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Dirk Müller: Wir befinden uns in der Endphase vor dem Reset

01.03.2012  |  Harald Weygand
- Seite 2 -
Sie meinen, das System ist schuld an unserer Lage?

Das Grundproblem ist folgendes: Wir erschaffen Geld als Schuldgeld, sprich Geld entsteht, indem jemand einen Kredit aufnimmt. Somit steht allem Geldvermögen irgendwo eine Schuld gegenüber. Sobald jemand Zinsen für seine Schuld zahlt, landet dieses Geld auf der Vermögensseite eines anderen. Dieses Geld hat sich über die Zeit bei immer weniger Leuten angesammelt.

Und genau hier liegt das Problem: Die breite Masse der Bevölkerung trägt einen immer höheren Schuldenberg, während nur einige wenige auf der anderen Seite der Rechnung stehen. Die obersten zehn Prozent der deutschen Bevölkerung teilen sich zwei Drittel des gesamten Privatvermögens von fast fünf Billionen Euro. Der Rest muss den Gürtel immer enger schnallen, in allen Bereichen. Denn wo die Schulden im System liegen ist egal. Ob beim Bürger direkt, beim Staat durch höhere Steuern oder den Unternehmen durch höhere Preise ihrer Produkte - der Bürger zahlt immer.


Wie lange kann es denn dann überhaupt noch so weitergehen?

Es wird solange so weitergehen, bis die Last, die auf der breiten Masse lastet, zu groß wird. Meiner Meinung nach befinden wir uns bereits in dieser Endphase. Wie lange es genau noch dauert weiß ich nicht, aber es wird der große Neustart kommen - eine Umverteilung von oben nach unten. Die Geschichte zeigt, dass alle paar Jahrzehnte ein solcher Reset stattfindet.


Wie sieht so ein Bruch dann konkret aus?

Egal was passiert, es wird sicherlich erst einmal alle Menschen betreffen. Letztendlich muss aber die breite Masse entlastet werden. Dies kann beispielsweise über Inflation passieren: Die Forderungen der Gläubiger werden real weniger wert, auf der anderen Seite werden die Schuldner, sprich die breite Bevölkerung, real entlastet. Auch die jetzt diskutierten Schuldenschnitte sind Teil dieser Umverteilung. Investoren wird ein mehr oder weniger großer Teil ihrer Vermögen genommen, wohingegen die Masse wiederum durch die sinkende Schuldenlast profitiert. In den USA gab es als Antwort auf die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre den sogenannten New Deal, der in Form von extremer Besteuerung von Vermögen ebenfalls zur Umverteilung beitrug. Eine starke Anhebung v.a. der Spitzensteuersätze oder eine Vermögenssteuer sind auch hier denkbar.


Wenn dieser Reset so unausweichlich ist, warum wird dann überhaupt noch verhandelt und debattiert? Ist das, was in Brüssel jetzt passiert, dann nicht letztlich irrelevant?

Es ist insofern noch wichtig, als dass die Politik zumindest teilweise die Zügel in der Hand hat, wenn es darum geht zu bestimmen wie der Neustart auszusehen hat. Sie kann noch bestimmen wer wie belastet wird. Hier ist allerdings auch schon viel zu viel Zeit verstrichen und viele Fehler wurden begangen. Viel zu lange wurde an der Idee festgehalten, die Belastungen einfach dadurch zu mildern, dass man noch mehr mit ins Boot holt.

Hätte man sich der Unausweichlichkeit eines Schuldenschnitts schon früher gestellt, wären nur die Banken betroffen gewesen. Mittlerweile sind sowohl Zentralbanken, als auch Staaten und somit der Bürger selbst betroffen. Was nun passieren muss, ist eine klare Richtungsweisung für den weiteren Verlauf des Umbruchs.


Was müsste sich denn grundlegend ändern, damit wir die gleichen Probleme in Zukunft nicht wieder bekommen?

Wir haben eine ganz irrsinnige Regelung in unserem Geldsystem. Private Geschäftsbanken haben die eigentliche Kontrolle über die Geldschöpfung und erschaffen Geld sozusagen aus dem Nichts. Warum sollte man ein solches Recht nicht vollends auf eine andere Ebene übertragen? Eine Idee, die es dazu schon lange gibt, ist die eines Vollgeldsystems. Hier gibt es eine Art vierte staatliche Gewalt, die "Monetative“, die die Geldschöpfung übernimmt. Sie würde in Form einer unabhängigen Notenbank den Staat und die Banken mit Geld versorgen.

Alle Sicherheiten, die im Ausgleich für Sichteinlagen von Kunden bei den Banken in den Büchern stehen, werden durch von der Zentralbank neu geschöpftes Geld getauscht. Das Geld auf den Girokonten bliebe erhalten, dürfte aber von den Banken nicht mehr eigenständig in Form von Kreditvergabe in Umlauf gebracht werden. Die Monetative in Form der Notenbank hätte also die absolute Kontrolle darüber, wie viel Geld neu in Umlauf kommt.




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