen müssen die auf sie wartenden Herausforderungen erkennen - und jeder mit bangem Blick entgegensehen.


GOLD & SILBER

Seit fast einem ganzen Monat tobt nun schon die Schlacht im Preiskorridor zwischen 1.750 und 1.800. Dieser ist von entscheidender Bedeutung. Die kleinere Schlacht um den Durchbruch über die 1.650-Marke verlief erfolgreich. Die Erholung des Goldpreis wurde also gestärkt, bestätigt und als solche wahrgenommen. Achten Sie auf das Urteil des Goldpreises wenn eine Lösung in Griechenland ausgearbeitet wird - oder wenn wieder keine Einigkeit in diesen Fragen erreicht wird und eine Reihe von Fehltritten folgt.

Die Integrität des Systems steht auf der Kippe. Die Druckpunkte sind über das gesamte Finanz- und Wirtschaftssystem verteilt. Die Lösungen sind schwer zu definieren, da der grundlegende, erste Schritt einer Liquidierung der Großbanken abgelehnt wurde und wird. Denn den Banken, die sich im Besitz der Macht befinden, wäre damit zu großer Schaden zugefügt worden.

Der Knackpunkt ist aber die Rekapitalisierung des Bankensystems - ein dringendes Bedürftnis und Pflicht; es gilt zu begreifen, dass diese Rekapitalsierungen eine Konsequenz aus der erzwungenen griechischen Gesamtlösung sind. Man darf davon ausgehen, dass die Banken dabei erneut begünstigt werden. Wenn sie aber wieder auf solvente Füße gestellt werden - ein Prozess, der nur durch enorme monetäre Hyperinflation möglich ist, die direkt an den Bankengrundpfeilern ansetzt - dann dürfte die Umverteilung vom Zentrum ins System zum ersten ernsthaften Leck auf dem Weg zur Preisinflation werden. Drei Jahre lang konnten monetäre Inflationslecks abgedichtet werden - zum Schaden der Wirtschaft.

Die Vorwegnahme dieser systemischen Preisinflation könnte sich im Goldpreis zeigen. Einer erzwungenen Lösung des griechischen Schuldenproblems könnte eine Art Kapitulation folgen - die Einsicht in die Tatsache, dass sich das westliche Finanz- und Geldsystem nicht reparieren lässt. Die Einsicht, dass ein Wiederaufbau des Bankensystems angestrebt wird, würde einen mächtigen Preisinflationsschub auslösen, da die gewaltigen Kosten des Wiederaufbaus quasi eine unbeabsichtigte Folge darstellen. Der Goldpreis würde explodieren und über die 2.000 $-Marke pro Unze schnellen - falls es so kommen sollte.

Sollte der geplante Abriss des griechischen Staatsschuldengebäudes aber nicht nach Plan verlaufen, dürfte beim Goldpreis ebenfalls eine mächtige positive Reaktion zu erwarten sein. Die Liste der nicht beabsichtigten Konsequenzen und Kollateralschäden ist in der Tat sehr lang. Das Risiko ist erschreckend akut und nicht leicht zu bemessen. Gold dürfte dann als wirksames Druckventil funktionieren. In den letzten Wochen wurde sogut wie jeder Versuch, den Goldpreis mit noch mehr ungedeckten Leerverkäufen zu drücken, vereitelt und von der östlichen Koalition bekämpft (ihr neues Projekt).

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© Jim Willie CB
www.goldenjackass.com


Der Artikel wurde am 22.02.12 auf www.financialsense.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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